Die Bedeutsamkeit regionaler Produkte und Lebensmittel
Die Nachfrage regionaler Lebensmittel steigt. Produkte aus der Heimat bzw der Region sind nach Lebenmittelskandalen stärker gefragt.Die Nachfrage regionaler Lebensmittel steigt
In aktuelle Umfragen zeigt sich, dass zwei Drittel der Verbraucher sich mehr regionale Produkte wünschen und dafür durchaus mehr Geld bezahlen würden. Und die Anzahl der Waren auf dem Markt steigt - vielleicht wegen der vielen Lebensmittelskandale der vergangenen Zeit wie beispielsweise BSE, Vogelgrippe, EHEC und dem Dioxin-Skandal. Die eigene Region gewinnt immer mehr an Bedeutung, sobald "das Große" zu schwanken beginnt. Krisen bewirken eine Veränderung der Konsumentenverhaltens - und die Nachfrage regionaler Lebensmittel ist so groß wie nie. Herkunft und Qualität der Produkte gewinnen immer mehr an Bedeutung.
Regionale Produkte und Lebensmittel (Bild: Hinrich / Wikipedia)
Der Handel mit Regionaler Ware boomt
Viele Supermärkte haben ihr Sortiment schon mit regionaler Ware erweitert. EDEKA legt seinen Schwerpunkt auf frische Lebensmittel wie saisonales Obst und Gemüse, Fleisch und Wurst, Milch und Milchprodukte, Eier, Backwaren und Brot. Bei REWE gibt es zudem regionalen Wein, Sekt, Apfelwein, Brot, Speiseöl, Nudeln, Mehl, Säfte, Spirituosen, Honig und Brotaufstrich. 2010 führte LIDL die Eigenmarke "Ein gutes Stück Heimat" ein. Hierfür bezieht der Supermarkt seine Produkte und Rohstoffe ausschließlich aus deutschen Regionen, die jedoch in allen Bundesländern verkauft werden. Zum Sortiment gehören Apfelkuchen, Direktsäfte, Rahmspinat, Molkerei- und Kartoffelprodukte und Gemüse im Glas, zum Beispiel Möhren und Erbsen.
Heimat und Region – Keine geschützten Begriffe
Vertraute Marken von bekannten Läden sind in Krisenzeiten verstärkt gefragt. Der Kunde vertraut eher den Erzeugnissen der Heimat und möchte wissen, woher die Lebensmittel kommen, die im heimischen Kühlschrank landen. Die Verpackungen versprechen aber oftmals mehr Heimatbezug als die Produkte in Wirklichkeit zu bieten haben - Das liegt vor allen Dingen daran, dass die Begriffe "Region" und "Heimat" nicht geschützt sind. Und auch der Verbraucherschutz warnt: Lebensmittelhersteller nutzen das Öko-Bewusstsein ihrer Kunden oft aus. Regionale Produkte sind tatsächlich oft nur nationale Produkte, berichtet die Stiftung Warentest. Sie werden also als heimisch angepriesen, obwohl sie lange Vertriebswege hinter sich haben.
Die EU-Siegel geben Sicherheit
Aber woran erkennt der Verbraucher "echte" regionale Lebensmittel und Produkte? In der Europäischen Union gibt es derzeit drei verschiedene Siegel, die hochwertige landwirtschaftliche Erzeugnisse aus bestimmten Herkunftsgebieten auszeichnen:
Das erste Siegel ist das g. U.-Siegel (geschützte Ursprungsbezeichnung). Es garantiert die Erzeugung, Verarbeitung und Herstellung von einem Produkt in einem bestimmten Gebiet nach einem eindeutigen Verfahren.
Das zweite Siegel, das g. g. A.-Siegel (geschützte geografische Angabe) bescheinigt ein enges Bündnis der landwirtschaftlichen Erzeugnisse und Lebensmittel mit einem bestimmten Herkunftsort. Wenigstens eine der Produktionsstufen – Erzeugung, Herstellung oder Verarbeitung – muss im Herkunftsgebiet erfolgen. Beim Schwarzwälder Schinken beispielsweise müssen Würzung, Reifung und Räucherung im Schwarzwald stattfinden. Das Fleisch für den Schinken darf jedoch von einem beliebigen anderen Ort stammen.
Das letzte Siegel ist das g. t. S.-Siegel (geschützte traditionelle Spezialität). Es garantiert die traditionelle Zusammensetzung eines Produkts oder ein traditionelles Herstellungsverfahren - aber keine bestimmte Herkunft. Der Serranoschinken beispielsweise hat nur ein geschütztes Verarbeitungsverfahren. Die Herstellung ist aber an keinen bestimmten Ort oder Region gebunden.
Die Bedeutungen der verschiedenen Herkunftssiegel sind aber lange nicht allen Verbrauchern bekannt, und sie sorgen häufig für Verunsicherung. Obwohl es in Nordrhein-Westfalen viele regionale Spezialitäten wie den Westfälischen Knochenschinken, das Rheinische Rüben- und Apfelkraut und die Kölsche Flönz gibt, tragen nur das Dortmunder Bier, die Aachener Printen, das Kölsch und der Nieheimer Käse das EU-Siegel für die geschützte geografische Angabe.
Die Vorteile regionaler Lebensmittel auf einen Blick
Der Verbraucher profitiert vor allem von den kürzeren Wegen und Transportzeiten. Die Lebensmittel sind frischer und geschmacklich voll ausgereift. Saisonale Produkte sind zudem meist relativ günstig im Preis. Und durch die Nähe zum Produzenten steigt das Vertrauen des Verbrauchers in die Lebensmittelqualität und die Lebensmittelsicherheit.
Natürlich profitieren auch die Landwirte und die Lebensmittelverarbeiter vom Geschäft mit der Ware aus der Region. Regionale Lebensmittel erhöhen die betriebliche Wertschöpfung und tragen zur Einkommenssicherung bei. Sie steigern die Ertragssicherheit, da eine breitere Produktions- und Angebotspalette geboten werden kann. Natürlich tragen sie auch zum Erhalt von Arbeitsplätzen bei.
Der Verzehr regionaler Lebensmittel ist auch für die Gesellschaft von Vorteil. Dadurch dass Betriebe, Arbeitsplätze und Infrastruktur in ländlichen Räumen erhalten bleiben, steigt deren Attraktivität und Lebensqualität. Regionale Produkte tragen zum Erhalt der landwirtschaftlichen Nutzung und damit der Kulturlandschaft bei und der Transportaufwand wird verringert. Zudem werden traditionelle Kenntnisse wie regionaltypische handwerkliche Fähigkeiten und Rezepte erhalten. Kurzum: Regionale Lebensmittel stärken die regionale Identität, das Wir-Gefühl und das Image einer Region.
Wer Wert darauf legt, Produkte aus der Region zu kaufen, sollte also unbedingt an der Ladentheke, auf Wochenmärkten und in Hofläden nach der genauen Herkunft der Lebensmittel fragen, um sicher zu gehen keine Mogelpackung zu erhalten. Wer sich vorwiegend mit Gemüse, Getreide, Obst und Kartoffeln von Erzeugern aus der Nähe ernährt, der tut zweifach Gutes: Er hilft neben dem Klima auch noch seiner eigenen Gesundheit.
Weitere Informationen
Das Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen hat zu diesem Thema die Broschüre "Ernährungswirtschaft in Nordrhein-Westfalen – Qualität und Genuss aus den Regionen" veröffentlich, die auf der Webseite http://www.umwelt.nrw.de/landwirtschaft/pdf/broschuere_ernaehrung.pdf als PDF-Datei einzusehen, herunterzuladen und auszudrucken ist. Hier findet der Verbraucher weitere Informationen zum Kaufverhalten deutscher Bundesbürger und zu regionalen Produkten und deren Wichtigkeit. Auch Firmen produzieren zum Teil lokal wie Fujitsu Server in Augsburg produziert, siehe http://blog.de.ts.fujitsu.com/allgemeines/fujitsu-produziert-in-augsburg-server-made-in-germany/.
Weitere Links zum Thema
http://www.utopia.de/produktguide
http://www.tenebral.de/bewusst-nachhaltige-produkte-aus-der-region-kaufen/