Die blaue Elise: TV-Kult
Bei ihrer erfolglosen Jagd auf die Ameise Charlie reizt die blaue Elise die Lachmuskeln der Zuschauer. TV-Kult aus den 1970er Jahren.Sarkastischer Ameisenbär: "Die blaue Elise"
In hiesigen Breiten kennt man die im Original " The Ant and the Aardvark" lautende Serie unter dem Titel "Die blaue Elise", wobei die deutsche Synchronisation dem Original um Längen überlegen ist. Auf ähnlich kuriose Weise mauserte sich die britische Fernsehserie "Die Zwei" mit dem späteren "James Bond"-Darsteller Roger Moore und Tony Curtis zum TV-Kult. Allerdings nur im deutschsprachigen Raum, wo die meist eher langweiligen Episoden dank der sehr freien Übersetzung ("Das kömmt sich drauf an, zum Bleistift") zu herrlichen Krimikomödien aufpoliert wurden.
Mit der "blauen Elise" ging der verantwortliche Dialogbuchautor Eberhard Storeck noch einen Schritt weiter: Aus dem im Original namenlosen männlichen Erdferkel wurde in der Übersetzung die Ameisenfresserin Elise. Dem nicht genug, verpasste ihr Storeck die Stimme von Marianne Wischmann, die nicht minder erfolgreich Miss Piggy synchronisierte. Mit diesem kleinen Kunstkniff avancierte eine der zahlreichen "Tom & Jerry"-Variationen zum deutschsprachigen TV-Kult.
Die Stärken der Serie "Die blaue Elise" werden in der vielleicht witzigsten Episode mit dem Titel "Für Ameisenbären verboten!" evident.
Im Mittelpunkt der Episode steht nicht das Katz-und-Maus-Spiel an sich, sondern Elises verzweifelter Kampf, am intellektuell diskriminierten Strandwart, der das Erdferkel für einen Hund hält, vorbeizukommen. Den Höhepunkt dieser Folge stellen aber natürlich die ironischen Sprüche der blauen Dame dar. Etwa, wenn sie unsanft auf die Straße befördert wird und meckert: "Also, halb bin ich schon zur Klage entschlossen".
Plötzlich überrollt sie ein Wagen und sie merkt lakonisch an: "Wie find ich'n das? Das war mein Anwalt!"
So blau, wie dumm: Elise
Zwar liefern sich die beiden in bester Wile-E.-Coyote-Manier absurde Grabenkämpfe und manche Gags gemahnen wohl nicht zufällig an dessen vergebliche Jagd auf den Road Runner. Aber bliebe es bei diesen unspektakulären Spielchen, hätte es die "blaue Elise" nicht zum TV-Kult geschafft.
Ihre selbstironischen Erkenntnisse (nachdem sie von der Ameise außer Gefecht gesetzt wurde, stellt sie trocken fest: "Hoffentlich hat das keiner von der Verwandtschaft gesehen. Die warten ja nur auf so was") und die mitunter verstaubt anmutenden Worte tragen zum Seh- und vor allem Hörvergnügen sichtlich bei.
Natürlich amüsiert auch die mitunter bizarre Dummheit (beispielsweise greift sie einem Brathähnchen unter die Flügel, die "azurnen Lüfte zu erschweben") und reizt zum Lachen.
Coole Sprüche der blauen Elise
Gewiss: Weder zeichnerisch, noch inhaltlich stellen die 17 Episoden der "blauen Elise" große Kunst dar. Doch alleine die besten Sprüche - und es gibt in jeder Folge mindestens zwei davon - lassen den Zuschauer für ein paar Minuten den Alltagstrott vergessen. Und: Die Serie ist auch für Kinder ein Vergnügen und kann von ihnen bedenkenlos konsumiert werden. Schlimmstenfalls trägt die Elise eine Beule davon oder muss ihren Schwanz flicken, nachdem Ameise Charlie mit seinem Motorrad (Ein Mini-Motorrad - vermutlich für den japanischen Markt erzeugt...) glatt durch den gesamten Körper der werten Dame gerast und durch die Schwanzspitze entkommen ist. Hier fließt kein Tropfen Blut, Körperteile werden nicht zerhackt und niemandes Kopf explodiert.
Fazit: Man muss kein Nostalgiker sein, um die "blaue Elise" zu lieben. Die Serie hat auch viele Jahrzehnte nach ihrer Entstehung nichts von ihrem albernen Charme eingebüßt und kitzelt unentwegt am Zwerchfell.
Die 17 Episoden
- Picknick mit einem Ameisenbär
- Ameise mit Hilfsmotor
- Ameisenbär mit großem Maul
- Zwei Bären und eine Ameise
- Ameisenjagd mit Hindernissen
- Ameisenbär sucht Ameise
- Für Ameisenbären verboten!
- Die Insel der Ameisen
- Ein Ameisenbär hat's schwer
- Die Schoko-Ameise
- Ärger mit Ameisen!
- Das Glück, ein Ameisenbär zu sein
- Bruder Ameisenbär
- Der tiefgekühlte Ameisenbär
- Ameise mit Muskeln
- Ameise im Heuhaufen
- Ameisen-Diät
Originaltitel: The Ant and the Aardvark
Regie: Friz Freleng, Sid Marcus, Gerry Chiniquy, Arthur Davis, Art Leonardi
Produktionsland und -jahr: USA, 1969 - 1971
Länge aller Episoden: ca. 104 Minuten
Verleih: MGM Home Entertainment GmbH
FSK: Ohne Altersbeschränkung