Gastrokritiker ist kein Lehrberuf

Zwar wundern sich selbst Gastronomen und Gastrokritiker, weshalb die Einstufung eines Restaurants von einem Reifenhersteller und nicht von Gästen und Gourmets vorgenommen wird – aber dennoch erwarten Gäste und Gastronomen jedes Jahr im Spätherbst mit großer Spannung die neue Ausgabe des Guide Michelin.

Sonstige Gastronomiekritiker ohne weitere Ausstrahlungskraft gibt es in jedem Land Europas wie Sand am Meer. Die meisten haben sich selbst dazu ernannt, weil sie in irgendeiner Tageszeitung eine Kolumne schreiben und meinen, jetzt seien sie ein Gastronomieprofi und hätten Ahnung von diesem diffizilen Metier.

Guide Michelin und Gault-Millau sind das Maß der Dinge

Die Gastronomiehistorie in Frankreich und Deutschland kennt so berühmte Gastronomiekritiker und gleichzeitig Gastrosophen wie Jean-Anthelme Brillat-Savarin – er lebte von 1755 bis 1826 – und Carl Friedrich von Rumohr (1785 bis 1843). Ältere unter den Lesern erinnern sich vielleicht an bekannte Gastronomiekritiker der jüngeren Zeit wie Wolfram Siebeck, Gert von Paczensky und Klaus Besser.

Nach wie vor aber sind die in Deutschland bekanntesten und auch maßgeblichen Restaurantführer für die Haute Cuisine der Guide Michelin und der Gault-Millau. Beide haben zusammen mit der volkstümlichen Gastroktitik der heutigen Zeit französischen Ursprung. Im Folgenden werden beide Restaurantführer kurz vorgestellt und anschließend die Ergebnisse des Guide Michelin für Deutschlands Spitzenrestaurants mit der höchsten Auszeichnung von drei Sternen erläutert.

Der Guide Michelin.....

Der Guide Michelin erschien erstmals im Jahr 1910 als deutschsprachiger Restaurantführer für Deutschland und die Schweiz und erscheint inzwischen jährlich mit allen Betrieben im deutschsprachigen Raum für Deutschland, Österreich, die Schweiz und Südtirol. Seit 1964 erscheint zusätzlich eine Ausgabe für Deutschland und seit 1994 auch für die Schweiz. Eine eigene Ausgabe für Österreich gab es nur zwischen 2005 und 2009. Grund dafür war wohl die fehlende Masse, da es zuletzt in Österreich 49 Betriebe auf zwei Sterne schafften und keiner auf drei Sterne.

.....und der Gault-Millau

Der Gault-Millau ist nach seinen Herausgebern Henry Gault – er starb im Jahre 2000 - und Christian Millau benannt. Maximal können Restaurants bei Gault-Millau 20 Punkte erreichen. Der Gault-Millau beschreibt in seiner deutschen Ausgabe – daneben gibt es eine österreichische und schweizerische Ausgabe - neben der Punktevergabe auch den Restaurantbesuch. Je höher das Restaurant bewertet wurde, desto ausführlicher ist es beschrieben. Im aktuellen Gault-Millau haben 13 deutsche Restaurants 19,5 oder 19 Punkte erreicht.

Des weiteren kürt der Restaurantführer jährlich den "Koch des Jahres" und den "Aufsteiger des Jahres".

Die 11 deutschen 3-Sterne-Preisträger 2015 bei Michelin

Ein Besuch der aktuell in Deutschland mit drei Sternen ausgezeichneten Betriebe kommt einer "Tour d' Allemagne" gleich, denn die Betriebe sind über sieben Bundesländer verteilt.

  • In Baden-Württemberg sind die drei Betriebe Restaurant Amador in Mannheim mit Küchenchef Juan Amador, Restaurant Bareiss in Baiersbronn mit Küchenchef Claus-Peter Lumpp und Restaurant Schwarzwaldstube in Baiersbronn mit Küchenchef Harald Wohlfahrt beheimatet.
  • Bayern ist mit dem Restaurant Überfahrt in Rottach-Egern und dem Küchenchef Christian Jürgens vertreten.
  • Niedersachsen bietet mit dem Restaurant Aqua in Wolfsburgmit Küchenchef Sven Elverfeld und dem Restaurant La Vie in Osnabrück unter Küchenchef Thomas Bühner zwei Betriebe auf.
  • In Nordrhein-Westfalen weist das Restaurant Vendôme im Grandhotel Schloß Bensberg unter Küchenchef Joachim Wissler drei Sterne auf.
  • Rheinland-Pfalz kann sich mit dem Restaurant Sonnora in Dreis und Küchenchef Helmut Thieltges schmücken.
  • Im Saarland haben zwei Betriebe drei Sterne geschafft: Das Restaurant Gästehaus Erfort in Saarbrücken mit Küchenchef Klaus Erfort und Victor's Gourmet-Restaurant in Perl unter Küchenchef Christian Bau.
  • Schleswig-Holstein glänzt mit dem Restaurant La Belle Epoque in Lübeck-Travemünde unter Küchenchef Kevin Fehling. (Foto © Columbia Hotel Casino Travemünde)

Guide Michelin und die deutsche Top-Gastronomie

In der aktuellen Ausgabe 2015 des Guide Michelin sind elf Restaurant mit drei Sternen, 38 Restaurants mit zwei Sternen und 233 Restaurants mit einem Stern aufgeführt. Somit wurden in Deutschland 282 deutsche Restaurants im Guide Michelin 2015 "besternt". Den größten Anteil daran hatten die Großstädte Berlin, Hamburg und München

Als erster Deutscher erhielt 1980 der Münchener "Restaurantpapst" Eckart Witzigmann mit seinem Restaurant "Aubergine" drei Sterne. Er behielt sie bis 1993.

 (Foto © Eckart Witzigmann Homepage)

 

Der 2013 mit drei Sternen ausgezeichnete Kevin Fehling erhielt seine Auszeichnung "im zarten Alter" von 35 Jahren als jüngster deutscher Küchenchef.

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