1) Nicht nur in Europa zuhause: "Weltbürgerin" Elster

Die Elster ist weit verbreitet: Die Verwandten der europäischen Elster (Pica pica) leben in Asien, Nordamerika und Nordafrika.

Es gibt 21 Unterarten, die in ihrer Färbung und Größe alle ein wenig unterschiedlich sind.

2) Schon mal genau hingeguckt? - Die Elster ist ein besonders schöner Vogel

Wer die Gelegenheit bzw. das Glück hat, eine Elster mal aus der Nähe zu betrachten, der merkt: Die Elster mit ihrem langen Schwanz und dem metallisch glänzenden Gefieder ist ein wunderschöner Vogel.

Europäische Elster (Pica pica)

(Bild: Niall Benvie)

3) Leicht zu erkennen: Das typische "Schäckern" der Elster

Man braucht kein Vogelstimmen-Experte zu sein, um das typische "Schäckern" der Elster zu erkennen. Diesen Ruf hört man vor allem dann, wenn Elstern in der Brutzeit ihr Revier verteidigen oder wenn Gefahr droht. Schäckert die Elster langsam, versucht sie, die Gefahrenquelle auszumachen. Schäckert sie schnell, ist sie meist schon auf der Flucht.

Übrigens: Die Elster kann nicht nur schäckern - sie kann auch singen. Hin und wieder soll sie sogar andere Vogelstimmen oder Insektenzirpen imitieren.

4) Klug und praktisch gebaut: Elsternnester - nicht nur Brutstätte, sondern auch Wetterstation

Ihr Nest baut die Elster meist auf Laubbäumen in 6 bis 20 Metern Höhe. Sie verwendet Reisig und Äste, was das Nest oft ein wenig unordentlich aussehen lässt. Doch der Eindruck täuscht: Elsternester sind eine praktische und haltbare Konstruktion. Sie werden mit einer festen Lehmmulde ausgekleidet, haben zum Schutz gegen Feinde ein Dach und einen seitlichen Eingang.

Weil Elstern meist mehrere Nester bauen - sogenannte "Spielnester" - werden diese leeren Nester oft und gerne von anderen Vogelarten (z.B. der Waldohreule) genutzt. Elstern tragen also auf diese Weise zur Erhaltung anderer Arten bei.

Nestbau ist beim Elsternpaar Teamwork: Das Männchen schafft die Materialien herbei, das Weibchen verbaut sie.

Kurios - alte Bauernregeln behaupten: Wer ein Elsternnest im Garten hat, der soll daran das Wetter für die kommenden Monate ablesen können. Je niedriger die Elster ihr Nest baut desto stürmischer soll es werden. Baut die Elster hoch oben in der Baumkrone und nahe am Stamm, kann man mit einem durchschnittlichen Frühling rechnen. 

Behauptet wird außerdem, dass der Eingang eines Elsternnests immer gegenüber der Seite liegt, von der in den kommenden Monaten die meisten Stürme und Gewitter zu erwarten sind.

5) Elstern haben eine Vorliebe für Glänzendes

Ihre Vorliebe für runde, silbern glänzende Gegenstände hat dem Rabenvogel den Ruf der "diebischen Elster" eingebracht. Vermutlich hat die Vorliebe für Glänzendes mit der natürlichen Neugierde und dem Spieltrieb der Elster zu tun. Sie behandelt interessante Funstücke ähnlich wie ihre Nahrung: Sie werden untersucht und ins Nest gebracht oder als Vorrat versteckt. 

Auch während der Balzzeit soll eine Elsterndame glänzende Geschenke wie z.B. ein Stück Alufolie durchaus zu schätzen wissen. (Elstern sind übrigens treue Ehepaare, die ein Leben lang miteinander verbunden bleiben.) 

Europäische Elster (Pica pica)

6) "Diebische" Elstern: Zugegeben, es ist nicht nur ein Vorurteil ...

Es stimmt: Elstern können auch ziemlich (hinter)listig sein. Elsternpärchen sollen gerne gemeinsam losziehen, um anderen Vögeln die Nahrung zu stehlen. Eine Elster lenkt ab, die andere macht sich währenddessen über die Vorräte der "Nachbarn" her.

7) Die Elster besteht als einziger Vogel den berühmten "Spiegeltest"

Tatsächlich ist die hochintelligente Elster der einzige Vogel, der den berühmten "Spiegeltest" bestanden hat. Sie kann ihr Spiegelbild mit sich selbst verbinden, erkennt sich also sozusagen im Spiegel wieder.

8) Superschlau für einen Vogel: Elstern besitzen ein besonders hochentwickeltes Gehirn

Objektpermanenz nennt man die kognitive Fähigkeit "zu wissen, dass ein Objekt (oder eine Person) auch dann weiterhin existiert, wenn es sich außerhalb des Wahrnehmungsfeldes befindet" (Quelle: Wikipedia). Kinder müssen diese Fähigkeit erst lernen, in der Tierwelt kommt sie nur bei wenigen Tieren wie Primaten, Hunden, Katzen, Aaskrähen und eben den Elstern vor. 

Elstern sind nicht nur klug genug, um Vorräte anzulegen und Verstecke zu nutzen, sie können sich diese Verstecke auch besonders gut merken.

Außerdem wird behauptet, dass Elstern sogar bis fünf zählen können: Beobachtet die Elster fünf Personen dabei, wie diese sich hinter einem Baum verstecken, und kommen später nur vier Personen wieder zum Vorschein, dann weiß die Elster: Da fehlt noch einer. 

Mutig ist sie auch: Elster streitet sich mit Bussard um Beute

(Bild: Mark Hamblin)

9) Elstern ersetzen die Wettervorhersage

Das behaupten zumindest alte Bauernregeln: Fliegt eine einzelne Elster, dann droht uns schlechtes Wetter. Besser wird es dagegen, wenn ein Elsternpaar gemeinsam unterwegs ist.

Auch die Höhe des Elsternnestes (siehe oben) soll Aufschluss über das Wetter der kommenden Monate geben können. 

10) Man sollte der Elster die "Elsterneier" besser nicht wegessen ...

... denn wer "Elsterneier gegessen hat", der gilt als besonders geschwätzig.

In englischsprachigen Gegenden wird diese Geschwätzigkeit vor allem Frauen mit dem Namen Margaret nachgesagt. Deshalb soll die Elster auch den englischen Namen "magpie" tragen: "Mag" als Abkürzung für Margaret, "pie" von ihrer lateinischen Bezeichnung "Pica pica". 

Es geht auch ganz friedlich: Elster und Seeadler

(Bild: Klaus Nigge)

11) Schwarz oder weiß: Die Elster ist Glücksbotin und Unglücksvogel zugleich

Schwarz oder weiß? - Schon seit Jahrhunderten können sich die Menschen nicht entscheiden, ob die Elster nun Glück oder Unglück bringt: Den Germanen galt sie als Botin der Todesgöttin Hel, im Mittelalter kannte man sie als Hexenvogel und glaubte, die Elster würde die Seelen von Hingerichteten beherbergen. 

Die Indianer schätzten die Elster als Geistweisen, in China bringt sie sogar Glück: Klopft eine Elster ans Fenster, ist entweder eine Geburt oder aber netter Besuch zu erwarten. In Asien betrachtet man die Elster mit ihrem schwarzweißen Gefieder außerdem als Yin-Yang-Symbol, als Symbol der unendlichen Göttlichkeit. 

12) Herr Teufel und Frau Elster machen gemeinsame Sache - so erzählt's die Legende

Ja, auch mit dem Teufel soll die Elster schon im Bunde gestanden sein. Folgende Legende wird erzählt:

Im Garten Eden lebte einst die Elster - damals noch mit strahlend weißem Gefieder - friedlich mit den Menschen zusammen. Nach dem Sündenfall wurde sie jedoch vom Teufel geschnappt: Überall dort, wo der Teufel sie berührte, färbte sich das Gefieder der Elster schwarz. Von diesem Zeitpunkt an war sie als "diebisch" und "hinterhältig" verschrien.

Auch der kreischende Ruf der Elster soll an das Lachen des Teufels erinnern. 

13) Elstern sind eben nicht immer nur schwarzweiß

Tritt bei Elstern der sogenannte Schizochroismus auf, dann kann ihr Gefieder auch braun-weiß gefärbt sein. Derartige Farbabweichungen, durch Ausfall eines Farbstoffs verursacht, sind aber eher selten. 

Auch das gibt's: Sieht aus wie eine Mischung aus Elster und Rotkehlchen - ist aber ein Drosselvogel aus Indien

Nesträuberin Elster - dezimiert die Elster wirklich unsere Singvogelbestände?

Ähnlich wie ihre Verwandten, die Krähen, sind auch Elstern als Nesträuber verschrien und deshalb in vielen deutschen Gärten nicht gerne gesehen.

Es stimmt: Wenn sie die Gelegenheit haben, plündern Elstern vor allem während der Brutzeit die Nester anderer Vögel, räubern Vogeleier und erbeuten Jungvögel.

Dennoch: 

  • Elstern ernähren sich maximal zu 7% von Vogeleiern und Jungvögeln. Im Vergleich dazu: Einer unser liebsten Hausbewohner, die Hauskatze, deckt bis zu 35% ihres Speiseplans mit Eiern und Vogelküken. Auch Eichhörnchen und Igel "vernaschen" um ein Vielfaches mehr an Vogeleiern als es Elstern oder Krähen tun.

  • Immer weniger Singvogelnester in unseren Gärten? Daran sind sicher die Elstern schuld! - Nein: Viele Singvögel brüten einfach nur heimlicher. 

  • Tierexperte Vitus B. Dröscher erklärt in seinem (sehr lesenserten) Buch "Tiere in ihrem Lebensraum": Elstern räumen nur freiliegende Nester aus. Singvögel wie z.B. die Amsel bauen ihre Nester aber nur dann an relativ offenen Stellen, wenn sie aufgrund einer Überpopulation keine geeigneten Nistplätze mehr finden können.

  • Es wurde immer wieder festgestellt: Selbst bei großer Elsterndichte nimmt der Singvogelbestand in deutschen Parks und Gärten nicht ab.

Übrigens: Elstern werden selbst häufig Opfer von Nesträubern. Brütet ein Elsternpaar im Revier von Rabenkrähen, ist die Aussicht auf eine erfolgreiche Brut nur sehr gering. Auch aus diesem Grund, so vermutet man, soll die Elster oft mehrere Nester bauen: Zur Not kann sie so auf ein "Ersatznest" ausweichen.

Die Experten vom Landesbund für Vogelschutz (LBV) Coburg schreiben auf ihrer Website: Ja, unsere Singvögel werden tatsächlich immer seltener und das gibt uns Grund zur Sorge. Aber an dieser Tatsache sind nicht die Rabenvögel, also auch nicht die Elstern schuld!

Warum Krähen und Elstern zu Unrecht beschimpft werden und wie man Singvögeln tatsächlich helfen kann, das erklären die Vogelschützer in ihren Naturschutztipps zum Thema "Elstern, Rabenkrähen, Eichelhäher & Co."

Das weckt bei vielen Kindheitserinnerungen ...
Geschichten mit Herrn Fuchs und Frau Elster

Immer mehr Elstern in unseren Gärten - gibt es eine "Elstern-Invasion"?

Auch wenn es den Eindruck macht, dass sich Elstern in Deutschland immer schneller vermehren - ganz so stimmt das nicht.

Es gibt nicht mehr Elstern, sie rücken nur näher in unser Blickfeld. Denn: Die Elster verlässt zunehmend ihren ursprünglichen Lebensraum, es zieht sie vom Land in die Städte. Dort ist das Nahrungsangebot günstiger und der Jagddruck geringer. Außerdem geht es der Elster wie anderen Rabenvögen, zum Beispiel den Krähen: Ihr natürlicher Lebensraum wird durch intensive Landwirtschaft, Einsatz von Düngemitteln und Grünlandumbruch immer weiter zerstört. 

Vor allem im Winter bilden Elstern oft Massenschlafplätze, weil die Gruppe ihnen mehr Schutz bietet. Auch dadurch kann der Eindruck entstehen, dass es immer mehr Elstern gibt.

Ähnliches suggerieren die Elsternnester: Vielen Menschen entgeht, dass eben nicht in jedem Elsternnest auch tatsächlich ein Elsternpaar brütet. Nur jedes fünfte Nest soll tatsächlich von einem brütenden Elsternpaar genutzt werden. 

Michaela, am 14.07.2014
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Bildquelle:
Bildautor: Claudia Steininger (Krähen - Unglücksvögel, "Rabeneltern" und Nesträuber?)

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