Aaskrähe, Rabenkrähe, Nebelkrähe und Saatkrähe - wer ist eigentlich wer? Wie kann man sie unterscheiden?

Kurz gesagt: Spricht man von der Aaskrähe, dann kann sowohl die Rabenkrähe als auch die Nebelkrähe gemeint sein. Es handelt sich hier um zwei Rassen (bzw. Unterarten) einer Art, der Aaskrähen. 

Rabenkrähen sind in Deutschland vorwiegend westlich der Elbe, die Nebelkrähen eher im östlichen Teil des Landes verbreitet. 

Unterscheiden lassen sie sich leicht: Während bei der Rabenkrähe sowohl Gefieder als auch Schnabel schwarz sind, ist die Nebelkrähe hellgrau mit schwarzem Kopf und schwarzen Flügeln. 

Auch das Gefieder der wesentlich selteneren Saatkrähe ist schwarz, sie erkennt man aber an ihrem hellen Schnabel - manchmal wird sie auch als "der Vogel mit dem nackten Gesicht" bezeichnet. Typisch ist auch: Die gesellige Saatkrähe trifft man meist in größeren Schwärmen an.

Zusammen mit u.a. dem Kolkraben, den Elstern und den Dohlen gehören die Krähen zur Gattung Corvus in der Familie der Rabenvögel (Corvidae). Während man die kleineren Vertreter der Gattung meist als Krähen bezeichnet und die größeren Vögel als Raben, werden die beiden Begriffe aber auch häufig synonym gebraucht.

Nebelkrähe (Corvus corone cornix)

(Bild: Fabio Pupin)

Was fressen Krähen?

Tatsächlich sind Krähen, was ihre Nahrung betrifft, nicht sehr wählerisch. Man bezeichnet sie ganz zutreffend als Allesfresser.

Grob gesagt überwiegt auf dem "Speiseplan" der Rabenkrähe die tierische Nahrung, während sich die Saatkrähe zum größeren Teil von pflanzlichen Bestandteilen ernährt. 

Krähen fressen u.a.:

  • Aas 
  • Nüsse
  • Gemüse
  • Getreide
  • Samen
  • Kartoffeln
  • Insekten
  • Essensreste
  • Brot
  • Beeren
  • Würmer
  • Schnecken
  • Fische
  • Vogeleier
  • kleinere Säugetiere
  • Jungvögel

...

Weil Krähen Aas und Kadaver beseitigen, sind sie als "Gesundheitspolizei" in der Natur nützlich. Sie sorgen so für eine gewisse Hygiene und helfen dabei, die Verbreitung von Seuchen zu verhindern.

Rabenkrähe (Corvus corone)

Sind Krähen Nesträuber und Singvogelmörder?

Dass die Krähen etwas mit dem Rückgang der Singvögel zu tun haben, wird ihnen immer wieder vorgeworfen. Als Nesträuber und gar "Singvogelmörder" werden sie beschimpft. (Übrigens: Die Krähen gehören selbst auch zu den Singvögeln.) Viele Menschen stören sich daran, Krähen und Elstern im Garten zu haben und beschweren sich darüber, dass diese Vögel inzwischen scheinbar überhand nehmen. Stimmt das?

Und wie gefährlich sind Krähen und andere Rabenvögel tatsächlich für den Bestand kleinerer Singvögel? Umweltschutzorganisationen wie u.a. der Naturschutzbund (NABU) oder Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) haben sich ausführlich mit dieser Thematik beschäftigt. 

Ihre Erkenntnisse: Für den Rückgang der Singvögel können Elstern und Krähen nicht verantwortlich gemacht werden. 

Denn:

  • Die Nahrung von Elstern und Krähen besteht nur zu höchstens 3 Prozent aus Vogeleiern und Jungvögeln (0,4%). 
  • Krähen haben ihre Nahrungsgewohnheiten in den letzten Jahren nicht geändert. 
  • Zahlreiche Untersuchungen belegen, dass die Bruterfolge von kleineren Singvögeln in Gebieten mit hoher Krähendichte nicht geringer sind. 
  • Verluste sind im Tierreich ohnehin eingeplant. Freibrüter haben oft höhere Nachwuchsraten als sie für den Erhalt des Bestandes notwendig wären. Durch Ersatz- und Nachgelege können sie zusätzlich Bestandseinbußen ausgleichen. 
  • Als Kulturfolger nutzen Krähen besonders gerne das reichhaltige Nahrungsangebot in Städten. Leicht zu erbeutende Essensreste werden dankbare angenommen, so dass sich Krähen erst gar nicht die "Mühe" machen müssen, kleinere Vögel zu jagen.
  • Die großen Krähenschwärme, die man im Winter sieht, sind meistens Durchzugsgäste aus dem Osten - da sie zur Brutzeit unserer Kleinvögel längst wieder in der Heimat sind, können auch sie den Brutbestand deutscher Singvögel nicht gefährden.

Übrigens: Das niedliche Eichhörnchen und der putzige Igel vertilgen weitaus mehr Vogeleier als Krähen oder Elstern das tun. 

Zu Problemen mit Krähen und anderen Rabenvögeln kommt es häufig erst dann, wenn Singvogelnester durch Menschen oder Haustiere (Hunde, Katzen) gestört und Krähen so auf die Brut aufmerksam gemacht werden.

Auch in Gärten mit dichterer Bewachsung und viel Grün haben es Rabenvögel schwerer, die Nester kleinerer Singvögel überhaupt zu entdecken. 

Die Vogelexperten des Naturschutzbundes (NABU) Berlin sagen es sehr treffend: Die Abneigung gegenüber Krähenvögeln entsteht dann, "wenn Emotionen unser naturkundliches Wissen überragen"

Der NABU fordert, die Jagdzeiten für Elstern und Rabenkrähen aufzuheben

Übrigens: Krähen gehören inzwischen zu den besonders geschützten Vogelarten. Man darf sie nicht töten, nicht fangen, nicht verletzen und auch ihre Brutplätze nicht zerstören.

Saatkrähe (Corvus frugilegus)

Man sieht immer mehr Krähen und Elstern - nehmen sie nicht allmählich überhand?

Auch wenn wir immer häufiger Krähen in unseren Gärten sehen - der Schein trügt. Als Kulturfolger zieht es die Krähen von den Feldfluren in die Städte, weil dort die Lebensbedingungen und das Nahrungsangebot passender sind.

Durch die intensive Landwirtschaft, den Einsatz von Chemikalien und den zunehmenden Grünlandumbruch verlieren Krähen und Elstern ihren natürlichen Lebensraum.

Der Eindruck, dass es immer mehr Krähen und Elstern gibt, täuscht also: Sie rücken einfach nur näher in unser alltägliches Blickfeld.

Übrigens:

  • Die Rabenvögel machen sich auch untereinander Konkurrenz. Wo sich z.B. die Nebelkrähe niederlässt, nimmt oft der Bestand der Elstern ab.
  • Wo es die Krähenvögel hinzieht, folgen oft auch deren natürliche Feinde wie etwa der Habicht oder der Uhu.

Wann und wie lange brüten Krähen?

  • Die Aaskrähe (Rabenkrähe und Nebelkrähe) brütet etwa von April bis Juni, die Brutdauer beträgt ca. 20 Tage, weitere vier bis fünf Wochen werden die Jungen von beiden Eltern gefüttert
  • Die Saatkrähe brütet etwa von März bis Juni, die Brutdauer beträgt ca. 18 Tage, die Jungen werden ungefähr vier weitere Wochen von den Eltern versorgt

Während Rabenkrähe und Nebelkrähe Einzelbrüter sind, brütet die gesellige Saatkrähe in Kolonien.

Übrigens: Krähen sind absolut keine "Rabeneltern". Sie kümmern sich sehr fürsorglich um ihren Nachwuchs. Hin und wieder wird behauptet, dass sie während der Brutzeit angriffslustig auf Passanten losgehen. Dabei machen es die Krähen jedoch nicht anders als andere Singvögel: Haben sie das Gefühl, ihre Jungen werden bedroht, fliegen sie Angriffe, um so die Aufmerksamkeit vom Nest abzulenken. Das tun Amsel oder Rotschwänzchen genauso - nur dass sie dabei aufgrund ihrer Größe weniger bedrohlich wirken als eine Elster oder Krähe. 

Wie alt kann eine Krähe eigentlich werden?

Krähen gehören zu den Tierarten, die ähnlich wie der Mensch über 100 Jahre alt werden können. Das gilt jedoch nur für Krähen, die vom Menschen versorgt werden.

In freier Wildbahn richtet sich die Lebenserwartung von Krähen nach dem Lebensraum und Nahrungsangebot. Bis zu 15-20 Jahre alt können freilebende Krähen werden.

Sind Krähen Zugvögel?

  • Die deutschen Rabenkrähen gelten vorwiegend als Standvögel, ziehen über den Winter also nicht weg. Rabenkrähen sollen überwiegend heimat- und standorttreu sein.
  • Nebelkrähen tendieren eher zum Kurzstreckenzug - vor allem Nebelkrähen aus dem Norden und Osten, die in milderen Gebieten überwintern.
  • Die Saatkrähe kann Zugvogel oder Standvogel sein. Sieht man im Winter in Deutschland große Schwärme von Saatkrähen, handelt es sich dabei meist um Wintergäste aus östlichen Gebieten, zum Beispiel aus Russland.

Wie intelligent sind Krähen wirklich?

Ein kanadischer Forscher hat rund 2000 Studien und Berichte von Vogelkundlern ausgewertet, um herauszufinden, welche Vogelart den höchsten "Intelligenzquotienten" besitzt. Auf Platz Nr. 1: Die Krähen. Eine Krähe soll etwa so klug und geschickt sein wie ein sechsjähriges Kind

Krähen können:

  • beobachten und aus dem Beobachteten neue Erfahrungen ableiten 
  • lernen und Probleme lösen
  • Werkzeuge nutzen
  • ganz gezielt und auf Anhieb (!) passende Werkzeuge bauen, z.B. aus Draht
  • für den nächsten Tag planen (z.B. durch gezielte Vorratshaltung)
  • flexibel und anpassungsfähig agieren
  • sich bis zu 70 Verstecke merken

...

Für einen Vogel, so das Resultat der Forschungen, ist die Krähe zu komplizierten und hoch entwickelten Gedankengängen fähig. Kein Wunder, dass sie in der Mythologie seit jeher als Symbol für Weisheit gilt. 

Gedächtnistest für Krähen: Krähen lösen Aufgaben am Computer

YouTube - Dokumentation: "Raben - Unterschätzte Genies"

Clever: Krähen lassen Nüsse knacken

Und wie ist das eigentlich mit der altbekannten Redensart ...

... eine Krähe hackt der anderen kein Auge aus?

Zum Weiterlesen:

Michaela, am 09.07.2014
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Bildquelle:
twistedravens (Indianische Tiertotems - Der Rabe)

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