Full English Breakfast

Das haben wir doch alle schonmal gehört, oder? Und es hat wirklich was. Nichts für Morgenmuffel, oder eilige, die früh außer einem Kaffee und ner Zigarette nichts runterkriegen. Kalte Heringshappen oder Blutwurstsülze als erste Mahlzeit des Tages mögen nicht jeden begeistern, aber wenn man sich Zeit nimmt für ein üppiges Frühstück, kann der Tag auch schlechter beginnen. Ein schönes Spiegelei, frisch knusprig gebratene Speckscheiben, gebackene Bohnen auf Toast, knackige kleine Würstchen, Haferflocken und Co. in allen Varianten. Das gibt wirklich Energie und hält lange vor. Streng genommen kein Wunder, dass ein kühles, verregnetes Land ein warmes, wärmendes Frühstück erfunden hat - und das lange bevor bei uns "Brunch" hip wurde.

Minzsauce? Echt?

Ja. Echt. Wer sich jetzt darunter eine flüssige Bratensoße vorstellt, die schmeckt wie Pfefferminzbonbons, liegt falsch. Man kann Minzsauce in einer einfachen Variante leicht und schnell selber herstellen: eine Handvoll Minzblätter grob hacken, dann einen guten Essig dazu geben (so dass es schön dick wird, nicht zu flüssig!), eine Prise Zucker und etwas Salz beigeben - fertig. Davon einen Löffel zum Lammsteak oder -braten, das ist wirklich genial. Ehrlich. Mit gebackenen Ofenkartoffeln und grünen Bohnen... probier's!

 

Auch ein gut gemachtes "Sunday Roast" ist einen Versuch wert. Ein Rinderbraten, der in dünnen Scheiben auf den Teller kommt - Fleisch wird auf der Insel grundsätzlich lieber nicht in allzu großen Stücken gegessen, was ich persönlich sehr angenehm finde. Bei einem zünftigen Schweinsbraten ergreift viele Engländer daher verständlicherweise angesichts einen solchen Batzens Fleisch das blanke Entsetzen. Umso mehr, wenn daneben ein kindskopfgroßer Kloß schwimmt... Zum britischen Roastbeef jedenfalls wird traditionell ein Yorkshire Pudding gereicht. "Pudding" ist hier irreführend, es handelt sich um kleine salzige Gebäckteilchen aus einer Art Eierkuchenteig, die wunderbar sind, um damit die kräftige Bratensoße (gravy) aufzutunken.

 

Klingt banal, aber stimmt: Oft macht den Unterschied die Art der Zubereitung. Fish & Chips, paniertes Fischfilet mit Pommes Frites, ist eine schlabberige, triefende Scheußlichkeit, wenn zweifelhafte Zutaten in billigstem Fett lieblos zu Tode frittiert werden. Fachgerecht zubereiteter fangfrischer Fisch dagegen ist ein Genuss. Und auf die Pommes kommt kein Ketchup und keine Mayo - nein, Salz und Essig. Wenn man heiße, knusprige Fritten nicht mit dem Zeugs ertränkt, was besser den Wasserkocher entkalken sollte, sondern einen feinen Qualitätsessig drüber sprenkelt und dann salzt - das hat für mich einen hohen Suchtfaktor. Gibt es übrigens auch für das, was bei uns Chips und in Great Britain "crisps" heißt - salt and vinegar. Hier lohnt sich ein ehrfürchtiger Gang durch das gefühlt gigantisch lange Knabbersachen-Regal eines englischen Supermarkts. Unsere paar Geschmacksvarianten erscheinen danach sehr eingeschränkt und unkreativ. Nur frage mich dann bitte niemand, wonach genau "hedgehog flavoured crisps" schmecken (die gibt es tatsächlich). Ich weiß es nicht. Igel habe ich noch nie verspeist, zumindest nicht wissentlich.

Es gibt erstaunlich viele Kochbücher zur englischen Küche. Hier eine ganz kleine Auswahl, weiter stöbern lohnt!
English Cooking: Ein schlechter Ruf wird widerlegt
Englisch kochen: Gerichte und ihre Geschichte
Zu Gast bei Jamie: Die besten Rezepte aus dem K...

Your cucumber sandwiches, my Lord

Wieder etwas, das wir alle kennen, und das im Vereinigten Königreich erfunden wurde - das Sandwich. Wer als London-Tourist einen schnellen Imbiss sucht und keine Lust auf Fast Food oder Subway hat, sollte ruhig mal einen Sandwich-Stand suchen (die sind nicht so plakativ leicht zu finden wie das große gelbe M, aber es gibt sie). Mit allen Arten von Käse, Aufschnitt, Gemüse, Fisch, mariniertem Fleisch oder eben nur Butter und leicht gesalzenen Gurkenscheiben belegt werden die rechteckigen Brotscheiben unbedingt diagonal durchgeschnitten, dass zwei Dreiecke entstehen. Dafür ist ein schönes, fluffiges Weißbrot wirklich gut geeignet. Leider, das sei der Ehrlichkeit halber angemerkt, ist das das einzig Positive, was mir zum englischen Brot einfällt. Das mag praktisch sein, wenn man beim Wandern einen ganzen Laib von diesem eher schwamm-artigen Backwerk platzsparend in den Rucksack pressen kann, und dieses Brot sich Stunden später entnommen wieder zur ursprünglichen Größe aufbläht. Aber bei allen längeren England-aufenthalten war mein Koffer auf der Hinreise stets mit Schwarz- und Vollkornbrot gefüllt... und auf der Rückfahrt mit salt and vinegar crisps. Und Teebeuteln. Der Purist genießt Tee natürlich nur mit losen Blättern aufgebrüht, aber die englischen Beutel produzieren im Gegensatz zu den deutschen "Kollegen" etwas durchaus Trinkbares. Ihr Nationalgetränk haben die Briten im Griff. Ein alter Witz sagt übrigens: Warum trinken die Engländer so viel Tee? - Haste dort mal den Kaffee probiert? Nun, auch das stimmt mittlerweile nicht mehr, man bekommt hervorragenden Kaffee dort. Dennoch zurück zum Tee...

Sinn für Skurriles

Teebeutelzange (Bild: (Foto: Autor))

Tea Time

Auf jeden Fall eine Alternative zu Kaffee und Kuchen. Es ist fünf Uhr nachmittags, du kommst von Wind und Regen zerzaust von einem ausgedehnten Spaziergang durch sanfte grüne Hügel oder entlang der Klippen mit spektakulärerem Meeresblick zurück, und auf dem Tisch dampft die Teekanne. Dazu alle Arten von Keksen und Brot mit wunderbaren Konfitüren oder der berühmten leicht bitteren Orangen-Marmelade. Hach, oder ein richtiger cream tea. Da gibt's zum Tee scones (kleine süße Gebäckteilchen), die mit Erdbeerkonfitüre und clotted cream verspeist werden, das ist eine Art eingedickter Rahm.

 

Überhaupt haben die Briten richtig viel guten Süßkram. "After Eight" liebe ich, und das gibt es dort auch in flüssiger Form als Kakao (die Minze schon wieder...). Gut, ein Christmas- oder Plumpudding ist echt gewöhnungsbedürftig - Nüsse, Früchte, Fett und Branntwein wie ein Serviettenknödel zubereitet und dann flambiert. Gibt es aber nur einmal im Jahr am 25. Dezember. Ansonsten ist "Pudding" in England u.a. einfach ein Synonym für Nachspeisen, und es gibt extrem leckere, viele werden auch warm gegessen. Mein Favorit: apple crumble. Das ist einmal verdammt lecker, und geht außerdem sehr schnell und leicht: einen Mürbeteig vorbereiten mit Mehl, Zucker, Butter und Zimt. Äpfel in Stücke oder Spalten schneiden, mit Zitronensaft beträufeln dass sie nicht braun werden, auf ein Backblech legen, den Teig einfach drüber krümeln und ab in die Röhre. Warm auf den Tisch, und dazu gibt es custard, eine Cremesauce aus Eiern, Milch, Zucker und Vanille.

 

So, ich hab jetzt Hunger. Und der Cornwall-Urlaub für den Sommer ist schon gebucht. Cheerio!

Autor seit 10 Jahren
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