Kinoplakate bekannter Italo-Western (Bild: Bernd Teuber)

Der Komponist Ennio Morricone schuf einen völlig neuen Musikstil

Die erste Reaktion auf die große Wut des Achill ist das erschrockene Verstummen der Anwesenden. Ähnlich wirkt das Auftreten des Killers im Saloon. Der Pianist unterbricht sein Spiel, und alle anderen erstarren zu Salzsäulen. Aber die Verwandtschaft der homerischen Helden mit denen des Western ist nicht nur formaler Art. So wie die Alten das Bedürfnis hatten, sich für unbesiegbare Helden zu begeistern, die in der Lage waren, ganze Heere zu vernichten, so braucht man heute das Vergnügen an den Taten der mythischen Revolvermänner, die mit der eleganten Virtuosität eines Zirkuskünstlers den Colt und die Winchester handhaben.

Auch wenn die Geschichten unterschiedlich sind, haben sie alle das gleiche, dramatische Fundament: die Magie der Waffen, die Freiheit des Outlaws, das Gesetz von Eroberung und Flucht. Sergio Leones Filme waren aggressiv, barock und lyrisch. Die ungewöhnliche Bildersprache ließ das Geschehen noch dramatischer wirken. Die Dialoge waren spärlich, und das lange Schweigen zwischen den Antworten verlieh ihnen Bedeutungsscwere, auch wenn sie keine hatten.

Neu war auch die Musik des Komponisten Ennio Morricone, die mal gepfiffen und mal durch einen Chor intoniert wurde. Zuweilen bestand die Melodie auch aus dem Schrei eines Kojoten, knallenden Peitschen oder dem donnern der Pferdehufe. Am bekanntesten ist zweifellos das Mundharmonika-Thema aus dem Film "Spiel mir das Lied vom Tod" (1968).

Django brachte außer todbringenden Waffen auch seinen Sarg mit

Die Pistolenduelle liefen wie antike Riten ab. Die Gegner beobachteten sich über längere Zeit, während eine fast religiöse Musik einsetzte. Dann herrschte plötzlich Stille. Man fühlte, das gleich etwas passieren würde. Der Bösewicht hatte in diesem Moment seine Hand schon am Griff seines Colts, während der Held ruhig und mit abgewinkelten Armen dastand. Doch zur allgemeinen Verblüffung streckte der Held den Bösen trotz dieses Nachteils nieder. Manchmal hatte er es sogar mit vier oder fünf Gegnern gleichzeitig zu tun, und erschoss sie genauso.

Ein weiterer bekannter Regisseur war Sergio Corbucci. Sein Held "Django" brachte außer todbringenden Waffen gleich noch den passenden Sarg mit. Ähnlich erfindungsreich wie die Drehbuchautoren, waren auch die deutschen Verleihfirmen, wenn es um kuriose Titel ging. Da gab es beispielsweise Werke wie "Höllenhunde bellen zum Gebet" (1976), "Providenza - Mausefalle für zwei schräge Vögel" (1972) oder "Wenn der Sargmacher lächelt" (1966). Der Italo-Western war vor allem ein einträgliches Geschäft. Es gab gute Filme, weniger gute und viele schlechte. Schätzungen zufolge sollen es bis Ende der 1970er Jahre um die 500 gewesen sein. Schuld am Niedergang des Italo-Western war zum einen die schablonenhafte Handlung, zum anderen die teilweise billige Machart.

BerndT, am 09.06.2015
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Bildquelle:
skeeze (Fernsehserien über den Wilden Westen)
Deanna Klahey (Kopfgeldjäger im Wilden Westen)
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