Erdmedizin beruht auf den Beobachtungen der Natur

Grundlage für die indianischen Traditionen sind nicht ein Glaubenssystem oder die Auslegung von heiligen Schriften, wie in der westlichen oder islamischen Kultur, sondern das Wissen um die Lebensrhythmen der Natur. Die Schamanen lesen in den Kapiteln der Jahreszeiten, im Lauf von Sonne und Mond und in der Sprache der Pflanzen, Tiere und Vögel, kurz, sie lesen im Buch der Natur.

Wesentliche Unterschiede im Denken der westlichen und indianischen Kultur

Einen wesentlichen Unterschied gibt es zwischen dem Denken der Indianer und dem der westlichen Welt. Im Zeitalter des wissenschaftlichen Materialismus erforscht der moderne Mensch die Materie und das physische Universum. Dieses Denken schreibt allen Dingen einen physischen, materiellen Ursprung zu. Die Menschen früher waren weniger an der Erforschung der Materie als an der des Geistes interessiert. Für sie war das Universum Geist. Die Dinge hatten keinen physischen, materiellen Ursprung, sondern einen geistigen. Alles Stoffliche war manifestierter Geist. Dahinter steckt die simple Tatsache, dass alle Gedanken und Ideen nach Verwirklichung drängen. Die indianische Erdmedizin betrachtet die gesamte Natur als Prozess des Werdens, als ein Zum-Sein-Gelangen. Dieser Prozess ist für die Indianer kein materieller, sondern ein geistiger, spiritueller Vorgang, in einem Zustand ständigen Wandels. Alles was existiert, also zum Sein gelangte, hat einen Sinn und ein Ziel. Es ist bewusste Energie.

Das Medizinrad – symbolisches Modell für die Funktionsweise des Universalen Geistes

In der Erdmedizin wird das Jahr als Großer Kreis betrachtet, ohne Anfang und Ende. Die Unterteilung des Kreises erfolgt in vier von der Sonne bestimmte Jahreszeiten. Auch diese Jahresviertel wurden wieder geteilt, in je drei Abschnitte. Das Erdrad symbolisiert also zwölf Phasen, zwölf Möglichkeiten zur Kategorisierung. Es sind nicht nur zwölf Erdeinflußzeiten, sondern auch zwölf unterschiedliche Persönlichkeits-Masken, ähnlich wie die zwölf Sternzeichen in der Astrologie. Die Schamanen der Indianer erkannten, dass es Ähnlichkeiten gibt zwischen den Naturkräften einer Jahreszeit und den Eigenschaften eines in dieser Zeit geborenen Menschen. Daraus ergibt sich das indianische Horoskop.
Ein Medizinrad konnte man sich jederzeit und an jedem Ort einfach aus Steinen legen. Die Steine symbolisierten bestimmte Punkte und Eigenschaften sowohl der äußeren als auch der geistigen oder spirituellen Welt. Man verwendete es also als Hilfsmittel, um bestimmte Zusammenhänge darzustellen.

Die Totems in der Erdmedizin

Alles, was die Schamanen verstehen wollten, leiteten sie aus der Natur ab. Jedes Prinzip oder Naturgesetz versuchten sie durch Beobachtung ihrer Umwelt zu begründen. Die Menschen brauchten jedoch für abstrakte Dinge wie Macht, Kraft, spirituelle Energie oder die Geheimnisse von Geburt und Tod etwas Greifbares, worauf sie sich beziehen konnten. Darum gaben sie diesen Dingen eine Form die sie verstanden, indem sie Vergleiche mit der Welt der Pflanzen, Tiere und Mineralien anstellten. Eine Welt in der sie sich hervorragend auskannten. Sie verglichen die abstrakten Eigenarten mit Eigenschaften von Tieren, Pflanzen und Steinen. Sie personifizierten die abstrakten Kräfte, ähnlich wie manche Völker in anderen Kulturen ihre Götter vermenschlichten. Diese Personifizierungen sind die Totems der Indianer. Sie sind Symbole für einen geistigen, spirituellen Wesenskern. Das Totem stellt eine spirituelle Beziehung zu dem Menschen her, der es geistig aufruft und wird so zu einem aktiven Geisthelfer. Es stellt Verbindungen zu abstrakten Energien und mit anderen Existenzebenen her. Allerdings wurden die Totems von den Indianern nicht vergöttert oder angebetet. Sie wurden ganz praktisch als spirituelle Werkzeuge betrachtet. Man ehrte und respektierte sie für das, was sie versinnbildlichten. 

Häufig verwendete Totems

So zahlreich wie die Stämme der nordamerikanischen Indianer waren, so zahlreich und auch verschieden waren deren Totems. Einige kannten jedoch viele Stämme. Der Adler symbolisiert die Macht des Ostens und der Ostwinde. Die Maus steht für den Süden und die Südwinde, der Grizzlybär für den Westen und die Westwinde. Und zuletzt verkörpert der Büffel die mächtigen Nordwinde mit dem Norden. Auch die vier Elemente, Feuer, Luft, Wasser und Erde wurden je mit einem Totem versehen. Der Schmetterling gehört zur Luft, der Frosch zum Wasser, die Schildkröte zur Erde und der Habicht zum Feuer.

Die Totems des indianischen Horoskops

Für den am Horoskop interessierten Leser sind sicher die zwölf Geburtstotems am interessantesten. Je nach Geburtsdatum können Sie sich einem Tiertotem zuordnen. 

  • Falke - Zeit des Erwachens - 21. März bis 19. April
  • Biber - Zeit des Wachsens - 20. April bis 20. Mai
  • Hirsch - Zeit des Blühens - 21. Mai bis 20. Juni
  • Specht - Zeit der langen Tage - 21. Juni bis 21. Juli
  • Lachs - Zeit des Reifens - 22. Juli bis 21. August
  • Braunbär - Zeit des Erntens - 22. August bis 21. September
  • Rabe - Zeit der fallenden Blätter - 22. September bis 22. Oktober
  • Schlange - Zeit des Frostes - 23. Oktober bis 22. November
  • Eule - Zeit der langen Nächte - 23. November bis 21. Dezember
  • Gans - Zeit der Erneuerung - 22. Dezember bis 19. Januar
  • Otter - Zeit der Reinigung - 20. Januar bis 18. Februar
  • Wolf - Zeit der stürmischen Winde - 19. Februar bis 20. März

Autor seit 13 Jahren
152 Seiten
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