Leitfaden für das religiöse Leben

Der Islam gehört zu den Offenbarungs- und Monotheismusreligionen und das für alle Moslems verbindliche Glaubensbuch ist der Koran. Dieser ist in einzelne Kapitel bzw. Glaubenssätze (Suren) untergliedert, die das alltäglich Leben des Einzelnen regeln bzw. eine Richtschnur vorgeben. Der Koran enthält fünf Grundpflichten, die jeder gläubige Moslem erfüllen soll. Diese fünf Pflichten werden in verschiedenen Kapiteln des Korans behandelt und repräsentieren die tragenden Säulen des Glaubenslebens.

Die "Schahada", das Glaubensbekenntnis im Islam

Jeder geborene Moslem und auch jeder Konvertit ist verpflichtet, sich durch ein öffentliches Bekenntnis zu den islamischen Lehren zu bekennen. Dieses Glaubensbekenntnis wird auch als Schahada bezeichnet. Andersgläubige Menschen, die zum Islam konvertieren möchten, müssen die Schahada in vollem Bewusstsein vor zwei erwachsenen Zeugen sprechen. Auf diese Weise bekennen sie öffentlich, dass es außer Allah keinen anderen Gott gibt und dass Mohammed der einzig wahre Prophet ist. Aus dem Arabischen übersetzt, lautet das Glaubensbekenntnis in deutscher Sprache: "Ich bezeuge, dass es keinen Gott gibt außer Allah, und ich bezeuge, dass Mohammad sein Gesandter ist." Die Schahada wird in der Sure 112, 1-4 des Korans erwähnt.

Das Gebet "Salat"

Jeder gläubige Moslem ist verpflichtet, täglich fünf Gebete zu verrichten. Für diese vorgeschriebenen Gebete gibt es bestimmte Tageszeiten, nämlich vor Sonnenaufgang, am Mittag, am Nachmittag, nach Sonnenuntergang und einige Stunden nach Sonnenuntergang. Vor jedem Gebet ist eine rituelle Reinigung vorgeschrieben und die Gebete sind in Richtung Mekka zu verrichten. Durch die Gebete soll das Bewusstsein des Gläubigen für die Gegenwart Allahs geschärft werden und die mehrmalige Wiederholung während des Tages trägt dazu bei, in ständiger Erinnerung an die Allmacht und Gegenwart Allahs zu leben. Das Bewusstsein, im Angesicht Allahs zu leben, kann nach dem Verständnis des Islam helfen, auf dem richtigen Weg zu bleiben und auf diese Weise gottgefällig zu leben. Die Vorschriften zur Gebetspraxis sind in Sure 11 festgehalten.

"Sakat", Almosen für Notleidende

Wie in allen Weltreligionen ist es auch für jeden gläubigen Moslem ein wichtiges Anliegen, vorhandene Not zu lindern und gegenüber Menschen großzügig zu sein, die in einer Notsituation sind. Mildtätig zu sein, wird als eine Möglichkeit gesehen, die eigene Seele rein zu halten und in stärkerer Gemeinschaft mit Allah zu leben. Deshalb soll der Gläubige freiwillig Gaben verteilen, wann immer er in der Lage ist. Außerdem sollte er einmal im Jahr die so genannte Almosen-Steuer in Höhe von etwa 2 bis 6 Prozent seines Privatvermögens abgeben, um so Arme, in Not Geratene und Bedürftige in seiner Gemeinde zu unterstützen. Zu denen, die unterstützt werden sollen, gehören nicht nur tatsächlich Arme, sondern beispielsweise auch Inhaftierte, Reisende oder Konvertiten. So hilft die Almosen-Steuer ganz unbürokratisch den Gemeinden dabei, jedem Gemeindemitglied ein Leben unter halbwegs menschenwürdigen Umständen zu ermöglichen. Die Vorschriften zum Sakat sind im Koran in Sure 9 nachzulesen.

Das Fasten "Saum"

Ähnlich wie im Christentum, ist auch im Islam das Fasten eine tief verwurzelte Tradition und wird von den meisten Gläubigen befolgt. Gefastet wird während des so genannten Ramadan (neunter Monat im islamischen Kalender). Das Fasten nach islamischer Sitte kann sehr belastend für den menschlichen Organismus sein, denn einen ganzen Monat wird jeweils vom Anbruch der Morgendämmerung bis nach Sonnenuntergang weder gegessen noch getrunken. Ebenso sind in dieser Zeit Geschlechtsverkehr und Rauchen nicht gestattet. Das Fasten ist für alle gesunden Gläubigen ab der Pubertät vorgeschrieben. Einzig Reisende, alte und körperlich oder geistig kranke Menschen sowie Frauen während der Menstruation, Schwangerschaft oder Stillzeit sind vom Fasten befreit. Das Fasten soll die Selbstbeherrschung und Disziplin des Fastenden stärken, den Körper und die Seele reinigen und das Wissen um die Gegenwart Gottes vertiefen. Neben dem Verzicht auf Essen, Trinken und Vergnügungen sind auch tägliche Lesungen aus dem Koran Bestandteil des Fastens. Jeweils am Ende des Ramadan wird das so genannte Fest des "Fastenbrechens" gefeiert. Mit diesem Tag wird in festlicher Weise der Fastenmonat abgeschlossen. In Sure 2, 183-185 können die Bestimmungen für das Fasten nachgelesen werden.

Die "Hadsch", religiöse Wallfahrt der Gläubigen

Alle Religionen verfügen über ganz besondere Orte und Heiligtümer, an denen der jeweilige Religionsstifter oder die Gottheit als ganz besonders nah erlebt werden. Solche Orte gibt es auch im Islam. Jeder Gläubige ist im Islam verpflichtet, diese Orte wenigstens einmal in seinem Leben zu besuchen. Der wichtigste Pilgerort für Moslems ist die Stadt Mekka und die Reise dorthin gilt als religiöser Höhepunkt im Leben jedes Gläubigen. Diese Pflicht zur Hadsch ist allerdings nur denjenigen auferlegt, die über die finanziellen Mittel verfügen. Die Wallfahrt nach Mekka an den ersten 10 Tagen des letzten Monats im islamischen Kalender ist für viele Gläubige das bedeutendste Ereignis in ihrem Leben. Durch die Hadsch werden Muslime der verschiedensten Völker, Länder und Kontinente der Erde zusammengeführt, was ein Zeugnis für den weltumspannenden Charakter des Islam ist.

Die große "Hadsch"

Anders als kleinere Wallfahrten ist die große Hadsch ist mit besonderen Handlungen verbunden. Es gibt beispielsweise verschiedene Reinigungs- und Waschungsrituale, Bart und Nägel werden besonders gepflegt, das Tragen eines weißen Pilgerkleides ist Tradition und der Pilger befleißigt sich einer enthaltsamen Lebensweise während der Pilgerreise. Nach dem Eintreffen in Mekka muss der Pilger verschiedene Orte (Berg Arafat, Mina, Tal von Muzdalifah, Kaaba in Mekka) aufsuchen. An den einzelnen Orten sind verschiedene Rituale vorgeschrieben. Wurde die Pilgerfahrt erfolgreich absolviert, darf sich der Pilger von diesem Moment an "Hadschi" nennen und hat nach islamischer Lehre Zugang zum Paradies. Die detaillierten Regeln zur Hadsch werden im Koran, in der Sure 2 näher beschrieben.

Alle fünf Säulen des Islam geben dem gläubigen Moslem Richtlinien für ein religiös gelingendes Leben an die Hand und unterstützen ihn in seinen Bemühungen, ein gottgefälliges Leben zu führen. Auch wenn immer mehr Muslime den islamischen Traditionen zunehmend kritisch gegenüberstehen, so werden sie von einer großen Mehrheit der Muslime sehr ernst genommen sind feste Bestandteile des religiösen Lebens.

 

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