Die Haut auf dem Pudding
Eine ganz banale Speise verfügt über eine Eigenschaft, die die Essgemeinschaft spaltetPuddinghaut zwischen Ekel und Genuss - Gleichgültig ist die Membran offenbar nur wenigen
Die einen schüttelt es schon beim bloßen Gedanken daran. Andere fischen sie sorgsam ab und essen sie mit Begeisterung pur. Es soll sogar Spezialisten geben, die damit ihr Brot belegen.
Puddinghaut hat das Zeug zum Aufreger. Sie zeigt sich früh auf abkühlenden Puddingoberflächen und wird rasch stärker. Arglos zu Tisch getragen, lassen erste Entsetzensschreie nicht lange auf sich warten. Ehe der Hobbykoch sich's versieht, nimmt die Tischkonversation eine dramatische Wende. Es bilden sich Pro- und Contra-Gruppen zum Thema Puddinghaut. Angewiderte Gesichter blicken wie unter Zwang auf Zeitgenossen, die sich demonstrativ verzückt an Puddinghaut laben.
Woher kommt die unterschiedliche Wahrnehmungsbeurteilung eines ganz natürlichen Prozesses?Außer der Puddinghaut ist ferner die auf erkaltenden Soßen entstehende Haut berüchtigt, spielt aber dennoch eine untergeordnete Rolle, da sich die Mahlzeit zu dem Zeitpunkt bereits ihrem Ende nähert.
(Bildquelle: gänseblümchen / pixelio.de)
Was genau ist überhaupt Puddinghaut?
Es ist fast schon eine Enttäuschung: Die Haut auf der Puddingoberfläche entsteht durch simples Trocknen. Die Haut stellt eine Barriere zwischen feuchter Puddingmasse und trockener Außenluft dar.
Kleiner Exkurs:
Anders verhält es sich mit der Haut auf gekochter Milch. Hier gerinnen Proteine beim Milcherhitzen und steigen nach oben, wo sie sich wie eine Haut absetzen.
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Wie lässt sich Puddinghaut verhindern?
Aus alter Zeit stammt der Trick mit dem aufgestreuten Zucker. Heutzutage greifen viele lieber zur Kalorien sparenden Frischhaltefolie, die zuverlässig die glänzende Pracht versiegelt. Nachteil der zweiten Methode ist allerdings, dass die Konsistenz des Puddings dadurch allgemein lockerer bleibt und sich nicht zum Stürzen eignet.
Andererseits ließe sich durch ein späteres Stürzen des normal zubereiteten Puddings die Haut geschickt verbergen. Manch einer bemerkt sie vielleicht gar nicht erst aufgrund mangelnder optischer Wahrnehmung – Psychologie! – oder transportiert sie sonst eben – schweigend bitte! – beiseite.
Als weiterer durchaus verlockender Tipp zur Hautvermeidung gilt das Unterheben geschlagener Sahne.
(Bildquelle: gänseblümchen / pixelio.de)
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Warum der Ekel?
Wie kommt es, dass Puddinghaut einer nicht unerheblichen Anzahl von Menschen nicht wenigstens egal ist, sondern sie sich davor regelrecht ekeln? Sie hat keinen spezifischen Eigengeschmack, sondern besitzt nur eine vom übrigen Pudding abweichende Konsistenz, die sich problemlos kauen lässt. Dies trifft jedoch auch beispielsweise für Bratwurst mit Pelle oder Weintrauben mit Haut zu.
Liegt es vielleicht an vorherigen als traumatisch empfundenen Erlebnissen mit gekochter Milch und deren Haut? Beides unterscheidet sich geschmacklich ja merklich von ungekochter Milch und wird häufig abgelehnt.
Bildet sich Haut auf einem hausgemachten Pudding, kann das als Qualitätskriterium gelten, selbst wenn es sich um ein Tüten-Pudding-Exemplar handeln sollte. Die Ingredienzien sind noch einigermaßen überschaubar. Die Beschriftung der Tütchen ist meistens aufschlussreich genug, dass der Puddingkoch behaupten kann, zu wissen, was er da zusammengerührt hat. Zu denken geben sollte, dass fertig gekaufte Puddinge hautlos sind bei gleichzeitiger kryptischer Beschriftung in nahezu Mikrobengröße.
Weitere Aufklärung zum Mysterium Puddinghautphobie ist ausdrücklich erwünscht!