Bauern-Hortensie (vorne), Rispen-Hortensie (hinten) (Bild: a.sansone)

Kleine botanische Übersicht

Die Hortensiengewächse, botanisch als Hydrangeaceae bezeichnet, umfasst neben der

  • Gattung Hydrangea, Hortensien, auch noch die
  • Gattungen Philadelphus, Pfeifenstrauch
  • Deutzia
  • Schizophragma
  • Pileostegia
  • Carpenteria
  • Kirengeshoma und Deinanthe.

An die 220 Arten zählen zu dieser eher kleinen Familie. Größtenteils beheimatet in Asien, Nord- und Mittelamerika, auch in Südamerika, auf den Pazifikinseln und sogar in Europa (Der Europäische Pfeifenstrauch (Philadelphus coronarius), existieren Arten.

Hinweis: Früher zählten die Hortensiengewächse zu den Steinbrechgewächsen (Saxifragaceae).

 

 

Familie Hortensiengewächse

(Bild: Ben_Kerckx / Pixabay)

Das Geheimnis der typischen Hortensienblüte

Was dem botanischen Laien wie eine Vielzahl von großen spektakulären farbigen Blütenblättern vorgegaukelt wird, besteht eigentlich aus wunderbar gefärbten Kelchblättern und die fruchtbare (fertile) Blüte ist eher unscheinbar. Man muss sich im Garten nur mal die Muße nehmen und im Spätsommer die Insekten an den eigenen Hortensien beobachten, dann sieht man schon, wo wirklich gelandet und genascht wird.

Blütenfarbe abhängig vom Boden
Ungewöhnlich ist auch noch die Umfärbung der Garten-Hortensie (Hydrangea macrophylla) durch den ph-Wert des Bodens: sauer... eher blau, basisch ... rosa, rot. Im sauren Boden sind Aluminium-Ionen löslich und bewirken damit die Blaufärbung.

Beliebt in Krimis, wo nach Leichen oder aus Metall bestehenden Mordwaffen gesucht und natürlich dank botanisch erfahrener Detektive auch gefunden wird! ... siehe Agatha Christie oder Je tiefer man gräbt: Ein Cornwall-Krimi Mary Ann Fox; 

Blau blühende Hortensien

(Bild: JillWellington / Pixabay)

Hortensien - Historisches

Untrennbar ist die Geschichte der Hortensien als weltumspannende Gartenpflanze auch mit dem Namen Philipp Franz Balthasar von Siebold (1796-1866) verbunden. Er kam als Arzt für eine niederländische Handels-Gesellschaft nach Japan. Dort entdeckte er die japanische Pflanzen-Welt.

Siebold lebte von 1823 bis 1829 erstmals in Japan. Pflanzen und Informationen, geologische, politische, medizinische aus dem damals isolierten Japan ins ferne Europa zu bringen, kostete Siebold fast das Leben, denn er versuchte auch streng verbotenes Material an die Aussenwelt zu bringen "Siebold-Affäre". Siebold wurde "lebenslang" verbannt. Seine japanische Lebensgefährtin Otaki Kusumoto, genannt Sonogi, mit der er eine gemeinsame Tochter, Ine, hatte, musste er zurücklassen. Die Hortensie mit dem Namen Hydrangea Otaksa (heute: Hydrangea macrophylla ‚Otaksa‘) benannte er nach ihr. Jahre später, als bereits 60jähriger Mann durfte er allerdings noch einmal zurück kehren. (Quelle: Pflanzenjäger/Hielscher,Hücking)

*Eine weitere von Siebold "exportierte" Pflanze ist die Krötenlilie - Porträt zum Nachlesen.

Hydrangea Otaksa (Bild: Internet Archive Book Images / Flickr)

Hortensie - dem Namen auf der Spur

Der Begriff "Hortensie" wurde vom franz. Botaniker Philibert Commercon kreiert, der die ihm unbekannte Pflanze auf Mauritius entdeckte, ein Herbar-Exemplar nach Paris schickte und diese Pflanze nach seiner Geliebten Jeanne Hortense benannte (sie begleitete als Mann verkleidet unter dem Decknamen Jean Baré die Expedition).

Eine weiter Erklärung stützt sich auf lat. hortus=Garten zugehörig. Mir gefällt die romantische Version besser.

Hydrangea setzt sich aus gr. hydor=Wasser und aggeon=Gefäß zusammen; der Beiname "Wasserschlürferin" ist ob ihrer Ansprüche an einen wasserreichen Boden nicht so von der Hand zu weisen.

 

Allerlei Wasserschlürfer

Hydrangea paniculata (Bild: a.sansone)

Die beliebtesten Hortensien-Arten

  • Garten-Hortensie/Bauern-Hortensie (Hydrangea macrophylla). Die Kulturformen werden bis knapp 2m hoch, typisch die kugeligen Blütenstände. Sie ist bedingt winterhart, braucht also in Regionen mit strengen Wintern einen Kälteschutz. Sie blüht am zweijährigen Holz. Wer sie also im Herbst schneidet, hat im Folgejahr nur begrünte Zweige. Sie benötigt relativ viel Wasser.
  • Schneeball-Hortensie (Hydrangea arborescens). Winterhärter als die Bauern-Hortensie. Sie kann man im Frühjahr vor dem Austrieb zurückschneiden. Benötigt saure Böden. Stützende Stäbe helfen die großen Blütenköpfe auch noch aufrecht zu halten. 
  • Rispen-Hortensien (Hydrangea paniculata). Sie hat viele fertile Blüten in ihren Rispenständen und ist also im Herbst ein toller Insektenmagnet. Während der Blütezeit verfärben sich die Scheinblüten. Sind aber auch im Winter noch in blassbraun ein Hingucker. Sie kann man im beginnenden Frührjahr getrost etwas schneiden.
  • Eichblatt-Hortensien (Hydrangea quercifolia). Eine eher unscheinbare Blüte, aber dafür ein interessantes Laub mit schöner Herbstfärbung. Gut für den Halbschatten geeignet.
  • Samt-Hortensie (Hydrangea aspera). Anfänglich hielten die Pflanzenjäger sie dank ihrer Blätter für Schneeballarten. Sie hat ausdrucksstarke schirmförmige Blütenstände. Braucht humosen Boden.
  • Kletter-Hortensie (Hydrangea anomala ssp. petiolaris). Im Halbschatten an einen geeigneten Baum gelehnt klettert sie ohne Probleme im Laufe der Jahre bis zum Wipfel. Sehenswert (aber eher für Parks geeignet).

Das 1x1 des Hortensienschnitts

Eigentlich ist es ganz einfach:

  • Bauernhortensien schneidet man höchstens aus, und das auch erst im Frühjahr. Also erfrorene Zweige, bodennah alte Triebe ausdünnen im Lauf des Jahres. Die im Winter stehen gebliebene Blüte schützt die neuen Blütenknospen und die trockenen Blütenstände fallen im Frühjahr von selbst ab.
  • Schneeball-Hortensien im zeitigen Frühjahr auf etwa 10 - 15 cm schneiden.
  • Rispen-Hortensien nach Geschmack kann man die Vorjahrstriebe auf etwa 1/3 oder 1/2 zurückschneiden.
  • Alle anderen Hortensien lässt man am besten in Ruhe wachsen, wie es ihnen behagt. Höchstens Frostschäden beseitigen.

Neupflanzung (Bild: a.sansone)

Hortensien und ein Naturgarten - unvereinbar oder doch nicht?

Hortensien: Als Bienenweide taugen sie unterschiedlich. Die meisten Gartenhortensien eignen sich nicht als Bienenweide. Als Nektarquelle für Schmetterlinge, Schwebfliegen, Bienen sowie Hummeln sind nur die fruchtbaren Blüten interessant, die typischen Garten-Hortensien haben nur sterile Blüten. Rispen-Hortensien haben zwar unscheinbare aber fertile Blüten zur Genüge, ebenfalls die Samt-Hortensien. Auch Kletterhortensien gelten als eine mäßig gute Bienenweide.

In meinem Garten steht die Rispen-Hortensie neben der Krötenlilie und was da im Herbst insektenmäßig los ist, ist einfach toll. Ich möchte diese "Fremdlinge" nicht missen, auch wenn es bei mir sonst sehr lokalpatriotisch in der Pflanzenwelt zugeht.

Bemerkung: Diese Gärtnerin mit naturnahmen Garten schätzt ebenfalls die Rispen-Hortensie.

 

Ob Bienen, Schwebfliegen, Bockkäfer oder Schnecken

Moschusbock auf Rispenhortensie (Bild: a.sansone)

Auch das Landkärtchen, ein Edelfalter, ist ganz happy mit der Rispenhortensie.

Achtung vor dem "letzten" Kick!

Alle Jahre wieder häufen sich Meldungen über Hortensien-Diebstähle aus Parks und Gärten. Sie denken, da ist jemand auf der unredlichen Suche nach seltenen Arten? Weit gefehlt. Leider kursiert im Internet die Mär/Fake News auf denglish, vom tollen Hydrangea-Joint, gedreht aus getrockneten Blättern, Stängeln, Blüten.

Die traurige Wahrheit dahinter ist, dass Hydrangea-Pflanzen Blausäure-Glykoside besitzen, die beim Rauchen (Verbrennen) freigesetzt werden.

Von eher mäßigen Folgen wie Bewusstlosigkeit bis zu heftigen Störungen des Zentralnervensystems bis zum letalen Abgang durch Ersticken ist leider alles vorhanden. Also Hände weg!

Adele_Sansone, am 12.11.2020
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Bildquelle:
a.sansone (Die Herbstzeitlose und ihre Pflanzenfamilie, die Zeitlosengewächse)

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