Fußballfans -- natürliche Feinde der Polizei?

Sorry, ich muss diesen Beitrag so beginnen. Ist es doch absolut unüblich, dass die Polizei eine eigene Presseerklärung noch einmal korrigiert und sogar eigene Fehler einräumt. 80 Verletzte gab es durch einen Polizeieinsatz am Rande des Benefizspiels des 1. FC Union Berlin gegen die Österreicher von Austria Salzburg. 300 Beamte waren im Einsatz, behelmt, mit Pfefferspray und aggressiv eingestellt. Die erste Presseerklärung der Berliner Polizei berichtete von 250 Randalierern, massiven Flaschenwürfen auf die Beamten und untätigen Fanbetreuern des Berliner Clubs. In der zweiten Version las es sich ganz anders. Doch wie kam es zu dieser Korrektur? Videoaufzeichnungen des Vereins ließen die aufgeblähte Story der Beamten in sich zusammenbrechen und relativierten sie maßgebend. Danke an Christian Arbeit, den Pressechef der Unioner, für seine aufklärerische Arbeit, auch wenn der Berliner Innensenator, auch in Berlin beginnt der Wahlkampf, diese Story längst für sich augeschlachtet hatte. Dass Austria Fans nicht in einer Kneipe zusammen mit Unionern Bier trinken durften und von der Polizei aufgefordert wurden, das Lokal zu velassen, erscheint mehr als nur befremdlich. Es war ein Benefizspiel der Unioner zugunsten der finanziell gebeutelten Austria, schon vergessen, Berliner Polizei? An diesem 30.01.2016 zeigte sich wieder einmal die Geisteshaltung der Ordnungshüter, Fußballfans zweier Vereine im gemeinsamen Anmarsch heißt drohende Randale. Übrigens, dass Polizisten Eintrittskarten kontrollierten und damit in das Hausrecht des Vereins eingriffen, wie heute im Stadionheft zu lesen war, passt auch in dieses Bild. Will die Polizei keine integrative Kraft des Fußballs, keine gemeinsam feiernden Fans?

Fußball integriert, nicht nur im Profibereich

Wie lassen sich Flüchtlinge integrieren? Auch durch Fußball, diesen weltweit betriebenen Sport. Hier erleben sie nach traumatischen Erlebnissen Anerkennung und Respekt,hier werden sie als Menschen behandelt. Diese Bemerkung muss am Anfang erlaubt sein.

Doch stellte sich mir heute auch die Frage, gibt es eigentlich auch AfD Anhänger unter Fussballfans? Und wie reagieren diese, wenn ein Ausländer das Siegtor für ihre Mannschaft schießt? Ausländer raus passt dann ja wohl nicht, und mit Waffen auf sie schießen, ach nein, das sind ja Männer!

Doch mal ernsthaft, ich gehe auch deshalb gern ins Stadion, weil ich hier immer mit anderen Menschen, und nicht nur Unionern, ins Gespräch komme. Heute auf dem Rückweg plauderte ich mit Fans aus München, vor wenigen Wochen freute ich mich zusammen mit Hamburgern aus St. Pauli über das Remis. Auch das ist Integration, über eng abgegrenzte Fanlager hinweg einfach nur Fußball genießen. In jedem Profiteam spielen Ausländer, sie leben in Deutschland, sie erleben Deutschland und wenn sie weiterziehen zu einem anderen Club, in ein anderes Land, nehmen sie ein Stück Deutschland mit.

Und hier stellt sich mir die Frage, welches Deutschland nehmen sie mit? Die Hooligans von Dynamo Dresden stehen Pegida nahe und bejubeln im Stadion den Marokkaner Ahanfouf und den Algerier Aoudia. Wie passt das zusammen? Nicht nur der Dresdner Verein zeigt, natürlich auch aus wirtschaftlichem Interesse, wie Integration junger ausländischer Spieler funktioniert. Wäre es nicht an der Zeit, dies auch außerhalb von Fußballclubs, die ja auch Wirtschaftsunternehmen sind, ebenso zu praktizieren?

Die integrative Kraft des Fußballs zeigt sich zudem in der Anzahl der Zuschauer. Mehr als 18.000 Menschen zog es heute in die Alte Försterei. Sie kamen aus unterschiedlichen sozialen Schichten. Hier stehen Manager neben Arbeitslosen und Arbeitern, hier feiern und leiden Rentner mit Schülern und Studenten. Und alle eint eines, sie sind Fan eines Vereins. Schön wäre es, wenn sie diese Einheit auch außerhalb des Stadions bewahren würden... als Menschen.

Fotos by: pixabay.com

Autor seit 9 Jahren
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