Die Kunst, einen guten Dialog zu schreiben
Gute Dialoge sind wie das Salz in der Suppe. Doch wie verfasst man eigentlich gute Dialoge?Dialog schreiben
Einen guten Dialog zu schreiben, ist eine der schwierigsten Übungen beim Schreiben. Der Dialog soll die Handlung vorantreiben, spannend und informativ sein, ohne gekünzelt zu wirken. Zu wenig Dialog in einem Manuskript macht die Geschichte trocken und leblos, zu viele Dialoge hingegen lassen die Geschichte aufgeblasen erscheinen. Wie beim Würzen der Suppe, ist hier die richtige Dosis entscheidend.
Lassen sie ihre Personen sprechen
Für einen Dialog ist es natürlich wichtig, seine Personen genau zu kennen. Jede Person hat einen anderen Karakter, eine andere Ausdrucksweise, die von vielen Dingen beeinflusst wird, wie die Herkunft, dem Alter und dem Bildungsstand der Person. Ein achtjähriger Straßenjunge im viktorianischen London wird anders sprechen, als die verwöhnte Diva aus Hollywood in unserer Zeit. Man kann der Person typische Merkmale wie Dialekt, den Gebrauch eines Lieblingswortes oder falscher Grammatik usw. verpassen, doch Vorsicht. Auch hier gilt das Prinzip des Suppe Würzens – zu viel schadet dem Text und nervt den Leser. Also solche Stilmittel ganz dezent einsetzen.
Viele raten dazu, sich überall umzuhören, in der Bahn, beim Einkaufen und wo immer man Leuten zuhören kann, um zu sehen, wie Leute sprechen. Dieses Vorgehen birgt jedoch eine große Gefahr. Schreibt man nämlich wirklich das auf, was Leute in der realen Welt sprechen, wird der Dialog zum Desaster. Im wahren Dialog benutzen die Menschen nämlich viel äh's und abgebrochene Sätze, scheußliche Grammatik und ständige Wiederholungen. Genau dies sollte man aber im literarischen Dialog vermeiden. Man muss also einen künstlichen Dialog schreiben, der aber nicht künstlich klingen soll. Jetzt sagen sie: Na toll! Wie soll das denn gehen? – Nun, ich habe es ja bereits erwähnt. Es ist verdammt schwierig, einen guten Dialog zu schreiben.
Die Figuren in Szene gesetzt
Bevor sie an den Dialog gehen, stellen sie sich die Szene genau vor, die sie schreiben wollen. Wie fühlen sich die beteiligten Personen, was haben sie erlebt, was wollen sie mitteilen? Welche Konflikte tauchen auf und wie kann der Dialog die Handlung vorantreiben? Denken sie sich in die Situation ihrer Figuren hinein. Was wollen sie sagen, was denken sie und was wollen sie vielleicht verheimlichen? Wie sind ihre Motive? Wie ihre Stimmung? Was tun sie, während sie sich unterhalten und wo befinden sie sich? Man kann zum Beispiel die Dialoge unterbrechen, um bestimmte Handlungen zu beschreiben. Hier ein Beispiel:
Petra rauschte um die Ecke und entdeckte Klaus, der gerade seine Axt auf ein Stück Holz niederfahren ließ und es sauber spaltete.
"Hier steckst du also!", kläffte Petra und stemmte die Hände in die Hüften.
"Hm!"
Klaus nahm ein neues Stück Holz und setzte es fein säuberlich auf den Hackklotz, holte aus und schlug zu.
"Denkst du vielleicht, dass du so davon kommst?", fuhr Petra wütend auf.
Klaus antwortete nicht, nahm statt dessen ein neues Stück Holz vom Stapel.
"Würdest du mir endlich antworten?" Petras Stimme klang schrill. Ihr Gesicht war vor Ärger rot angelaufen. "Du, du bist doch selbst schuld an dem, was passiert ist! Wärst du nur etwas zugänglicher gewesen, dann..."
Klaus ließ die Axt fallen und drehte sich zu seiner Frau um.
"Du wagst es, mir die Schuld zu geben?", brüllte er. "Wer hat denn hier fremd gevögelt. Ich vielleicht?"
In dieser Szene erfahren wir nicht nur aus dem gesprochenen Wort etwas über die Personen, auch ihre Handlungen verraten uns, was sie uns nicht sagen wollen. Zum Beispiel will Klaus nicht reden, er entlädt seine Wut beim Holz hacken, doch als seine Frau ihn beschuldigt, er sei schuld, dass sie ihn betrogen habe, da verliert er die Beherrschung.
Den Dialog nutzen, um dem Leser Informationen zu geben
Viele Informationen, die man dem Leser geben möchte, kann man besser in einem Dialog darstellen. Das ist einfach interessanter als trockene Erklärungen. Hier ein Beispiel, wie man eine bestimmte Information erst als beschreibender Text und dann im Vergleich dazu, als Dialog darstellt:
Beschreibender Text:
Jens war sehr enttäuscht darüber, dass Jana ihm nicht gleich von der Schwangerschaft erzählt hatte. Er fand, dass sie ihm hätte mehr vertrauen müssen, doch Jana hatte eben kein Selbstvertrauen. Sie hatte wohl einfach Angst gehabt, er würde sie wegen des Babys verlassen.
Als Dialog sieht das Ganze so aus:
"War das wirklich nötig, dass ich auf diese Art von der Sache erfahre?", fragte Jens und hob anklagend den Mutterpass hoch, den er zufällig in der Schublade gefunden hatte.
Jana schaute auf ihre Hände und unterdrückte ein Schluchzen.
"Tut mir leid", krächzte sie leise. "Ich..."
"Warum? Warum hast du mir nichts davon erzählt?"
"Ich hatte Angst." Jana fing an zu weinen.
"Aber ich liebe dich doch! Ich habe doch immer zu dir gehalten. Wie kannst du..." Jens nahm Janas Hand und drückte sie. "Hast du denn so wenig Vertrauen zu mir?"
Ein paar Tipps zum Schluss
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der Dialog soll dem Leser Informationen verschaffen
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vermeiden sie zu lange Dialoge
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lockern sie Dialoge auf, indem sei ihre Figuren handeln lassen (wie die Szene mit dem Holz hacken)
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bitte keinen moralischen Zeigefinger im Dialog
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zu wenig Dialog macht den Text trocken, zu viel jedoch wirkt störend, finden sie das richtige Mittelmaß
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schreiben sie nicht eins zu eins so, wie Leute auf der Straße sprechen, doch vermeiden sie auch, den Dialog künstlich klingen zu lassen
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versuchen sie locker zu sein, bitte nicht krampfhaft versuchen, witzig zu sein
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bei Streitgesprächen nicht zu lange Sätze machen - ein gelungener Schlagaustausch besteht aus kurzen, knallharten Sätzen, die Figuren können sich auch gegenseitig ins Wort fallen
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achten sie darauf, dass nicht alle gleich klingen, jede Person redet anders
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wenn der Sprecher des Dialoges klar ist, können sie "sagte er", "fragte sie" etc. weglassen
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lesen sie ihren Dialog laut und entscheiden sie: klingt es künstlich oder natürlich?
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Machen sie Fingerübungen, nehmen sie eine Szene aus einem Buch oder ihrem Manuskript, die sie versuchen, als Dialog darzustellen
Viel Spaß beim Experimentieren und viel Erfolg!
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Bildquelle:
von Kerstin Schuster
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