(Bild: PommeGrenade / Pixabay)

Nachtkerze und Nachtkerzengewächse - Onagraceae

Sie ist eine Einwanderin aus Nordamerika, Oenothera biennis und ihre Brüder und Schwestern. Bereits 1612 wurde sie als Salatpflanze aus dem Osten Nordamerikas nach Europa gebracht. Mittlerweile hat sie nicht nur die heimischen Gärten, sondern auch als Neophyt die Wildnis erobert.

Neben der Gattung Nachtkerze (Oenothera) ist aus dieser Familie unter anderen bei uns das Weidenröschen (Epilobium) heimisch.

Gattung Nachtkerze: (Blütenformel: vier Kelchblätter, vier Blütenkronblätter, 4 Staubblätter und die 4-teilige Narbe, 2, 4 oder 8 Fruchtblätter). Die Frucht ist eine vielsamige Kapsel, beim Weidenröschen haben die Samen zusätzlich einen Haarschopf. Oenothera-Arten sind wichtige Versuchspflanzen in der Genetik.

 

Heilpflanze des Jahres 2026

Oenothera biennis – die Gemeine Nachtkerze – wurde vom Verein NHV Theophrastus als Heilpflanze des Jahres 2026 der Öffentlichkeit auf dem Heilkräuterfachsymposium im Lausitzer Kloster St. Marienstern vorgestellt. Ziel ist es, diese "schöne und familienfreundliche, weil in ihrer Gesamtheit essbare Pflanze", wie es aus der verantwortlichen Jury heißt, in Hinblick auf ihr Gesundheits- und Heilpotenzial bekannter zu machen.

Samenöl, Inhaltsstoffe und Verwendung

Der Nachtrose (in England heißt sie "evening primrose") passierte es wie den meisten Moden: Für eine begrenzte Zeit stand sie erst als Zierpflanze, später als Delikatesse im Zentrum der Öffentlichkeit, um danach in der Versenkung zu verschwinden. Glücklicherweise bleibt Wertvolles dennoch meist erhalten und gelangt nach einer gewissen Zeit ins Bewusstsein zurück.

Inhaltsstoffe

In den 1980er Jahren entdeckten Wissenschaftler der Universität Würzburg, dass das aus den Samen der Nachtkerze gewonnene Öl die für uns lebenswichtige und bei Pflanzen selten vorkommende γ-Linolensäure in beachtlicher Menge enthält. Gemeinsam mit der ebenfalls enthaltenen essentiellen Linolsäure bietet Nachtkerzenöl somit eine ungewöhnliche Komposition mehrfach ungesättigter Fettsäuren. 

Einsatzbereiche

Innerliche und äußerliche Anwendung bei Schuppung, Irritationen und Trockenheit der Haut. Das Gehirn benötigt für eine gesunde Entwicklung ebenfalls die genannten Fettsäuren. Konzentrationsschwierigkeiten bei Kindern werden erfolgreich auch mit Nachtkerzenöl behandelt. Aufgrund seiner hormonregulierenden Eigenschaften beruhigt Nachtkerzenöl und eignet sich zur Begleitung der Menstruation und Wechseljahre sowie bei Schlafstörungen.  

Quelle: NHV Theophrastus, Oktober 2025

 

 

Nachtkerze, Oenothera, Onagraceae: den Namen nachgespürt

Den Titel "Nachtkerze" verdankt sie der Öffnungszeit ihrer Blüten, die erst bei Einbruch der Dunkelheit, im Sommer so gegen 21.30 Uhr, in einer abschließenden fließenden Bewegung aufgehen. Blüte Oenothera

Oenothera biennis = Oinos - griech. Wein, deutet auf ihren Duft und ihre Verwendung als Gewürz für den Wein hin, biennis bedeutet zweijährig.

Volkstümliche Namen sind: Siebenschläfer, Schinkenkraut, gelbe Rapunzelblume, Eierblume, Gelber Nachtschatten, Härekraut, Nachtschlüsselblume, Rapontika, Rübenwurzel, Stolzer Heinrich oder Weinblume.

Onagraceae, der Familienname, in die auch die Gattung des heimischen Weidenröschens gehört, war die vorlinneische Bezeichnung dieser Pflanzenfamilie und wurde beibehalten. Für Onager - die Wildesel aus dem vorderasiatischen Raum, war die Pflanzensippe gefährlich. Bei Genuss wurde Onos=der Esel quasi agra=Jagd, wie durch einen Pfeilschuss getötet.

Der Zauber der sich öffnenden Nachtkerzenblüte

Kaum eine andere Blüte kann man beim sich Öffnen so wunderbar beobachten, wie die Nachtkerze. Mit der Dunkelheit entfalten sich die vier Kronblätter innerhalb kurzer Zeit, ein Naturschauspiel, welches in Mitteleuropa einzigartig ist. Am Spätnachmittag bereits kann man erkennen, welche Knospe sich öffnen wird. Der gesamte Vorgang des Erblühens - das plötzliche Aufbrechen der Knospe und das stillere Strecken – nimmt nur einige Minuten in Anspruch. Die hellgelbe, im Dunkeln leuchtende Farbe und ein intensiver vanilleartiger Duft ziehen die Aufmerksamkeit auf sich. Auch wenn das allmähliche Öffnen, erst der Kelchhülle, dann der einzelnen, wie Windräder angeordneten vier Blütenblätter geraume Zeit dauert, es ist einfach faszinierend.

die vierteilige NarbeZuletzt hängen nur noch die obersten Kelchzipfel mit dem hervorguckenden Kreuzchen der vierteiligen Narbe zusammen. Hat man keine Geduld mehr, kann man einen Kelchzipfel ganz behutsam lösen, dann gehen die vier Blütenblätter in einer einzigen fließenden Bewegung innerhalb von wenigen Sekunden auf.

 

 

Eine Nachtkerzenblüte öffnet sich . . .

Nachtkerze - der erste Akt (Bild: adele sansone)

Nachtkerzen, nicht nur für den Mondscheingarten ...

Blütezeit: Ab Juli beginnt die mehrere Monate dauernde Blüte - bis September.

Neben den sich abends öffnenden Arten mit den zartgelben Blüten Oenothera biennis, Oenothera drummondii oder Oenothera odorata, gibt es auch Arten, die tagsüber blühen. Z.B. Oenothera fruticosa oder auch Oenothera glazioviana.

Die gemeine oder zweijährige Nachtkerze Oenothera biennis, die bis zu 150 cm hoch werden kann, bietet sich für "verwilderte Gartenteile" an. Vielleicht für ein Plätzchen, das Sie besonders gerne abends aufsuchen? Dann können Sie das Erblühen und Duften der Nachtkerze voll genießen.

Für den Steingarten gibt es kurzstielige Sorten, wie Oenothera missouriensis. Ebenfalls hübsch, dieses Mal aber von unzähligen rosa Blüten gekrönt, Oenothera speciosa "Rosea".

Tipp für den Mondscheingarten:
Partner zur Nachtkerze für einen abendlichen Duftgarten sind noch Lonicera caprifolium, Lunaria redviva oder Ipomoea alba.

Wer besonders dankbar für den Anbau der Nachtkerzen-Arten ist, ist ein nächtlicher Besucher, spezialisiert auf diese Pflanze.

Nachtkerzenschwärmer

Der Nachtkerzenschwärmer:

Proserpinus proserpina aus der Familie der Schwärmer, mit der Spannweite von 42 mm ein ganz schön dicker Brummer, liebt Nachtkerzengewächse.

 

Für den Schmetterling ist die Nachtkerze nicht die Nahrungsquelle, da begnügt er sich mit Natternkopf, Flieder oder Salbei, aber als Futterpflanze für seine grünbraune Raupe mit dunklen Augenflecken sind Nachtkerze oder Weidenröschen wichtig.

 

Die Gemeine Nachtkerze als Gemüse- und Heilpflanze - Ihre Geschichte in Europa

Die eigentliche Heimat von Oenothera biennis, der nachtblühenden Kerze, sind die nordwestlichen Gebiete Nordamerikas. Die ersten Bewohner dieser Gegenden nutzten sie auf vielfältige Weise als Nahrungs- aber auch Arzneimittel. So gibt es Überlieferungen zur Verwendung als Lungen- und Magenmittelzur Blutreinigung und bei Wunden und Hautproblemen.

Eingeführt wurde die Nachtkerze aus Nordamerika und 1612 erstmals im botanischen Garten von Padua gezogen. Von dort aus eroberte sie den ganzen europäischen Kontinent, ist also ein sogenannter *Neophyt.

*Die Rotkelchige Nachtkerze, Oenothera glazioviana, ist eine neu in Europa entstandene Art der Gattung Nachtkerzen (Oenothera), die vermutlich eine Hybride zwischen Oenothera elata subsp. hookeri und der Gemeinen Nachtkerze (Oenothera biennis) ist.

Schon die Indianer schätzten die fleischige rötliche rübenförmige Wurzel als Gemüsepflanze. Die Wurzeln wurden früher in dünne Scheiben geschnitten und wie die Schwarzwurzel zubereitet. Auch die Blüten sind sowohl frisch, aber auch kandiert, köstlich, nicht nur dekorativ.

Im Buch "Essbare Wildpflanzen" Buch wird alles von der Pflanze zum Verzehr empfohlen. Mild, mangoldartig sei der Geschmack der Pflanze, die Wurzeln ähneln wiederum der Schwarzwurzel.

 

Medizinisch wirksame Teile der Pflanze sind die Blätter, Samen und die Wurzel. In ihnen enthalten sind Gerbstoffe, Flavonoide und Schleimstoffe. Die Samen der Nachtkerze liefern wertvolle Linolsäure, eingesetzt sowohl bei Neurodermitis, in der Kosmetik, aber auch für die Linderung von Wechseljahresbeschwerden oder gegen Arterienverkalkung empfohlen.

Tipp: Aus der Nachtkerze kann man so manche Naturarznei selber herstellen. Anregungen gibt es hier: Heilsame Wildpflanzen

Noch mehr aus der Familie Onagraceae

Zauschneria - Kolibritrompete (Bild: adele sansone)

Quellen

  • Botanica, Könemann Verlagsgesellschaft mbH, 2000 Köln
  • Heil-, Gewürz-, Nutz- und Giftpflanzen im Botanischen Garten der Universität Innsbruck, Bortenschlager/Vergörer, 2004 Innsbruck
  • NHV Theophrastus, Oktober 2025, Heilpflanze 2026

 

Adele_Sansone, am 18.07.2013
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Bildquelle:
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