Das Teetrinken hat eine lange Kultur

Die älteste Teekultur ist die chinesische Teekultur, die auf eine über 2000 Jahre währende Tradition zurückblicken kann. Daraus haben die Japaner ihre eigene Teezeremonie entwickelt, wie sie noch heute in den japanischen Teehäusern gepflegt wird. Erstmals nach Europa kam der Tee durch die Engländer am Anfang des 17. Jahrhunderts durch die Engländer.

Die Teekultur in Ostfriesland geht zurück auf das Jahr 1610, als ostfriesische Seeleute am Import durch die Niederländische Ostindien-Kompagnie beteiligt waren. Nur wenige Jahre später nahm der Teehandel in Ostfriesland einen ungeahnten Aufschwung. Ostfriesland liegt im äußersten Nordwesten Niedersachsens und umfaßt kreisfreie Stadt Emden und die Landkreise Aurich, Leer und Wittmund. Dazu gehören sechs der sieben ostfriesischen Nordseeinseln, nämlich Borkum, Juist, Norderney, Baltrum, Langeoog und Spiekeroog.

Teetied in Ostfriesland

Die Teetied (Teezeit) ist in Ostfriesland inzwischen ein nicht mehr fortzudenkender Bestandteils des Brauchtums, der Geselligkeit und auch der Wirtschaft geworden. Vom Beginn des 19. Jahrhundert bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurden in Ostfriesland viele Teehandelshäuser gegründet, darunter die heute noch bestehenden großen ostfriesischen Teehandelshäuser Onno Behrends, Thiele und Bünting; Bünting ist derzeit einer der größten Arbeitgeber in Ostfriesland.

Bis heute wird der Brauch zelebriert, einem Gast bei seiner Ankunft eine Tasse Tee anzubieten. Dabei spielt es keine Rolle, wie lange der Besuch dauern wird. Das Angebot der Teetied gehört einfach bei jedem Besuch dazu.

Es ist die ostfriesische Art, den Gast willkommen zu heißen. Diese Tradition wird nicht nur von Einheimischen, sondern auch oft von Zugezogenen gepflegt. Selbst Urlauber nehmen sich ihre Teetied.

Das Brauchtum kennt bis zu drei Mal am Tag die Teetied, um 11 Uhr, um 15 Uhr und manchmal auch um 21 Uhr. Kommt der Besuch zwischen diesen Terminen ins Haus, wird extra für ihn ein Tee aufgebrüht. Angeboten wird immer die Ostfriesen-Teemischung aus Assam-Teesorten. Daraus entsteht ein sehr dunkler und kräftiger Tee.

Die ostfriesische Teezeremonie

Bei der zünftigen, traditionellen Teezeremonie ist in Ostfriesland jede Kleinigkeit wichtig. Dazu gehören immer

  • - Tee in der ostfriesischen Mischung,
  • - eine Teekanne mit Stövchen,
  • - Kaffeetassen
  • - ein Teesieb,
  • - weiches, noch siedendes Wasser,
  • - weißer oder brauner Kandiszucker (Kluntjes),
  • - Sahne und ein Sahnelöffel und
  • - geeignetes Geschirr.

Zum Tee kann Gebäck gereicht werden.

Die Teezubereitung

Erster Schritt ist das Eingießen kochenden Wassers in die Teekanne. Das dient dem Ausspülen der Kanne und gleichzeitig ihrem Anwärmen.

In die jetzt warme Teekanne wird nun der Tee eingegeben. Als Mass gilt ein Teelöffel Tee pro Tasse und noch einer dazu "für die Kanne". Anschließend gißt man kochendes Wasser auf den Tee, bis die Kanne halbvoll ist. Den Tee läßt man in der geschlossenen Kanne drei bis vier Minuten ziehen. Danach wird die Kanne vollständig mit siedendem Wasser gefüllt.

Der nun fertige Tee wird durch ein Sieb in eine andere, ebenfalls vorgewärmte Kanne geschüttet. So ist sichergestellt, dass Teeblätter nicht in die Tassen gelangen können. Dieses etwas umständige Procedere kann umgangen werden, indem man den Tee aus der ersten Kanne durch ein Teesieb in die Tassen gießt.

 

Der Teegenuss

Vor dem Eingießen des Tees wird ein Kluntje in die Tasse gegeben; beim Eingießen des Tees knistert der Kluntje. Dann wird mit dem Sahnelöffel (Sahneheber) vorsichtig am Rand der Tasse Sahne hinzugegeben. Dabei entsteht eine Sahnewolke, die von einigen einheimischen Kennern auch "ostfriesische Rose" analog dem Teegeschirr genannt wird.

Der traditionelle Teegenuss erfolgt ohne Umrühren. Teesommeliers rühmen den entstandenen Genuss: Zuerst schmeckt man das herbe Teearoma zu Beginn des Teetrinkens, dann den sahnigen Teegeschmack und zum Schluß den süßen Geschmack der Kluntjes. Teekenner sind gerade deshalb gegen das Umrühren, weil dadurch diese drei Schichten vermengt werden und somit verloren gehen.

Für einen Teetrinker sind drei Tassen ein "Muss". Eine vorherige Ablehnung gilt als Beleidigung, mindestens aber als Unhöflichkeit. Wird später die Teetasse umgekehrt auf die Untertasse gestellt, heißt das, dass kein weiteres Nachschenken gewünscht wird. Die gleiche Bedeutung besitzt ein in die Tasse gestellter Teelöffel.

Das Teegeschirr

Nachdem im Jahr 1709 erstmals auch in Deutschland die Herstellung von Porzellan dank der Erfindung von Johann Friedrich Böttger gelang, konnte auch in Deutschland das feine, weiße Porzellan produziert werden, mit dem der beste Teegenuss garantiert werden konnte.

In Ostfriesland setzte sich für einen vollendeten Teegenuss besonders das Porzellan aus der Wallendorfer Porzellanmanufaktur durch. Diese Manufaktur wurde 1764 in Lichte (Wallendorf) in Thüringen gegründet, aber im Zuge der Globalisierung an einen Geschäftsmann aus dem Iran verkauft und in "Design House Lichte" umbenannt. (Beide Fotos © Wallendorfer Porzellanmanufaktur).

Bis dahin hatte die Manufaktur sogenanntes Dredner Teegeschirr in zwei besonders beliebten Varianten hergestellt, einer blauen Bemalung (Blau Dresmer) und der in Ostfriesland sehr verbreiteten roten Rose, ostfriesische Rose genannt. Den Namen "Ostfriesische Rose" prägte der Hersteller im 19. Jahrhundert wegen der starken Verbreitung dieses Dekors in Ostfriesland.

Zu den Teekannen und Tassen aus Porzellan gehören Untertassen und weiteres Zubehör wie Teedosen oder kleine Teller für Gebäck. Am geeignetsten zum Teegenuss sind kleine, hauchdünne Tassen aus Porzellan. Die Teekanne kann, muss aber nicht aus Porzellan sein.

Ein Stövchen ist zum Warmhalten des Tees unverzichtbar.

Herkunftsregionen des Schwarzen Tees

Schwarzer Tee kommt vorrangig aus Asien, besonders aus Indien. Er trägt jeweils den Namen seiner Provenienz.

Der wohl bekannteste Tee Indiens ist der Darjeeling. Dieses Anbaugebiet liegt ganz im Norden des Landes an den Südhängen des Himalaya. Der Ostfriesentee ist eine Mischung von Assam-Teesorten. Das Assamgebirge liegt ebenfalls im Norden Indiens, gehört zum Himalaya und gilt als das größte zusammenhängende Teeanbaugebiet der Erde. Zwei andere indische Teesorten heißen Sikkim und Nilgiri. Sikkim Tee stammt ebenfalls aus dem Himalaya und liegt ganz in der Nähe der Anbaugebiete für Darjeeling, Nilgiri Tee wächst im Südwesten des Landes und wird dort in Teeplantagen angebaut, die auf Höhen von bis zu 2.000 Metern zu finden sind.

Nicht vergessen werden sollte der Ceylon-Tee, der auf der Insel Sri Lanka wächst, dem früheren Ceylon. Er wird dort auf Plantagen im Westen und Osten der Insel angebaut.

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