Sonnenaufgang am Little Big Horn (Bild: Richard Throssel / Museum of Photographic Arts Collections)

Custer hatte gegen die Übermacht der Indianer keine Chance

Fast im gleichen Moment war Crazy Horse an der Spitze der Oglala-Krieger zur Stelle. Er befahl ihnen, nur Speer und Messer einzusetzen, um alle Munition für den Entscheidungskampf aufzusparen. Zusammen mit Gall nahm er Renos Soldaten in die Zange und rieb sie auf. Die Überlebenden retteten sich in einen Wald. Dort warteten sie vergebens darauf, dass General Custer zur zweiten Stufe seines Plans überging, zum Angriff auf das Zentrum des Zeltlagers. Doch selbst wenn er früher in die Offensive gegangen wäre, hätte er die Schlacht nicht mehr gewinnen können. Die Übermacht der Sioux war zu groß.

Sie hatten die halbherzigen Ablenkungsmanöver auf ihre Flanken zwar nicht erwartet, stellten sich jedoch sehr schnell auf die neue Situation ein. Die Indianer ließen einen kleinen Trupp zurück, um die Reste von Renos Männern in Schach zu halten. Dann wandten sie sich Custer zu und griffen ihn von zwei Seiten her an. Während sich die Soldaten langsam zurückzogen, wurden sie mehr und mehr aufgerieben. Als die Wolke aus Staub und Pulver verflogen war, herrschte auf dem Schlachtfeld die Stille des Todes. Das 7. Kavallerie-Regiment existierte nicht mehr.

Die Weißen forderten Vergeltung

Als die Sioux sich auf die Suche nach Verwundeten ihres Stammes machten, zählten sie über dreihundert tote Soldaten. Auch Custer befand sich unter ihnen. Wer ihn getötet hatte, ließ sich nicht mehr feststellen. Nachdem der General gefallen war, griffen die Sioux sofort Renos und Benteens Brigaden an. Es gelang den Soldaten jedoch ihren Verfolgern zu entkommen, indem sie das Gras anzündeten. Eine Feuerwalze raste auf die Indianer zu. Sitting Bulls Krieger mussten umkehren, während die Weißen im Schutz des Feuers entkamen.

Erst Monate später rückten General Crook und General Terry mit frischen Truppen an, um Vergeltung zu üben. Crazy Horse floh mit seinem Stamm nach Missouri. Sitting Bull entkam mit hundert Sioux-Familien nach Kanada. Bis zur Nordgrenze wurden die Indianer ständig von Terrys Kavallerie bedroht, trotzdem gelang es ihnen, ohne Verluste zu entkommen. In Kanada standen sie unter dem Schutz der britischen Flagge.

Crazy Horse hatte weniger Glück. Zwar fügten seine Krieger der US-Kavallerie weitere empfindliche Niederlagen zu, doch der Mangel an Lebensmitteln und die gewaltige Übermacht der Soldaten zwangen den Häuptling schließlich zur Aufgabe und zum Rückzug in die Reservation. Dort sollte er am 7. September 1877 verhaftet werden. Als er sich zur Wehr setzte, wurde er von einem Soldaten kurzerhand mit einem Bajonett erstochen.

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