Die schrägen Krimis des Kinky Friedman
Kultkrimis eines Texas Jewboy über die Stadt New York, absolut lesenswert!Wer ist dieser Kingster?
Kinky Friedman wurde als Richard S. Friedman am 1. November 1944 als Sohn polnisch-russischer Einwanderer in Chicago geboren, wuchs jedoch auf einer Ranch in Texas auf. Er studierte Psychologie, um dann in jungen Jahren sich dem Friedenscorps in Borneo anzuschließen. Seinen Namen soll er von dem Countrymusiker Nick Chavin erhalten haben. Kinky bedeutet übersetzt verdreht, verkorkst. Chavin spielte auf Kinkys lockige Frisur an.
Schon als Kind von der Musik begeistert, gründete 1971 Kinky eine Countryband, die Texas Jewboys, mit denen er durch das Land tourte. Er tourte mit Bob Dylan bei der Rolling Thunder Revue und trat in der legendären Grand Ole Opry auf.
Last of the Jewish Cowboys |
Mitte der 70er-Jahre bezog er sein Loft in der Vandam Street in Greenwich Village, New York. Seinen Lebensunterhalt bestritt er u.a. durch Auftritte im alten Lone Star Café (damals geführt von Mort Cooperman). Das lebhafte Viertel war Treffpunkt der Szene bestehend aus Outlaws, Musikern, Künstlern sowie der Gay Community. Als seine musikalische Karriere schwächelte, borgte er sich von McGovern eine alte Schreibmaschine und begann mit dem Schreiben der Krimis, die heute nicht nur in den USA Kultstatus haben.
Die Hauptfiguren der Kinky-Romane
Seine Krimis sind ein Stück weit autobiographisch, die beschriebenen Orte wie den Chinesen Wong sowie die Personen existieren wirklich. Der Kinkster verwurstete seine Freunde, Bekannte und Feinde in den Figuren seiner Geschichten.
Die Hauptfigur, den Privatdetektiv, der in seinem Loft in der 199 B Vandam Street wohnt, spielt er selbst. Seine Wohnung teilt er mit seiner Katze, der er viele seiner Geschichten erzählt, die ihn jedoch teilnahmslos anschaut. Die Verantwortung über die Wohnung überträgt er gelegentlich seiner Katze. Über dem Loft trampeln die Mädels von Winnie Katz Lesbentanzschule, wortwörtlich auf seinen Nerven herum.
In der großen Sherlock-Holmes-Büste bewahrt er seine dicken Zigarren auf. Die Espressomaschine ist das Geschenk eines Mafiabosses für eine Rettung. Links und rechts seines Schreibtisches stehen zwei rote Telefone, die gleichzeitig klingeln, um lt. dem Kinkster die Bedeutung des Anrufes zu erhöhen. Wenn seine Freunde ihn besuchen, wirft er einen abgerissenen Puppenkopf mit Fallschirm aus dem Fenster, an dem sein Türschlüssel hängt.
Im schrägen Greenwich Village fällt der Kinkster mit seinem schwarzen Cowboyhut, texanischer Jagdweste und Cowboystiefeln aus Brontosauriervorhaut nicht weiter auf. Da ist man Ausgefalleneres gewöhnt! Kinky hat eine Vorliebe für Katzen, Countrymusik, Jameson Whiskey sowie seine Zigarren.
Cafe Wha Greenvillage, Manhattan, New York (Bild: Reisefieber)
Der geheime Kreis seiner Freunde, die sich immer wieder treffen, die sogenannten "Village Irregulars" bestehen aus:
Ratso, alias Larry Sloman, Jude und der Dr. Watson in den Romanen, Redakteur des "National Lampoon". Er ist intelligent, loyal und geizig und bezahlt nie seine Rechnungen. Seine Klamotten bezieht er vom Flohmarkt auf der Canal Street. Sein Outfit besteht aus einer Waschbärenmütze ohne Schwanz, einer schwarze Lederjacke sowie roten Schuhen, die einem Toten gehörten. Ratso soll rund 10.000 Bücher über Jesus, Bob Dylan und Hitler besitzen.
Mike McGovern ist halb Ire, halb Indianer und Kinkys liebster Saufkumpan. Leider hat er in den meisten Kneipen seit Jahren Lokalverbot. Er arbeitet als Redakteur der Daily News. Nebenbei ist er Amateurdetektiv sowie eine wichtige Informationsquelle für die Recherchen.
Steve Rambam ist italienisch-jüdischer Abstammung, Privatdetektiv ohne Lizenz, Computerfreak und war einige Jahre im Knast. Rambam behauptet, man suche ihn in allen amerikanischen Staaten, die mit I anfangen.
In manchen Romanen findet man auch Ratso II, alias Jimmie Slim, ein libanesischer Druse und Rock 'n' Roll-Gitarrist aus Washington sowie die Engländer Pete Myers und Mick Brennan.
Die Polizei
Kinkys Gegenpart sind die Sergeants der Spezialermittlung vom 6. Revier, Buddy Fox, groß, schlank und gemein sowie Mort Cooperman, stämmig und klein. Beide sind auf den herumschnüffelnden Kingster nicht gut zu sprechen.
Kinky Friedman-Krimis in Deutsch:
- Greenwich Killing Time
- Lone Star
- Wenn die Katze weg ist
- Frequent Flyer
- Nie wieder Tequila
- Elvis, Jesus und Coca-Cola
- Gürteltier und Spitzenhäubchen
- Gott segne John Wayne (1995)
- Der Leibkoch von Al Capone
- Straßenpizza
- Ohrensausen
- Ballettratten in der Vandam Street
- Der glückliche Flieger
- Tanz auf dem Regenbogen
- Katze, Kind und Katastophen
- Der Gefangene der Vandam Street
- Zehn kleine New Yorker
In Greenwich Killing Time findet man eine Leiche in der Nachbarwohnung von Ratso, jedoch die Tatwaffe in Ratsos Wohnung. Die Village Irregulars sind hier gefordert, die Wahrheit herauszufinden, um die Unschuld ihres Kumpels Ratso zu beweisen.
Wenn die Katze weg ist: Die Katze von Kinkys Freundin Jane ist aus der Katzenausstellung im Madison Square Garden verschwunden. Eine verrückte Odyssee mit toten Verlagslektoren, dem kolumbianischen Drogenkartell und der New Yorker Mafia.
Der Leibkoch von Al Capone: McGovern wird bedroht während Kinky den Fall eines vermissten Ehegatten lösen will. Wie hängen die beiden Fälle zusammen?
Zehn kleine New Yorker: Völlig unauffällige Männer werden im Village gemeuchelt und alle Spuren führen zum Kingster.
Kinky Friedman Krimis (Bild: Reisefieber)
Wer sich traut, kann die Krimis auch in englischer Sprache lesen. Mehr Spaß kann Sprachen lernen nicht machen!
Für wen sind die Krimis von Kinky geeignet?
Wer Spaß an Sarkasmus und schrägen Humor hat, ist hier gut aufgehoben. Es sind nicht die klassischen Kriminalfälle, die dem Leser so viel Freude machen, sondern der besondere Humor des Kinksters. Auch für alle New York Fans bieten die Bücher Lesegenuss.
Wo ist das Loft des Kinksters 199 B Vandam Street?
Ich möchte nicht wissen, wie viele Kinky-Fans sich schon vergeblich auf die Suche nach dem Loft in der 199 B Vandam Street gemacht haben. Auch wir sind die Straße auf und ab gegangen, ohne die Hausnummer zu finden. Die Vandam Street hört plötzlich bei Nummer 100 auf. Des Rätsels Lösung finden Fans von Kinky Friedman auf diesem Blog.
Was macht Kinky heute?
Im Jahr 2004 kandidierte er als Unabhängiger bei der texanischen Gouverneurswahl. Seine Wahlkampfthemen waren die Finanzierung der Bildungsreform durch das legalisierte Glücksspiel, die Erlaubnis der Homo-Ehe, Förderung des Biodiesel sowie die Ernennung von Willi Nelson als Kopf der Texas Rangers, der Strafverfolgungsbehörde in Austin.
Heute lebt Kinky Friedman auf der Echo Hill Ranch außerhalb von Medina Texas. Er gründete die Utopia Animal Rescue Ranch, mit der sich um streunende, misshandelte und alte Tiere kümmert.
Im Jahr 2015 konnte man ihn als Sänger in Deutschland erleben. Wir haben sein Konzert in Frankfurt erlebt. Er entpuppte sich als charmanter, netter Künstler, der selbst am Verkaufstresen stand. Er nahm sich die Zeit, um mit seinen Fans zu sprechen und signierte alle seine Bücher.
Auf der Outlaw Country Cruise trafen wir den Kinkster gleich mehrmals. Noch vor seinem Konzert in der Spinnaker Lounge fuhr er mit mir im Aufzug. Ich habe ihn mutig auf sein Konzert damals in Frankfurt angesprochen. Er lachte und meinte, das wäre schon eine Weile her. Auf einem Schiff kann man nicht weg. So begegnete ich ihm immer wieder. Er läuft übrigens stilecht im dunklen Anzug mit Cowboyhut und Zigarre umher.
Das Hörbuch Greenwich Killing Time und Lonestar ist erschienen bei Bear Family.
Bildquelle:
NDR-Tatort Der letzte Patient
(Was eine Tatort-Kommissarin mit der Rotweinstadt Klingenberg am Mai...)