Die Schwitzhütte der Indianer
Die Schwitzhütte diente den nordamerikanischen Ureinwohnern zur Vorbereitung für Zeremonien, zur rituellen Reinigung und physischen Gesunderhaltung.Grundgerüst einer Schwitzhütte (Bild: fukami / Flickr)
Die Schwitzhütte bildete einen Mikrokosmos
Eine Schwitzhütte war vergleichbar mit einer Sauna, die kurz vor Einbruch des Winters zur Reinigung von Körper und Geist gebaut wurde. Die Form unterschied sich von Stamm zu Stamm. Sie reichte von einer einfachen, bedeckten Erdgrube über rechteckige Holzhäuser bis zu kleinen runden Hütten aus Lehm. Am bekanntesten dürfte die kuppelförmige Bauweise der Lakota-Indianer sein. Für eine Familienschwitzhütte wurden zwölf Weidenstäbe verwendet. Die Hütten der Schamanen bestanden aus sechzehn Stäben, die im Kreis in den Boden gesteckt und zu einer Kuppel zusammengebunden wurden.
Oben bildeten die Weidenruten ein Quadrat, dass das Universum und die vier Himmelsrichtungen symbolisierte. Bei den Lakota-Indianern entsprachen die sechzehn Stäbe den ersten sechzehn Schöpfungsmythen. Vor der Hütte wurden zwei Astgabeln aufgestellt und ein Ast waagerecht darübergelegt. An ihm lehnte die heilige Pfeife. In der Mitte der Kuppel befestigten die Indianer 104 Tabaksäcke in den Farben der Himmelsrichtungen. Die Hütte wurde mit Decken oder Bisonhäuten bedeckt.
Sie bildete praktisch einen Mikrokosmos. Die Kreisform stand für die Erde. Die Kuppel symbolisierte den Himmel. Die Weidenzweige symbolisierten die Pflanzen und die Felle die Tiere. In ihrem dunklen Inneren dienten rotglühende Steine, die zuvor in einem Lagerfeuer erhitzt worden waren, als Ofen. Die 4 x 4 Steine (oder ein vielfaches von vier) lagen in der Mitte in einer Erdmulde. Sie symbolisierten die Großväter, die Ältesten und die Wandler.
In der Dunkelheit waren die Indianer den Göttern nahe
Um die Erdmulde waren Bisonfelle ausgebreitet. Von Zeit zu Zeit wurden die Steine mit Wasser und Heilkräuterauszügen begossen. Aromatischer Duft erfüllte die Hütte. Der Platz reichte für sieben bis acht Stammesangehörige. Bei Sonnentänzen wurden aber auch deutlich größere Hütten gebaut, in denen bis zu fünfundzwanzig Menschen Platz hatten. Uralte Mythen wurden erzählt, begleitet von Liedern und den Klängen der Trommeln und Rasseln. In der Dunkelheit waren die Indianer den Göttern nahe und kehrten symbolisch in den Schoß von Mutter Erde zurück. Durch solche Schwitzrituale sollte die gestörte Harmonie wieder hergestellt werden.
Schamanen dienten dabei als Vermittler zwischen dem Diesseits und der jenseitigen Welt. Sie sprachen mit den Göttern und versöhnten die Geister. Gleichzeitig sorgten sie auch dafür, dass der Ablauf der kulturellen Handlung genau eingehalten wurde. Der unsachgemäße Gebrauch einer Schwitzhütte kann aber auch gefährlich sein. Im Oktober 2009 starben drei Menschen bei einem Schwitzhütten-Ritual in Sedona, im US-Bundesstaat Arizona. Ursache war eine unsachgemäß mit Plastikplanen abgedeckte Hütte.
Bildquelle:
brigachtal
(Die indianische Kunst des Feuermachens)
jbhthescots / Flickr
(Der Glaube der Tlingit-Indianer)