Straßenhunde in Bihac / Bosnien

Das Problem mit den Strassenhunden kennt sicher jeder, der schon einmal Urlaub in Südeuropa gemacht hat. Auf Schritt und Tritt begegnet man den Strassenhunden. In Spanien, Italien, Griechenland und anderen EU-Ländern engagieren sich Tierschützer für diese Tiere und mit Zuschüssen der EU werden Aktionen wie Kastrationen gegen die Vermehrung durchgeführt und Tierheime gebaut.

Hier in Bihac, im Nordwesten Bosniens, gleich hinter der kroatischen Grenze, sieht es allerdings etwas anders aus. Überall in den Strassen laufen wilde Hunde herum, schlafen in Hauseingängen und zwischen Holzstapeln. Dazwischen fiepen kleine Welpen, die Hunger haben.

Warum ist die Situation der Hunde hier so schlimm geworden?

Zunächst muss der letzte Balkankrieg genannt werden, davor war die Situation nicht so schrecklich. Aber als die Zivilbevölkerung von Bihac ihre Häuser verlassen musste, wurden viele Hunde von heut auf morgen herrenlos. Andere Hundehalter konnten einfach ihren Hund nicht mehr ernähren und brachten ihn irgendwo in den Wald.

Nach dem Krieg hielten sich die meisten Hausbesitzer wieder Hunde, aber wenn eine Hündin Welpen bekam wurden diese, oftmals mit Mutter, wieder in den Wald gebracht.

Andere Hundebesitzer bringen ihre Hunde in Nacht-und Nebelaktionen in die Nähe von Wohnblöcken, in der Hoffnung, dass sie dort Futter finden. Das ist nicht verkehrt gedacht, weil viele bosnische Hausfrauen den wilden Hunden die Essensreste überlassen.

Ich lebe als Deutsche in dieser Stadt und nachdem meine beiden tollen Rüden, die ich aus Deutschland hier mit herbrachte verstarben, kümmere ich mich ein wenig um die Strassenhunde.

Ich habe einen Schäferhund, dDie Straßenhunde von Bihacen ich mit etwa 3 Monaten zu Weihnachten 2007 im Schnee fand und eine kleine Mischlingshündin, die als etwa 4 Wochen altes Baby von meinem Mann letztes Jahr gefunden wurde.

Nun betrachten mich einige Leute hier als die Mutter Theresa der Hunde und laden in der Dunkelheit ihre Welpen vor meiner Tür ab. Morgens finde ich dann in der Hundhütte ständig neue Mitbewohner, denen ich eine kräftige Mahlzeit natürlich nicht verwehren kann. Die meisten kleinen Hunde gehen eines Tages ihren eigenen Weg, andere bleiben aber immer in meiner Nähe.

Ich beobachte oft, wie sich die Strassenhund hier organisieren. Sie leben in festen Rudeln und haben ihr festes Territorium. Auf Nahrungssuche gehen sie immer gemeinsam, der Rudelführer verteidigt sein Rudel gegen fremde Hunde. Sie sind in ihrem Verband sehr sozial und es gibt fast keine Attacken gegenüber Menschen.

Wenn doch, war vielleicht ein Brötchen in der Hand schuld. Andere Agressionen kommen kaum vor. Natürlich, wenn jemand mit dem Stock droht, kann schon mal ein Zähnefletschen die Antwort sein. Allgemein sind die Hunde aber eher scheu.

Was wird gegen oder für die Hunde unternommen?

Es gibt hier in Bihac den sogenannten Schinter, der für jeden erlegten Hund (sie werden erschossen) eine Prämie erhält. Das Problem hat sich damit weder erledigt, noch wird es kleiner.

Der Schinter wird auch gerufen, wenn sich jemand durch die Hunde belästigt fühlt, etwa eine Mutter mit Kind, oder eine Frau, die vom Einkauf eine Tüte mit Fleisch in der Hand hält. Das zieht natürlich gleich ein ganzes Rudel an. Dann kommt der Schinter und macht kurzen Prozess mit den Hunden.

Nun gibt es seit dem 2.Februar 2011 ein sogenanntes Hundeasyl hier. Die herrenlosen Hunde, das sind diejenigen, die kein Halsband tragen, werden eingefangen und in eine Abruchscheune außerhalb der Stadt gebracht. Innerhalb von zwei Tagen wurden 40 Hunde dort einquartiert, die Kapazität soll für 150 Hunde ausreichen. Aller Vorraussicht nach, wird dies in einem Monat soweit sein. Und dann?? Kommt wohl wieder der Schinter zum Einsatz, wenn die Hunde keine neuen Besitzer finden!

Das Asyl wird aber von Tierschützern betreut, die Nahrung wird durch Spenden gewährleistet.

Das städtische Krankenhaus, die Müllentsorgungsfirma Comrad und weitere Firmen spenden den Tieren Futter.

Mehr Infos zu Bihac gibt es hier www.bihactours.com

 

 Alles schön und gut?

Stellen Sie sich vor, sie sind ein freier Mensch, können gehen wohin Sie möchten. Haben ihre Freunde, mit denen Sie jeden Tag spazieren gehen und gemeinsam essen. Plötzlich kommt ein Polizeiwagen, nimmt Sie mit und steckt Sie ins Gefängnis, in Einzelhaft. Wären Sie glücklich??

Nun gut, der Sinn der Sache ist ja nicht, dass der Hund glücklich ist, sondern dass er sich nicht vermehren kann. Deshalb die Einzelhaft. Kommt aber nun jemand, der den Hund mitnehmen möchte, wie wird er sich verhalten? Seine soziale Prägephase hatte er mit Hunden und nicht mit Menschen. Sein Rudelführer war ein Hund und kein Mensch.

Das Zusammenleben wird sich als äußerst schwierig gestalten, denn der Hund kennt keine Dankbarkeit. Er hatte die Freiheit, seine Freunde, bzw. seine Familie, sein Tisch war gedeckt von leckeren Abfällen. Nun soll er mit Menschen leben?

Wie sieht es in anderen Ländern aus?

In Rumänien wurde erfolgreich in einigen Städten ein Kastrationsprojekt über mehrere Jahre durchgeführt. Nach der Kastration wurden die Strassenhund wieder freigelassen und nahmen ihren Platz im Rudel wieder ein. Schon nach zwei Jahren waren bedeutend weniger Strassenhunde vorhanden. Eine solche Vorgehensweise wäre auch hier in Bihac und in ganz Bosnien zu begrüßen.

Meine beiden Strassenhunde haben jedenfalls ihr Glück hier gefunden und machen einen ganz zufriedenen Eindruck.

Über sein Hundeleben bei uns berichtet unser Hund selbst, ich habe es nur aufgeschrieben.

Hier ist es kostenlos als Ebook zu lesen:

Die Straßenhunde von Bihac
Die Straßenhunde von Bihac
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