Sagt eigentlich eigentlich wirklich nichts aus?

Mein Umfeld hasst mich  - und zwar immer DANN wenn Sätze fallen, die das Wort "eigentlich" enthalten. Britta hat nämlich ne Macke und die heisst "zu genau zu hören". Kommt mir einer meiner Kontakte mit einem Satz mit "eigentlich" um die Ecke, ist es inzwischen schon SO weit, dass meist im Anschluss der Stossseufzer "Ja Britta, ich weiss - und uneigentlich?" erfolgt.

Und ich gestehe - ich benutze dieses Unwort ja selber. Immer dann nämlich, wenn ich eigentlich....lassen wir das....!

Aber mal im Ernst. Was sagen wir aus, wenn wir in einem Satz das Wort "eigentlich" benutzen. Doch im Grunde nur, dass alles, was ab diesem Wort folgt, in sich schon im Vorhinein verneint, negiert, umgekehrt oder nichtig gestellt wird.

"Eigentlich hatte ich"
"Eigentlich wollte ich"
leiten Sätze ein, die eine Entschuldigung für etwas enthalten, das nicht getan, gesagt, erledigt oder erlebt wurde..

Mit einem einzigen Wort versuche ich, salonfähig zu machen, was mir meist erst beim Schreiben oder Reden auffällt. Dass ich anders gehandelt habe, als ich es plante, Dinge nicht getan habe, die ich tun wollte, oder Dinge getan habe, die ich nicht tun wollte.

Eigentlich ist eigentlich - dem Ursprung nach kein schlechtes Wort

Und dennoch kräuseln sich mir häufig die Fussnägel wenn ich es höre. Gebrauche ich "eigentlich" verfälsche ich den Satzinhalt. Und zwar teilweise bis hin zur kompletten Sinnumkehr der Aussage. Immer wieder stellt sich mir die Frage, warum entschuldige ich mich, statt mich an die Fakten zu halten. Ich habe etwas getan oder ich habe etwas nicht getan. Punkt. Was ich ursprünglich WOLLTE, welches Motiv ich hatte - wen interessiert das? Was zählt sind die letztendlich geschehenen Handlungen, denn sie führen zum Ergebnis. Und das Ergebnis wird gemessen, derjenige der es erzeugt hat, wird an ihm gemessen. Und nicht an dem, was er eigentlich wollte bevor er anders handelte.

Wäre es anders, hätte unsere heutige Justiz ein Problem. Denn vielleicht wollte der Einbrecher ja eigentlich gar nicht in die Wohnung einbrechen in der der alte Mann wohnte, sondern eigentlich in die daneben. Und das hätte ja eigentlich auch klappen können denn eigentlich wusste er genau, in der Nebenwohnung wird niemand sein. Eigentlich ganz logisch  - WENN denn der Einbrecher rechts und links auseinander halten hätte können und somit nicht genau die falsche genommen hätte. Eigentlich hätte der Mann doch auch nicht wach werden müssen der da wohnt und eigentlich hatte sich der Einbrecher noch nie so erschrocken wenn er überrascht wurde....

Eigentlich könnte sein Opfer noch leben - ist aber trotzdem tot.

Dass es sich in diesem Fall nur bedingt um Mord sondern viel eher um Totschlag handelt ist eigentlich nur für Rechtsverdreher und Einbrecher relevant, der Rest der Menschheit muss ein unschuldiges Opfer beklagen. Denn der Mann hatte nichts falsch gemacht. Er war in seiner eigenen Wohnung und das auch noch schlafend - am sichersten Ort an dem ein Mensch nur sein kann - eigentlich.

PS.: Während ich das hier schreibe, hätte ich eigentlich meine Wohnung putzen wollen ;)

traumstundenfee, am 10.06.2011
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Bildquelle:
Ruth Weitz (Die 7 wichtigsten Dinge im Leben)

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