"aber", "eigentlich" und "vielleicht"

Sprachlich gesehen, ist ihre Anwendung etwas völlig normales. Umgangssprachlich erst Recht. Rhetorisch betrachtet, sind diese drei jedoch das "Triumvirat des Grauens"

Bereits in zwei vorherigen Artikeln habe ich mich um die beiden anderen ja schon "gekümmert"  - heute weckte das Dritte meine Aufmerksamkeit.

Ich mag es nicht. Nicht mehr oder nicht weniger als bei den anderen beiden jedoch, ist  meine Sprache nicht frei von Momenten, in denen ich argumentativ mit "Ja aber" entgegne. Dabei zählt genau diese Kombination aus sich gegenseitig aufhebenden Wörten rhetorisch zu den schlimmsten Fallen der deutschen Sprache. Es gibt mit Sicherheit nicht ein Motivationstraining, nicht eine Verkäuferschulung, nicht ein Mindmaker-Seminar, das sich nicht mit dieser Falle beschäftigt. Das Internet ist voll von Tipps und Ratgebern - von "Ersatzformulierungen" und Begründungen dagegen. Und "eigentlich" ist es ja auch logisch. "Ja" ist Zustimmung und Bestätigung - "aber" der Beginn eines Einwandes. Ich kann nicht gleichzeitig einer Aussage zustimmen und ihr dann direkt in Folge widersprechen - somit ist zwangsläufig eine der beiden Aussagen falsch. Eine einfache Regel zur "Auffindung des wahren Gedankens hinter der Aussage" bot mir vor Jahren schon Mindmaker Dale Carnegie in einem seiner Bücher. "Wenn ihr Gesprächspartner einen Satz mit "aber" benutzt - vergessen sie alles vor dem "aber" und konzentrieren sich auf die Aussage danach - denn sie enthält seine wahre Meinung"

Warum sind wir dann so selten in der Lage, einen Einwand zu beginnen, ohne den "Türöffner", das "ja" davor zu setzen.

Träume (Bild: 2548928)

"Ich will, dass du mich magst!"

Nichts anderes ist es nämlich, das uns immer und wieder dazu verleitet unser Gegenüber "anzulügen". Scheinbar stimmen wir ihm zu und wähnt er oder sie sich in Sicherheit, "schlagen wir zu". Und vernichten im gleichen Moment den dünnen Sympathiemoment zugunsten unseres Einwandes. Gerade in einem Verkaufsgespräch ist das der Punkt, an dem zumindest eine "Sollbruchstelle" zu Ungunsten des Verkäufers entsteht, aber selbst in "ganz normalen Gesprächen" ist die Position des Widersprechenden immer die schlechtere - und mit "Ja, aber" schwächt er selbst sie noch mehr - und merkt es oftmals gar nicht.

Eine eigene Meinung zu haben ist schwer! Sie zu vertreten noch mehr! Und hebt sie sich von der eines wichtigen Gesprächspartner auch noch komplett ab wird es erst Recht kompliziert. Da sind dann Dinge wie Selbstbewusstsein und Wissen gefragt - von der generellen Kommunikationsfähigkeit ganz zu schweigen.

Blitzschnell muss ich mich im Gespräch fragen: "Was will ich erreichen?" Und die Frage beantworten. Denn die Folgen sind mannigfaltig!

"Nicht, was ich sage, ist die Botschaft - sondern das, was Du verstehst!"

Das Verständnis eines Gegenübers ist von vielen Faktoren abhängig. Bildung, Allgemeinbildung und Grundintelligenz spielen in Gesprächen immer eine grosse Rolle. Sobald ich jedoch einen Einwand mit "aber" beginne, "wecke" ich das Gegenüber. "Aber" ist IMMER ein Angriff und signalisiert "jetzt kommt ein Gegenargument" Das Gegenüber wird sofort "auf Abwehr schalten" auch wenn ihm selber dieser Umstand gar nicht bewusst ist! Niemand lässt sich gerne eine andere Meinung um die Ohren hauen - schlimmer noch, wenn die eigene eine ist, die er selber nicht belegen kann oder die er sich durch Hörensagen gebildet hat! Ich habe schon Kneipenschlägereien mit einem "aber" beginnen sehen"

Ratgeber gibt es viele - aber reden lernt man nur beim Reden!

Mein Tipp aus der Praxis: Probieren Sie es aus! Testen sie unterschiedlichen Formulierungen in Gesprächen und Sie werden sehen, es werden unterschiedliche Ergebnisse dabei herauskommen. Am besten ist es natürlich, wenn Sie das mit ein und dem gleichen Gesprächspartner tun können. Das wiederum setzt jedoch voraus, dass Sie ihn nicht schon erfolgreich in die Flucht "geabert" haben!

traumstundenfee, am 12.06.2011
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Bildquelle:
Ruth Weitz (Die 7 wichtigsten Dinge im Leben)

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