Mein oder Dein Unkraut?

Maiwiese










 

Oben:  Wiesen im Mai -  naturbelassen - ökologisch - Unkrautzucht - oder schlicht ungepflegt?

Mutti war mal wieder zu Besuch. Und obwohl es ihr mit über 80 Jahren gesundheitlich nicht mehr ganz so gut geht, kann sie eines nicht lassen: das Unkrautjäten rund um unser Haus. Auch bei Sommerhitze. Aber sie erklärt, dass es ihr halt so viel Spaß mache. Also, das hat sich bis zu meinen Genen mitnichten herumgesprochen.

Ich liebe es naturbelassen und erinnere mich daran, dass schon in unserem ersten Haus in einem Dorf bei München die Bauern den Kopf über meine wilde Wiese schüttelten. Dort pflegte man ja den seltsamen Widerspruch, dass rund ums Bauernhaus jedes Gänseblümchen ausgerissen wurde, aber am Zaun danach die Kühe auf einer bunten Wiese weideten! Bis einer der alten Bauern, die auf der Bank vor ihrem Haus saßen, sich einmal ein Herz nahm, mich beiseite und äußerte, es würde schon Zeit, dass wir mal unser Gras mähen würden, weil es ja bei Regen schon umfiele und man altes Gras so kaum, also nicht einmal mehr mit der Sense schneiden könne.

Die biologische Waffe: der Brennnesselsud

Immer noch die wirkungsvollste Waffe gegen das so genannte Unkraut soll der Brennnesselsud sein. Von diesem Grundstoff haben wir auf unserem Landbesitz auch reichlich. Also Brennnesseln ernten - am besten mit dicken Lederhandschuhen - in einen Eimer oder gleich in die Gießkanne geben, heißes Wasser darüber gießen und zwei Tage ziehen lassen. Aber in sicherer Entfernung des Wohntraktes. Stinkt nämlich gottserbärmlich. Ist aber auf jeden Fall dem Tipp meines Nachbarn vorzuziehen, der auf Salzwasser schwört, um dem Gras zwischen seinem Plattensee, den er Terrasse nennt, den Garaus zu machen. Pfui Teufel, dieser Umweltzerstörer, wenn man bedenkt, wie das ins Grundwasser geht! 

 

 

 

 

 

 

 

Oder lieber gleich alles pflastern und dann aber die grünen Sprößlinge in den Ritzen bekämpfen?

 

Die toleranten Vierbeiner

Mutti erkläre ich auch, dass aus unserem Grundstück kein Stadtpark werden soll, das soll immer rustikal bleiben. Aber da kennen Sie meine Mutter schlecht, das könne sie gar nicht mitansehen, wo ich doch so schöne Blumen eingepflanzt hätte, von Rosen aller Farben bis zur Bougainvilla, Strelitzie und Cala und so weiter. Die kämen ja sonst gar nicht zur Geltung. Es hilft auch nichts meine vorsichtige Erklärung, dass ich mich in meiner Ehre gekränkt fühlen und dies als als Vorwurf begreifen könne, warum ich aus unserem Grundstück nicht schon längst einen geschleckten Ziergarten gegärtnert hätte.

Und so werkelt Mutti (siehe unten) schon um halb acht Uhr, noch vor unserem Aufstehen. Weckt mir sogar vorzeitig die Pferde, Katzen und den Hund auf, die dann meinen, es gäbe endlich mal früher Frühstück wie in anderen anständigen Haushalten auch! Und ich muss sie gewaltsam ins Hausinnere schleppen, damit sie nicht schlapp macht, wenn die Sonne so richtig am Himmel steht und sie wieder das Wasser-Trinken vergisst. Mutti

Das Ende vom Lied: Jetzt sieht es richtig kahl aus rund um die von ihr übrig gelassenen Blumen, ich weiß gar nicht, wohin mit den Bergen von Unkraut. Ich brauche auch auffällig mehr Wasser in der heißen Zeit beim Gießen, da das Unkraut keinen Schatten mehr um die Pflanze herum bildet und so auch die Erdkrume mehr austrocknet. Vom Frust meiner Pferde ganz zu schweigen, die ja hin und wieder ihre Spaziergänge bis in Hausnähe ausdehnen und das Unkraut auf ihre Weise dezimieren, wobei sie allerdings gar keine Klassen-Unterschiede machen, den Bambus gleich mitkappen sowie große Anhänger der Rosenblüten sind wie einst Kleopatra im Bade - nur hier als Ess-Delikatesse für vegetarische Vierbeiner.

Einen Schiefer zog ich mir gleich direkt ein bei ihr, als ich unschuldig fragte, ob denn nicht auch wildes Kraut sehr schön blühe und vor allem, woran man denn eigentlich erkenne, was Unkraut wäre? "Aber Kind, das ist doch ganz einfach: Unkraut ist alles, was Du nicht gesät und gepflanzt hast."

Buchtitel









Wer sich noch mehr amüsieren will mit mehr oder weniger ernst gemeinten Gartentipps, dem sei der Anekdotenband der Autorin empfohlen:

Gabriele Hefele: Mein andalusischer Gärtner. 144 Seiten. 41 Fotos. 10 Euro. ISBN 84-96083-77-2. Über Amazon.

Arlequina, am 29.03.2012
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