Die wahren Piraten der Karibik
Wie die Piraten in der Karibik wirklich waren und warum sie waren.Warum faszinieren uns Piraten so?
Der Geruch der Freiheit treibt sie aus. Sie leben so, wie es uns gepredigt wird, denn sie genießen jeden Tag, tun das, was sie wollen und wie sie es wollen.
Niemand anderes lebt Freiheit so intensiv wie ein Pirat. Kein Gesetz, keine Regeln, keine Moral. Nur der ureigene Instinkt des Menschen und die ebenso ungezähmte See.
Und genau die Piraten der Karibik sind es, die einen Großteil der Legenden hervorgerufen haben, die die richtigen Abenteuer erlebt haben, von denen uns in Büchern und Filmen erzählt wird. Denn sie segelten in einem wahrhaft goldenen Zeitalter. In der Hochphase der Piraterie.
Piratenburg (Bild: depeche/pixelio.de)
Woher kamen die Piraten der Karibik?
Versetzen wir uns in das 16. Jahrhundert. Die Spanier haben Amerika entdeckt und mit ihm die unglaublichen Goldschätze der Maya, Inka und Azteken, die natürlich eingepackt und nach Spanien geschifft werden. Spanien erlebt eine Blütezeit und das ruft Neider hervor. Vor allem Elizabeth I, die eine große Flotte für Großbritannien aufbaut und deshalb immer Geldsorgen hat. Sie gönnt den Spaniern den Reichtum nicht, möchte lieber selber daran teilhaben.
Doch England und alle anderen Nationen durften das neue Land nicht ausbeuten. Denn der Papst hatte erklärt, dass die eine Hälfte der unentdeckten Welt Spanien, und die andere Hälfte der unentdeckten Welt Portugal gehört.
Sir Francis Drake - Der Gentleman unter den Piraten
Francis Drake, der Sohn eines Priesters, war in seinen Anfangsjahren einfacher Schmuggler. Doch spanische Goldtransporte zu überfallen erwies sich als wesentlich bessere Einkommensquelle. Er durfte seine eroberten Schätze bei Königin Elizabeth I lagern, die sehr erfreut über die Schwächung der Spanier war, aber Drake musste ihr dafür ebenfalls Gold bringen.
Drake verhielt sich oft wie ein Gentleman. Er behandelte Schwarze mit Respekt und auch auf seinen Raubzügen verhielt er sich vergleichsweise fair. Er soll bei erfolgreichen Beutezügen den Kapitän des spanischen Schiffes noch zum Essen eingeladen, und an die Besatzung kleine Geschenke verteilt haben, wie zum Beispiel eine Silberschale mit Drakes eingraviertem Namen. Auch ist überliefert, dass er sich höflich verabschiedete und grüßte.
1579 überfällt Francis Drake auf der Westseite Amerikas eines der größten spanischen Goldschiffe. Zu diesem Zweck umsegelte er die ganze Welt und wurde, zurück in England, von der Königin persönlich zum Ritter geschlagen.
Die Jahre darauf überfiel er weiterhin immer wieder spanische Schiffe und griff die Spanier auch auf dem karibischen Festland an.
Vom Schweinefänger zum Piraten
Die gefürchtetsten Piraten der Karibik waren ehemalige Schweinefänger. Es handelte sich bei ihnen größtenteils um Straftäter, entlaufene Sklaven, Verrückte oder Deserteure, die auf Inseln in Amerika ausgesetzt worden waren. Dadurch sparte man sich die Gefängnisse. Diese Leute zeichneten sich durch ihre Brutalität aus - und durch ihr Talent beim Schuss, welches sie durch die Schweinejagd perfektionierten.
Die englische Krone unterstützte diese gescheiterten Existenzen, wenn sie dafür Schiffe der Spanier entern. Als Europa die Nachricht erreichte, dass man es selbst als Niemand auf der anderen Seite des Ozeans zu etwas bringen könnte, schifften immer mehr Ausgestoßene nach Amerika und wurden Piraten.
Die Strategie dieser Piraten war es, mit gezielten Schüssen, die sie durch das Schweinefangen gelernt hatten, Kapitän und Steuermann zu töten und dann das Schiff problemlos zu entern. Die Matrosen hatten ohne ihre Befehle keine Chance den Piraten Paroli zu bieten.
Francis L'Olonnois - Der grausamste Pirat
Einer dieser Ausgestoßenen war Francis L'Olonnois. Kaum ein Pirat war so grausam und brutal wie er.
Als kleiner Junge musste er sich bei einem Gemetzel stundenlang unter Leichen verstecken und nun war er gefühlsmäßig abgestumpft und herzlos. Zu Freund wie zu Feind war er brutal, was viele Kameraden abschreckte. Er verspeiste zum Beispiel menschliche Herzen vor den Augen Gefangener und war der König der Foltermethoden.
Nachdem ihm die Seeräuberei allerdings nicht besonders viel einbrachte, fing er an spanische Städte zu plündern.
Er endete so grausam, wie er gelebt hatte. Auf Nicaragua wurde er von Indianern gefangen, bei lebendigem Leibe zerstückelt, gebraten und seine Überreste verbrannt.
Henry Morgan wird wohl einer der mächtigsten Piraten der Karibik gewesen sein. Er versuchte einen Piratenstaat zu gründen, was auch beinahe funktionierte, da er selbst den aufsässigsten und eigenwilligsten Piraten dazu bringen konnte, auf sein Kommando zu hören. So gelang es ihm, eine Streitmacht von 40 Piratenschiffen unter sein Kommando zu bringen.
Nach einem, politisch sehr gewagten Überfall auf Panama wird Henry Morgan vom englischen König zum zweiten Gouverneur von Jamaica ernannt und Morgan ändert sich von heute auf Morgen. Ab diesem Tag verfolgt er seine alten Kameraden und bringt sie an den Galgen.
Sein ganzes Leben lang hat Henry Morgan Angst vor der Strafe Gottes, die er mit Rum betäubt, bis er dem Alkoholismus verfällt und 1688 daran stirbt.
The Biography of Sir Henry Morgan 1635-1688 |
Der Piratencodex - oder die erste Sozialversicherung
Henry Morgan verfasste mit dem Piratencodex sozusagen die erste Sozialversicherung der Welt. Mit den "Articles of Agreement", die von dem Arzt Alexandre Olivier Exquemelin niedergeschrieben worden waren, wurden zum Beispiel die Entschädigung für einen verlorenen Arm, die Versorgung der alten Piraten und das demokratische Mitspracherecht der Besatzung geregelt. Jeder, der auf Morgans Schiff anheuerte, unterschrieb diesen Kodex und konnte sich fortan darauf berufen. So bekam ein Pirat, der bei einem Gefecht den linken Arm verloren hatte, entweder 500 Piaster oder fünf Sklaven. Der rechte Arm war dagegen 600 Piaster bzw. sechs Sklaven wert. Zum Vergleich: Eine Kuh kostete etwa zwei Piaster.
Port Royal - Die Stadt der Piraten
Port Royal, die ehemalige Hauptstadt Jamaicas war eine von Henry Morgan gegründete Piratenstadt, die zu ihrer Blütezeit eine reiche Stadt war, was daran lag, dass die spanischen Schiffe auf dem Rückweg von Amerika an der Piratenstadt vorbei mussten. In Port Royal herrschte Sittenlosigkeit. Es gab in erster Linie Spielhöllen und Bordelle. Ein Priester, den Morgan für die Toten suchte, begründete sein Ablehnung damit, dass er wohl in Port Royal nicht gebraucht würde, da die Stadt nur aus Mördern, Piraten und Huren bestehe.
Im Juni 1692, zwei Jahre nach Morgans Tod, versank Port Royal wegen eines Erdbebens und eines darauf folgenden Tsunamis im Meer. Jetzt leben nur noch etwa 2.000 Menschen im heutigen kleinen Fischerort Port Royal.
Tortuga - Die Insel der Piraten
Im 17. Jahrhundert ist die Schildkröteninsel Tortuga ein wichtiger Stützpunkt für Piraten. Tortuga liegt nördlich von Haiti und bot zu dieser Zeit ein Paradies auf Erden, wie es die Europäer wohl noch nie gesehen haben. Eigentlich war die Insel von den Spaniern besetzt worden, doch es kamen haufenweise englische und französische Siedler auf die Insel. In den folgenden Jahre vertrieben die Spanier diese Siedler wieder, doch immer wenn sie aufhörten die Insel zu überwachen, kamen die englischen und französischen Siedler zurück. Diese waren es auch, die einen Hafen errichteten, an dem Piraten geduldet wurden.
Auf Tortuga entwickelte sich schnell eine Multikulti-Gesellschaft. So wie wir uns die Insel - nicht zuletzt durch Fluch der Karibik - vorstellen, wird sie auch gewesen sein. Viele ehemalige Piraten mit Augenklappen und Holzbeinen, viel Rum, viel Streit, viele Prostituierte. Letztere wurden übrigens vom französischen Gouverneur extra importiert um etwas Ordnung auf Tortuga zu schaffen.
Piraten der Karibik: Ein Augenzeugenbericht aus dem 17. J... |
Das Piratenbuch von 1678. Nach alten Übersetzungen des Bu... |
Der Piratenarzt
So grausam die Piraten auch ihren Feinden gegenüber waren - untereinander waren sie loyal, fair und mitfühlend. Eine Art große Familie. So beschreibt es zumindest Alexandre Olivier Exquemelin. Ein Arzt, der bei einer Reise nach Tortuga den Piraten in die Hände gefallen war. Da er Arzt war, wurde er nicht umgebracht, sondern heuerte fortan als Schiffsarzt auf Piratenschiffen an. Und nicht nur das: Der Piratenarzt führte Buch über alles, was auf dem Schiff geschah und seine Schriften sind eine wertvolle Quelle, um sich das Leben auf einem Piratenschiff vorzustellen.Exquemelin segelte mit verschiedenen Piratengrößen, unter anderem mit Michel de Basque, Francis L'Olonnois und mit Henry Morgan. Die Bücher links sind beides die Schriften Alexandre Exquemelins.
Das Ende der karibischen Piraten
Im Jahre 1717 ist die Ära der Piraten der Karibik vorbei, denn in diesem Jahr wird eine Amnestie bekannt gegeben. Wer der Piraterie abschwört, wird begnadigt, wer sich weigert, wird gehängt. Spanien und England haben nämlich Frieden geschlossen und so brauchte man keine Piraten mehr. Doch auch die, die den Weg zurück in die Gesellschaft nicht fanden, gingen unter. Im wahrsten Sinne des Wortes. Denn die Piraten wurden durch die englische Krone nicht mehr finanziell unterstützt, was dazu führte, dass die Schiffe der übriggebliebenen Piraten verfielen und größere Stürme auf See nicht mehr standhalten konnten.