Die Wasserkuppe

950 Meter, so hoch ist Hessens höchster Berg, die Wasserkuppe in der Rhön. Das hört sich zunächst gar nicht so hoch an, aber es ist nicht die Höhe alleine, die die Größe dieses Ortes ausmacht. Als zweit beliebtestes Ausflugsziel der Rhön neben dem legendären Berg der Franken, dem Kreuzberg in der Bayrischen Rhön hat sie auch historisch und landschaftlich viel zu bieten. Aber bleiben wir erst mal bei dem Berg als solches. Der vulkanische Ursprung ist überall zu erkennen und belegt, das es sich um einen sehr alten Berg handelt, der da im Naturpark Hessische Rhön aufragt, in einer Landschaft, die von der UNESCO schon vor Jahren das Prädikat Biosphärenreservat bekam. Die erste urkundliche Erwähnung geht übrigens auf das 8. Jahrhundert zurück, bereits zu dieser Zeit wurden die Wiesen des Berges wohl schon als Weideland genutzt, was sich aus der Bezeichnung, Asenberg oder Weideberg schließen lässt. An ihren Hängen entspringt die Fulda, deren Quelle ein beliebtes Ausflugsziel darstellt und die, bis sie sich bei Hannovers-Münden mit der Werra vereinigt, die Gegend weithin prägt. Ab dort bilden beide Flüsse dann die Weser, eine der wichtigsten Schifffahrtsstraßen Deutschlands.

Gipfel der Wasserkuppe mit Radom

Gipfel der Wasserkuppe mit Radom (Bild: Wikipedia)

Den Wolken nah

Es waren Studenten aus Darmstadt, die in den Jahren 1911 bis 1913 auf der Wasserkuppe als erste mit selbstgebauten Seglern über die Hänge glitten. Aber durch die Erfindung des Ottomotors, geriet die Segelfliegerei schnell fast wieder in Vergessenheit. Der Vertrag von Versailles, der das Ende des ersten Weltkrieges markierte, verbot den Deutschen als Verlierer des Krieges unter anderem den Motorflug, also erinnerten sich die deutschen Flieger wieder an ihre Anfänge. 1920 findet die erste "Rhön" statt, ein Wettbewerb der Segelflieger und forderte ihren Tribut. Der Flugpionier Eugen von Lessl findet den Tod. Nach der Weiterentwicklung von Technik und Material, gelingt dem Segelflugpionier Arthur Martens 1922 eine Flugleistung von einer Stunde Flugdauer. Im selben Jahr eröffnet er die erste Flugschule, der Berg hat seine Flieger wieder. In Erinnerung an die gefallen Piloten des ersten Weltkrieges, erhebt sich ein Bronzeadler auf einem Basaltsockel seit 1923 nahe dem Gipfel. Errichtet vom "Ring der Flieger" ist dies das älteste und bekannteste Fliegerdenkmal der Welt!

Rhön-Segelflugwettbewerb 1932

Rhön-Segelflugwettbewerb 1932 (Bild: Wikipedia)

Wechselvolle Jahre

Die Darmstädter Studenten der ersten Stunde hatte auf der Wasserkuppe, begeistert von der Lage und den optimalen Flugbedingungen, ein regelrechtes Fliegerlager errichtet. Dieses wurde, leider ohne offizielle Genehmigung, von der eigens gegründeten, sogenannten Rhön-Rossitten-Gesellschaft betrieben. Aber die Örtlichkeit hatte einen Nachteil! Hier trafen sich die Gemarkungsgrenzen der Ortschaften, Abstroda, Obernhausen, Reulbach und Schachen, weswegen es zu Rangeleien wegen der ortspolizeilichen Zuständigkeit kam. Der NSDAP nahe Obernhausener Bürgermeister, bemühte sich bereits 1935 um eine Eingliederung des Berges und der Flugplatzanlagen zur Gemeinde Obenhausen. Ab 1937 dann wurde, die Wasserkuppe endgültig in die Gemarkung Obernhausen eingetragen, seit der Gebietsreform 1972 gehört die Gemeinde zum Rhönstädtchen Gersfeld.

Der Krieg

Im zweiten Weltkrieg herrschte dort die Luftwaffe und errichtete mehrere zusätzliche Kasernen-Gebäude und eine Ehrenhalle. Nach dem Krieg ist vor dem Krieg und die Wasserkuppe bot sich zur Luftraumüberwachung bis weit hinter die Zonengrenze an, also stationierten die Amerikaner dort eine Überwachungseinheit, nachdem die Engländer direkt nach dem Krieg eine Sperrzone eingerichtet hatten. Die Radarkuppeln in denen die Überwachungstechnik stationiert war, sind bis heute das Wahrzeichen des Berges. In diesem Zusammenhang waren zeitweilig auch französische Soldaten dort einquartiert, bis die Bundeswehr die Anlage 1979 übernahm.

Neuanfang, zum Glück

Bis 1949 galt eine Flugverbotszone, aber dann starteten die Piloten endlich wieder durch. Mit dem Neubeginn des Flugbetriebs im Jahre 1950, wurde auch gleich das Segelflugmuseum der Öffentlichkeit zugänglich gemacht, bis heute ein lohnenswertes Ziel, nicht nur für Freunde der Fliegerei. Der deutsche Wetterdienst betreibt heute auch eine Wetterstation auf der Anlage. Und längst ist der Berg der Flieger auch ein Berg der Touristen und ein Einkehr Platz für Wanderer geworden, die nach dem Fall der Mauer jetzt wieder die gesamte Rhön in Hessen, Thüringen und Bayern erwandern, erleben und genießen können. Und das letzte der einstmals fünf Radome, dient schon lange nicht mehr der Überwachung, sondern es ist Ausstellungsort, Ausflugsziel, Kulturdenkmal und Standesamt in einem.

Blick über die Rhön aus einem ...

Blick über die Rhön aus einem Segelflieger (Bild: Wikipedia)

Zukunft? Aber sicher

Segelflieger, Motorflieger, Paragleiter, sie gehören zur Wasserkuppe und zur Rhön, aber Wandern, Mountainbiken, Nordic Walking, Naturbeobachtungen und leckere Gastronomie, sind längst auch nicht mehr wegzudenken. Ach ja, fast hätte ich es vergessen, fahren sie Motorrad? Dann besuchen sie den Berg doch mit ihrem Bike, zum Beispiel im August, dann treffen sich dort die Halley-Davidson-Freunde und es weht ein Hauch von Route 66 über die Matten der Rhön. Es wird einiges geboten an jenem Ort, wo die Wiege der Segelfliegerei einst stand! Wir sehen uns, auf der Wasserkuppe!

 

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