So sehen kaum interessierte Kühe auf einer Alm aus
Kühe auf der Alm - ein kurzer Blick

Kühe auf der Alm - ein kurzer Blick (Bild: a.sansone)

Rinder, Kühe, Kälber, ein paar allgemeine Informationen

Rinder sind große wiederkäuende, milchgebende Tiere, machen Muh, rufen Laktose-Intoleranz hervor und laufen Amok auf der Alm? So scheint das allgemeine Bild der Kuh seit den Schlagzeilen mit den "Amokkühen".

Die Rinder, in Bayern und in Teilen Österreichs auch liebevoll "Rindviecher" genannt, gehören in die Unterfamilie der Rinder (Bovinae). Sie sind Wiederkäuer, was auch ihren ansonsten recht gemütlichen Lebensstil erklärt. Fressen, ruhen, wiederkäuen, endgültig verdauen, und vor allem: Milch geben. Was schlussendlich hinten raus kommt, das sieht dann in etwa so aus (Abb.).

 

Lesetipp: 1) Fakten rund um die Kuh

2) Alle fressen Gras und was kommt hinten raus?

 

 

 

Rinder sind als Nutztiere eng mit dem Menschen verknüpft. Die Rinder, die das Glück haben in Gegenden zu leben, wo ihnen ein Sommer auf Almen und Weiden, also echte Freilandhaltung, vergönnt wird, können fallweise beim Zusammentreffen mit wandernden Urlaubern zu kritischen Situationen führen.

 

Wanderweg (Bild: m_baecher / Pixabay)

Normalerweise schert sich ein Rind auf der Alm wenig um den vorbei wandernden Menschen. Schon gar nicht, wenn die Herde von einem Senner betreut wird, täglich gemolken, mit Salz, Streicheleinheiten und Aufmerksamkeit verwöhnt wird.

Auch an regelmäßig begangenen Wegen sehen die meisten Tiere den auf den Wanderwegen vorbeiziehenden Karawanen, ob Wanderer oder Mountainbiker oder E-Biker, eher gleichmütig zu.
Wie also kommt es dann doch zu gefährlichen Situationen bis zu echten, tödlich verlaufenden Angriffen?

Damit das Ihnen nicht passiert, Sie Ihren Wandersommer entspannt planen und genießen können, hier einige Informationen und Tipps.

"An Beziehung arbeiten"

Für den Schweizer Bauern und Bestsellerautor Martin Ott ("Kühe verstehen") sind die Kuhattacken eine direkte Folge des fehlenden Kuh-Mensch-Kontaktes durch Laufställe und vollautomatisches Melken: "Das ist für die Mensch-Kuh-Beziehung zum Teil eine Katastrophe." 

"Vielen Kühen fehle die positive Erfahrung mit Menschen", so Ott und nimmt die Bauern in die Pflicht: "Wir müssen als Landwirte lernen, dass wir einen Teil der Zeit, die wir durch die modernen Ställe bekommen haben, an der Mensch-Kuh-Beziehung arbeiten müssen - etwa, indem wir Kälber in den ersten Lebenstagen an den Menschen gewöhnen."

Der einfache Wanderer aber ist ja kein Landwirt, kennt also die Kuhherde noch weniger als der betreffende Bauer sie eigentlich kennen sollte. Dennoch gibt es zahlreiche Tipps, wie man sich auch als Laie besser auskennen kann.

Gibt es Anzeichen, wie die Kuh den sich nähernden Menschen einschätzt?

Martin Ott und Bauernvertreter geben dafür hilfreiche Tipps:

  • Im Falle einer Begegnung bleiben die meisten Rinder zu Beginn stehen und fixieren ihr Ziel. Senken sie dann den Kopf und grasen friedlich weiter, kann man ruhig einfach den Weg fortsetzen.
  • Eine Kuhherde mit vor Freude aufgestellten Schwänzen ist ebenfalls nicht gefährlich, da muss man nur selbstbewusst weiter gehen.
  • Schnauben, aggressives Stampfen, sind die ersten Zeichen von Aggression. Dann sollte man sich "aufrichten, die Arme in die Höhe strecken und laut sein, dann wird die Kuh stehen bleiben. Denn eine Kuh rennt nicht einfach in etwas hinein."
  • Wenn die Kuh mit Kopf und Schwanz nach unten daherläuft, ist es gefährlich, da muss sich Mensch zurückziehen. Die Tiere gehen dann meist einige, oft langsame Schritte in Richtung ihres Zieles, bevor sie loslaufen.
Was tut man nicht alles für ein tolles Foto! Das lieber bleiben lassen!

Problemkühe oder problematisches Zusammentreffen?

Aus meiner persönlichen jahrelangen Wandererfahrung möchte ich einige wenige Tipps weitergeben:

    • Beim Queren einer Alm ist es wichtig, dass man sich ruhig verhält.
    • Kühe sind oft neugierig. Nähern sich aber im ruhigen Tempo. Einfach seitlich vorbei gehen, ein paar murmelnde Worte beruhigen meistens Wanderer und Vieh.
    • Ein großer Fehler fotolustiger Menschen (siehe Bild oben): Drängen Sie sich nie an ruhende Kühe heran; auch nicht mit Selfiestick. Die Kühe mögen es nicht, wenn man ihnen auf den Pelz rückt. Haben sie ein Zoom, dann nutzen Sie es auch.
    • Steht ein Kalb zu Saisonbeginn mitten im Weg, umgehen Sie es lieber weitläufig. Erstens wissen Sie nicht, ob die Mutterkuh in der Nähe ist und das menschliche Verhalten missversteht. Zweitens wollen Sie sicher nicht, dass ein aufgeschrecktes unerfahrenes Kalb beim nervösen Ausweichen vom Steig abstürzt. (Ich habe dafür schon öfter einen Umweg durch das umliegende Gelände genommen ohne mir einen Zacken aus der Krone zu brechen.)
    • Treffen Sie auf eine Herde von Jungrindern, besonders zu Saisonbeginn, dann ist ebenfalls Vorsicht geboten, denn die Jungtiere sind einfach übermütig. Auch hier ist ihnen ausweichen einfach der klügere Weg.
    • Und steht irgendwo so ein Schild: Mutterkuhhaltung
    dann bitte einen Umweg machen. Besonders wenn Sie mit Hund unterwegs sind. Mutterkühe nehmen nämlich ihre Aufsichtspflicht verdammt ernst.
Achtung: Mama Kuh schaut aufmerksam
Mutterkuh mit Kalb

Mutterkuh mit Kalb (Bild: Jai79 / Pixabay)

Mutterkuh und Kälber auf der Alm

Stimmt der Eindruck, dass sich das Verhalten der Kühe auf den Almen in den letzten Jahren verändert hat? Und wenn "ja", woran mag es liegen?

Begriff: Mutterkuhhaltung/Mutterkuhherde

Mutterkuhhaltung: ist eine Form der extensiven Rinderhaltung, bei der Kühe nicht zum Zwecke der Milchgewinnung, sondern zum Zweck der Rindfleischproduktion durch die Aufzucht von Saugkälbern gehalten werden.
Mutterkuhherde: Mutterkühe werden im Sommer mit ihren Kälbern üblicherweise auf Weiden gehalten. 

Wir plädieren in Zoos, in Legebatterien, in Massentierhaltung oder in fernen Ländern für artgerechte Haltung der Tiere. Gut so. Was gibt es Artgerechteres als die Mutterkuh mit ihrem Kalb zusammen leben zu lassen?

Wenn es aber um unser Freizeitverhalten geht, dann dürfen die Mutterkühe mit Kälbern nicht artgerecht gehalten werden? Weil es uns z.B. beim Wandern einschränkt?

Die Mutterkuhhaltung sollte in der Landwirtschaft wieder ganz normal sein, allerdings muss Verständnis dafür geschaffen werden, dass man in der freien Natur unterwegs ist und eine Kuh nicht 100-prozentig einschätzbar sei.

Kühe und Hunde

Die Kuhherde und die Hunde - das kann Probleme bereiten

Hunde werden von Rindern, und ganz besonders von Mutterkühen, als potenzielle Feinde wahrgenommen. Der Hund ist für die Kuh immer noch der Wolf. Der Wolf ist seit Tausenden von Jahren einer der Hauptfeinde der Kuh, gegen diese Muster kann ich nichts tun.

Folgende Verhaltensmaßnahmen sorgen für Sicherheit von Mensch und Hund:

  • Vor der Wanderung mit einem Hund klären, ob man eine Mutterkuh-Weide durchqueren muss und sich gegebenenfalls nach Alternativen umsehen.
  • Hunde immer an der Leine führen und möglichst in die Mitte der Wandergruppe nehmen. Reagiert ihr Hund nervös und mit Bellen auf Rinder, muss man das Weidevieh zur eigenen Sicherheit großräumig umgehen. Auch wenn ihr Hund zu einer kleinen Rasse gehört; Hund ist Hund.
  • Greifen die Rinder wirklich an, den Hund sofort von der Leine lassen. Hunde sind in der Regel schnell genug, um dem Angriff eines Rindes zu entgehen.
  • "Wenn ihr Hund sich – auch das ist normal – hinter seinem Halter versteckt, wird auch dieser im schlimmsten Fall unabsichtlich umgerannt und niedergetrampelt", so Pfotenhilfe-Obfrau Johanna Stadler, die selbst als Sennerin auf einer Alm gearbeitet hat und das Verhalten von Mutterkuhherden daher aus eigener Erfahrung sehr gut kennt.
  • Den Rückzug aus der Gefahrenzone antreten – nicht rennen, nicht den Tieren den Rücken zuwenden. Wanderstöcke können eventuell den nötigen Respektabstand schaffen. Mit einem Wanderstock oder Ähnlichem die Kuh auf Distanz halten. Im Notfall einen gezielten Schlag auf die Nase des Rindes setzen.
  • Hier ein speziell an die Hundehalter gerichtetes informatives Interview:

Quellen: Aus zahlreichen Wanderportalen, Informationen von Bauernverbänden, Tierschutzorganisationen etc.

Weiterführende Links, Folder zum Downloaden

Nochmals zu Ihrer Orientierung. Tipps für den sicheren Wanderweg über Almen und Weiden finden Sie bereits auf vielen Seiten, etwa hier:

Zusätzlich zu Ihrer Information ein Folder zum Downloaden über richtiges Verhalten auf Wanderwegen.


Wenn Sie sich noch vor Urlaubsantritt die wichtigsten Regeln einprägen, wird einem schönen Wanderurlaub nichts im Wege stehen.

 

Zwei ganz einfache Regeln zum Abschluss:

Regel A: Am besten informieren Sie sich auch noch in Ihrem Urlaubsquartier vor den Wandertouren, ob es kritische Begegnungspunkte gibt, die man dann einfach vermeiden kann.
Regel B: im Zweifelsfall immer den längeren Weg wählen. Umgehen Sie lieber eine Herde, als in Gefahr zu geraten. Die Schlagzeilen sind es nicht wert.

Schneefelder und Rinnen

Eine weitere, ebenfalls unterschätzte Gefahrenstelle im Früh- oder sogar im Hochsommer Schneefelder und Rinnen mit Schnee darin. Teil 3 zum Thema Wandern

Immer wieder geschehen tragische Unfälle; auch hier gilt: Besser vorab informieren und notfalls das Schneefeld umgehen. Mehr dazu hier weiterlesen.

5 gute Gründe fürs Wandern

In diesem Hauptartikel "Was ist cool am Wandern?" gehe ich den vielen guten Gründen und Motivationen nach, die fürs Wandern sprechen. Lassen Sie sich motivierenund inspirieren.

Adele_Sansone, am 20.06.2017
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Bildquelle:
Heidelberger (Was macht die Speicherstadt Hamburg zum Weltkulturerbe?)

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