Die ZDF-Hitparade, zunächst belächelt - schließlich Kult
Wie schnell der Zeitgeist sich von einem Extrem in das andere bewegen kann, zeigt sich am Beispiel einer der erfolgreichsten Sendungen der deutschen Fernsehgeschichte.Der Saarländische Rundfunk lehnte ab, das ZDF griff zu
Dieter-Thomas Heck, dessen zweiter Vorname "Thomas" übrigens ein Künstlername ist, suchte mit einer weiteren Legende des deutschen Fernsehens Truck Branss, nach einem erfolgversprechenden Konzept für eine Musiksendung im Fernsehen. Das Konzept boten sie zunächst dem Saarländischen Rundfunk an, der zeigte aber kein Interesse. Das ZDF griff zu und der Rest ist Fernsehgeschichte. Die "ZDF-Hitparade" war von Anfang an als höchst konservative Unterhaltungssendung konzipiert. Während Hans-Joachim Kulenkampf bei "Einer wird gewinnen" bereits ziemlich freche Sprüche von sich gab, war die "ZDF-Hitparade" eher wie eine hochoffizielle Nachrichtensendung ausgelegt. Die Zwischentexte, die Dieter-Thomas Heck von sich gab, waren alles andere als originell, sondern hatten etwas zutiefst Trockenes. Damit wurde aber auch ein Stil geprägt, der noch heute einen gewissen Reiz auf den Zuseher ausübt.
Fürchterlich kommerziell...
Zunächst stieß die "ZDF-Hitparade" wegen ihrer absolut kommerziellen Ausrichtung auf herbe Kritik jener, denen Hitparaden grundsätzlich ein Dorn im Auge waren. Eine weitere Kultsendung des Fernsehens, Popmusik betreffend, der "Beatclub" ging gerade beim Start der "ZDF-Hitparde" in eine ganz andere Richtung. Im "Beatclub" durften grundsätzlich nur mehr Musiker auftreten, die keiner kannte, dementsprechend dünn war zumeist auch das Dargebotene. In die "ZDF-Hitparade" durften nur von einer Jury vorausgewählte "Charthoffnungen" und eben jene Titel, die das Fernsehpublikum mittels Postkarte wählen konnte. Eine heftige kommerzielle Einschränkung gab es allerdings: wenn ein Titel sich drei mal platzieren konnte, schied er automatisch aus und konnte nicht mehr gewählt werden. Aus heutiger Sicht eine geradezu "umsatzfeindliche" Regelung, die 2011 kaum mehr durchsetzbar wäre.
Peter Alexander verweigerte die Teilnahme
40 Jahre nach dem Start der Hitparade erscheinen die Kommerzdiskussionen Anfang der siebziger Jahre doch ziemlich lächerlich. Die Fülle an Chartlisten sind mittlerweile unüberschaubar geworden. Für nahezu jede, auch noch so künstlich erdachte Musikrichtung, gibt es bereits eine Chartliste, dazu kommen noch rein technisch bedingte neue Bereiche wie z.B. die Download-Charts oder die Airplay-Charts. Die Ende der sechziger Jahre noch verbreitet herrschende "linke Romantik" kommerzielle Gesichtspunkte zu verteufeln, ist mittlerweile dem Realismus der Ökonomie gewichen. Trotzdem haben sich einige große Schlagerstars ganz bewusst der "ZDF-Hitparade" verweigert. Peter Alexander ist da an erster Stelle zu nennen, obwohl die Gründe dieser Verweigerung wohl kaum in kommerzieller Hinsicht zu finden sind. Kann sein, dass das hervorragende Management Alexanders in Person seiner Frau Hilde befand, sich nicht mit der Konkurrenz in Bezug auf Chart-Platzierungen messen zu müssen.
Von Roy Black bis Peter Maffay - ein Jahrzehnt Schlagergeschichte
Dauergäste der ZDF-Hitparade waren naturgemäß die großen Schlagerstars der siebziger und achtziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts: Howard Carpendale, Roy Black, Chris Roberts, Lena Valaitis, Roland Kaiser, Christian Anders, der leider tödlich verunglückte Bernd Clüver, Marianne Rosenberg oder Peter Maffay - um nur einige zu nennen. Interessanterweise fanden viele dieser Sänger auch dann in der ZDF-Hitparade zumindest bei den Neuvorstellungen einen Platz, als die große Zeit ihrer Erfolge schon längst vergangen war. Man hielt Dieter-Thomas Heck die Treue - und das funktionierte auch umgekehrt. Der Fernsehsender ZDF-Kultur zeigt regelmäßig Folgen der ZDF-Hitparade in seinem Programm. Außerdem gibt es eine Vielzahl and DVDs und CDs, damit der Schlagerfan in Erinnerungen an diese Kultsendung schwelgen kann.
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