Diktate als Rechtschreibprüfung
Umgang mit Diktaten ist von allen Seiten interessant: als Schüler, Lehrer, Eltern und Nachhilfelehrer. Tipps zur modernen Rechtschreib-Überprüfung.Rechtschreibung systematisch prüfen (Bild: S. Hofschlaeger / pixelio.de)
Diktate streichen - Meinung von Sprachexperten und Eltern
Diktate gibt es seit vielen Jahrzehnten. Früher haben sie sich bewährt, doch heute sagen selbst Sprachexperten, wie beispielsweise Martin Fix, Sprachdidaktiker sowie Rektor der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg, dass der neutrale Blick zur Notenvergabe fehle. Auch Eltern würden es am liebsten ganz streichen lassen. Es gibt immer wieder Benachteiligungen bei langsamen und schwerhörigen Kindern. Konzentration spiele dabei auch immer wieder eine große Rolle. In Hamburg wurde längst im Kultusministerium der Einsatz von Diktaten verboten. Stattdessen sind nur noch Klassenarbeiten mit Blick auf den gelernten Schwerpunkt erlaubt.
ABC (Bild: Louis Gaillard)
Lernstrategie Rechtschreibregeln
Diktate sind fertige Texte. Texte, mit denen sich der Schüler nebenher inhaltlich auseinandersetzen kann. Das ist ein wichtiger Aspekt für das Schreiben von Aufsätzen. Die kontinuierliche Repräsentation von Fließtexten animiert den Schüler mit der Zeit zum Nachahmen. Sie suchen damit einen Weg zum eigenen Stil. Um nun das Analysieren von Texten bei den Lernenden zu erreichen, sollten lehrreiche, altersgerechte Inhalte geliefert werden. Das ist die eine Seite.
Gezieltes Rechtschreibtraining
Diktate benötigen vorweg ausreichend Übungen zu gewissen Schwerpunkten. Am Beispiel von den s-Lauten lässt es sich folgendermaßen erklären: Anfangs muss der Schüler mit den langen und kurzen Vokalen konfrontiert werden. Das Wort "Wiese" hat ein langes "i" und somit gehört danach ein "s", das summend ausgesprochen wird. "draußen" hat einen Doppellaut, demzufolge schreibt man ein "ß", der zischend ausgesprochen wird. "Klasse" hat ein kurzes "a" und darauf folgen die doppelten Konsonanten "ss".
So werden mehrere Wörter geübt und in der Schreibweise begründet. In der nächsten Stunde sollte anfangs ein Wortdiktat folgen. Am Ende müssen die Schüler drei Wörter herausnehmen und diese schriftlich begründen. Das hat zwei Vorteile: Der Schüler überdenkt noch einmal die Schreibweise und bekommt gleichzeitig eine Übung im Formulieren eines Satzes.
Wörter allein nutzen dem Schüler wenig, es folgen Übungen mit Wortgruppen, Lückentexten, eigene Satzbildungen zu dem Schwerpunkt, ja sogar grammatikalische Aufgaben, zum Beispiel Deklinieren oder Konjugieren einzelner Wörter. In den folgenden Tagen sollten die Stunden mit kleinen Diktaten, so genannten "Fünf Minuten Diktaten", begonnen werden.
Rechtschreibfehler systematisch kontrollieren und verbessern
In jedem Übungsdiktat passieren sicherlich auch Fehler. Auch sie müssen dringend verbessert werden - und zwar mit System. Dem Schüler nutzt es nichts, wenn er den Text einfach noch einmal abschreibt oder einzelne Wörter eine Zeile lang notiert. Die Gedanken des Einzelnen sind währenddessen nicht bei der Sache.
Wird ein Verb falsch geschrieben, sollte der Schüler folgende Aufgaben bewältigen: Zuerst eine Zeile lang das Wort berichtigen und nebenher laut buchstabieren. Letzteres garantiert den Eltern daheim, dass ihr Kind wirklich übt bei den Hausaufgaben, aber natürlich auch, dass sich das Kind mit dem Wort wirklich auseinandersetzt. Anschließend empfiehlt sich die Konjugation des Verbs. Dabei sollte der Lehrer vorher den Tempus (die Zeitform) festlegen. Auch hier soll buchstabiert werden. Silbentrennung sowie der Schreibweisenbegründung rundet die Übung ab.
Hat der Schüler sehr viele Fehler, soll ebenfalls jedes Wort verbessert werden. An dieser Stelle kommt gern der Kommentar, dass es ja unmotivierend sei, jedes Wort so intensiv zu üben. Dann stellt sich auch gleich die Gegenfrage: Ja, warum macht er/sie denn so viele Fehler?
Gerade diese Kinder brauchen die tägliche Rechtschreibübung. Das ist das Mittel, um dauerhaft gegen dieses Problem anzukämpfen. Und es hilft, wenn Eltern und Lehrer kontinuierlich am Ball bleiben.
Umgang mit Diktaten
Wenn die Diktate nur zum Üben eingesetzt werden, ist der Druck bei den schwächeren Schülern raus. Sie schneiden gleich ganz anders ab. Da auch Großeltern und die Eltern selbst ihren Kindern kleine Texte zum Üben vorlesen möchten, sind folgende Tipps ratsam:
- Es muss ein ruhiger Raum sein.
- Lesen Sie langsam und deutlich.
- Es genügt, wenn man gleich mit dem Diktieren beginnt. Erst den ganzen Satz und dann in kleinen Abschnitten. Dazu bietet sich die Größe einer Wortgruppe an.
- Am Ende noch einmal langsam und deutlich vorlesen.
- Das Kind sollte wenigstens eine Minute Zeit zur Selbstkontrolle bekommen.
- Kontrollieren Sie nun und streichen die Fehler an.
- Sprechen Sie mit dem Kind über die einzelnen Fehler und über die nachfolgende Korrektur.
- Erinnern Sie das Kind daran, dass die Berichtigung als Rechtschreibübung notwendig ist, um auf Dauer besser zu werden.
- Diese tägliche Rechtschreibübung sollte nicht mehr als fünf Wörter beinhalten.
- Kontrollieren Sie die Berichtigung und sprechen Sie über die dort auftauchenden Fehler.
Es ist immer wichtig, dass die Berichtigung kontrolliert wird. Die Kinder nehmen diese Aufgaben sonst nicht ernst. Um in der Schule diese Methode umsetzen zu können, bietet sich ein wöchentliches Diktat an, mit anschließender Kontrolle.
Kurze Diktate mit Nebeneffekt (Bild: Sandra Gau)
Klassenarbeit statt Diktat
Wenn man prüfen möchte, ob die Schüler den Rechtschreibschwerpunkt verstanden haben, bieten sich auch Klassenarbeiten an. Nur dort wird der Lernende rund um dieses Thema abgefragt. Folgende Aufgabenvarianten bieten sich an:
- Lange und kurze Laute erkennen
- Wortbild verändern lassen durch Aufgaben mit Deklination, Konjugation sowie dem Steigern
- Lückentext
- Reimwörter suchen
- Wortstamm, Wortfamilie
- Schreibweisenbegründung
- Eigene Sätze formulieren mit Wörtern des jeweiligen Schwerpunktes
Ob Grund- oder Sekundarschüler, es sind Kinder im Wachstum, deren Selbstbewusstsein gestärkt werden muss. Wenn es in Diktaten immer schlechte Noten hagelt, sind meistens Wörter dabei, deren Schwerpunkt noch nicht behandelt worden sind. Doch auch diese gehen in die Bewertung mit hinein. Und diese sind Schuld, dass Kinder sich frühzeitig aufgeben und resignieren.
Bildquelle:
S.Hofschlaeger - pixelio.de
(Aufsatz üben mit Grundschülern)