Ich muss es sagen. Ich bin kein Serien-Junkie. Wenn ich mich einer TV-Serie widme, beansprucht die meine gesamte Aufmerksamkeit. Das war bereits bei "Unsere kleine Farm" und "Bonanza" der Fall, die ich als Kind mit Freunden und Begeisterung nachgespielt habe.

Dr. House fand ich bis vor zwei Jahren vollkommen überbewertet, aber der Hype um die Serie hat mich dann doch im Media-Center zu den ersten drei Staffeln im Sparpack greifen lassen (Ich bin ja nicht blöd (O;).

Warm geworden bin ich in während der ersten paar Folgen lediglich mit den tollen Haaren von Dr. Chase und seinem hinreißenden Aussie-Akzent. Und plötzlich habe ich gemerkt, dass Dr. House viel mehr zu bieten hat als aus allen Körperöffnungen blutende Patienten. Erstaunlicherweise waren es die vielschichtigen und lebensnahen Hauptcharaktere, die mich in ihren Bann gezogen haben. Allen voran natürlich der charismatische Dr. House, dicht gefolgt von seinem "Schoßhund" Dr. Robert Chase, der komischerweise nicht viele deutsche Fans hat, in den USA dagegen zu den beliebtesten Figuren der Show gehört. Kein Wunder, gibt es doch viele Paralellen zu House, die zwar typisch amerikanisch, darum aber nicht weniger reizvoll sind. Die Folge "Cursed" (deutscher Titel: "Vaterfluch") zeigt das auf sehr subtile Art. Es überraschte mich, zu erfahren, dass die selbstgerechte Dr. Allison Cameron unter jungen Frauen die Figur mit dem größten Identifikationspotential sein soll. Hätte man ihr das Prädikat "Serienbiest" verpasst, hätte mich das weniger gestört. Der Zyniker House hingegen ist eigentlich gar nicht so zynisch. Wenn man es genau betrachtet, sogar der netteste und menschlichste Doktor im Princeton Plainsboro Teaching Hospital. Hin und wieder frage ich mich, ob die Drehbuchautoren das beabsichtigt haben und den Zuschauer an der Nase herum führen wollen. Denn schließlich lautet das Motto der Serie ja "Everybody lies".

Überhaupt sind alle Figuren unter der Oberfläche anders, als sie sich geben. Dr. House's gutmütiger Busenfreund Dr. James Wilson entpuppt sich als unerträglicher, völlig unsicherer Gutmensch, hält House ständig Standpauken wie einem Dreijährigen und glaubt - ähnlich wie Cameron - die Weisheit mit Löffeln verinnerlicht zu haben. Seine Menschenkenntnis und Meinungen sind Gesetz, obwohl er meist auf dem Holzweg wandelt.

Der Neurologe Foreman - ein zweiter House ist er sicher nicht, wenngleich das seine größte Angst zu sein scheint. Aber irgendwie wird der Arme trotz Johnny Depp-Mimik und einer Affäre mit der superheißen, bisexuellen Thirteen seine Biederkeit und seinen Minderwertigkeitskomplex nicht los.

Ach ja, das "neue" Team ab Staffel 4, zu dem Thirteen und der kurz geratene Schönheitschirurg Chris Taub gehören, gibt es auch noch - das hat mich allerdings nie wirklich interessiert. In ihrer Makellosigkeit und Cleverness ist Thirteen eine echte Landplage, und Taub kann ich nicht einmal das nachsagen.

Bleibt die Klinikchefin Dr. Lisa Cuddy, mit der Dr. House in der siebten Staffel endlich das bekommt, wonach ein ganzer Chor harmoniebedürftiger Fans lechzt. Ich nicht. Ich mochte die spannungsgeladenen Kabbeleien zwischen ihr und dem unangepassten Dr. House. Aber wie es halt leider oft ist, verlieren Serien mit fortlaufender Dauer an Biss. Trotzdem schaue ich weiter fleißig meine momentane Lieblingsserie. Schade nur, dass Dr. Chase seine schönen Haare zu einem Crew Cut geschnitten hat... und nun nach seiner Vergangenheit als Priesteranwärter und der Scheidung von Cameron zum Schürzenjäger degradiert wird.

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