Drogen zur medizinischen Behandlung von Erkrankungen

Cannabis, Ecstasy, Heroin, Kokain und LSD zählen zu den harten Drogen. Bereits seit einigen Jahren aber behandeln Ärzte Patienten zunehmend auch mit Stoffen, die man sich normalerweise nur im Verborgenen und auf illegalem Weg beschaffen kann.

Drogenabhängige bekommen ihren Stoff vom Arzt

Im Augenblick gibt es in Deutschland einige hundert Schwerstabhängige, die ihr Heroin auf legalem Weg und unter der Kontrolle eines Arztes bekommen. Diese Methode ist inzwischen anerkannt und ein neuer, Erfolg versprechender Weg, um Patienten mit schweren Abhängigkeitssymptomen zu behandeln. Auf diese Weise können unbeabsichtigte Überdosierungen, Infektionskrankheiten und Beschaffungskriminalität verhindert werden. Allerdings werden nicht nur Suchtkranke in dieser Form behandelt. Schon seit ungefähr einem Jahrzehnt setzen Ärzte verstärkt als Drogen eingestufte Stoffe zur Therapie von Krankheiten ein. Zu diesen Stoffen gehören beispielsweise Cannabis, Ecstasy und LSD.

Tetrahydocannabinol hilft bei Aids und Multipler Sklerose (MS)

Tetrahydrocannabinol (THC), auch bekannt als indischer Hanf, ist ein Rauschgift, das aus der Haschischpflanze "cannabis sativa" gewonnen wird. Vor allem in der Naturheilkunde gilt Hanf seit Jahrtausenden als wirksames Heilmittel. Seine berauschende Wirkung war der Grund dafür, dass sich das THC auf dem Index befindet. Dennoch ist es seit einiger Zeit für bestimmte Gruppen von Patienten zugänglich. So können sich zum Beispiel Aids- und Krebspatienten THC verschreiben lassen, da seine appetitanregende Wirkung ihnen dabei hilft, besser zu essen, wodurch sich ihre physische Konstitution verbessert. Aber auch Patienten mit Multipler Sklerose (MS) profitieren von THC und seiner Wirkung. THC kann Spastiken und Schmerzen lindern, die bei Multipler Sklerose auftreten können.

Die positiven Wirkungen von Hanf bei chronischen Schmerzen

Bereits seit 2017 die Verwendung von medizinischem Cannabis in Deutschland erlaubt. Über eine Legalisierung von Cannabis zum privaten Konsum wird noch diskutiert. Wissenschaftler befassen sich allerdings seit langem mit den positiven Eigenschaften von Hanf. In verschiedenen Laborexperimenten konnte beispielsweise nachgewiesen werden, dass der Extrakt der Hanf-Pflanze Entzündungsstoffe im Blut verringert. Das berauschend wirkende THC des Hanfes ist dabei entbehrlich, da andere Bestandteile der Pflanze die entzündungshemmende Wirkung verursachen. Bei ihren Untersuchungen können die Wissenschaftler auf jahrhundertelange Traditionen zurückgreifen, denn chinesische Ärzte behandeln Krankheiten wie Gelenkschmerzen oder Malaria schon seit Jahrhunderten mit Hanf.

Ecstasy hilft bei Posttraumatischer Belastungsstörung (PTBS)

Auch wenn es den Medizinern bei der Behandlung mit Hanf nicht in erster Linie um die Rauschwirkung geht, so werden andere Drogen aus therapeutischen Gründen verwendet, um Patienten sozusagen high zu machen. So behandeln amerikanische Ärzte Patienten mit posttraumatischer Belastungsstörung mit Methylendioxymethamphetamin (MDMA), das vor allem als Ecstasy bekannt ist. Veteranen des Irakkriegs, die unter einer solchen posttraumatischen Belastungsstörung leiden, sollen durch die Behandlung mit Ecstasy die Schrecken des erlebten Bombenterrors besser verarbeiten. Allerdings hat sich gezeigt, dass sich die positive Wirkung bei manchen Patienten umkehrt, sobald die Droge abgesetzt wird.

LSD und Alkoholismus

Eine weitere Droge, mit der im Bereich der Medizin experimentiert wird, ist LSD (d-LysergSäure-Diäthylamid). Es wird vermutet, dass dieses sehr starke Halluzinogen dazu dienen könnte, alkoholabhängigen Patienten zu helfen, denn laut einer vor 40 Jahren verfassten Studie waren über 60 Prozent der mit LSD behandelten Patienten nach Abschluss der Behandlung abstinent. Die Möglichkeit, LSD gegen Alkoholsucht einzusetzen, sollte zumindest weiter verfolgt werden. Die Mehrheit der Wissenschaftler warnt allerdings vor der Behandlung mit LSD, da der Konsum schon geringster Mengen zu psychischen Dauerschädigungen wie Psychosen führen kann.

Medizinisches Interesse an wahrnehmungsverändernden Eigenschaften von Drogen

Offenbar sind es vor allem die wahrnehmungsverändernden Eigenschaften bestimmter Drogen, wie beispielsweise der bereits wieder verbotenen "Modedroge" Spice, die sie nicht nur als Rauschgift attraktiv machen, sondern auch interessant für die Behandlung von Krankheiten. Die Zweischneidigkeit des medizinischen Einsatzes solcher Substanzen ist vor allem bei den unterschiedlichen Varianten von Opium (zum Beispiel Heroin oder Morphium) besonders deutlich, denn einerseits besitzt Heroin das größte Abhängigkeitspotential, andererseits ist Morphium für die Schmerz-Therapie unverzichtbar und dadurch in der Medizin anerkannt. Hier zeigt sich, dass auch Drogen, die bei Missbrauch großen Schaden anrichten (z. B. Kokain), unter bestimmten Voraussetzungen durchaus sinnvoll eingesetzt werden können. Es mag lapidar klingen, aber entscheidend ist, wie man mit der Droge umgeht. Wo sie helfen kann, da soll man sie helfen lassen.

Bitte beachten Sie, dass dieser Artikel generell fachlichen Rat - zum Beispiel durch einen Arzt - nicht ersetzen kann.

 

Autor seit 12 Jahren
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