Drucken von Dokumenten in Buchform
Gefundenes Fressen für alle Hobby-Buchbinder. Mit Tipps zum manuellen und automatisierten Drucken.Noch einmal zur Verdeutlichung, wo das Problem beim Buchdruck liegt: Zum Binden wird das Buch in Lagen unterteilt. Dafür müssen jeweils sechzehn Buchseiten in Heftform gedruckt werden. Stell Dir dazu eine Zeitschrift mit sechzehn Seiten vor. Wenn Du diese auseinander nimmst, dann befinden sich auf jedem Blatt scheinbar völlig willkürliche Seitenzahlen, nämlich:
Blatt | Seite | Buchseite |
---|---|---|
1 | Vorderseite | 16, 1 |
1 | Rückseite | 2, 15 |
2 | Vorderseite | 14, 3 |
2 | Rückseite | 4, 13 |
3 | Vorderseite | 12, 5 |
3 | Rückseite | 6, 11 |
4 | Vorderseite | 10, 7 |
4 | Rückseite | 8, 9 |
Theoretisch bekommt man diese Druckweise auch mit Hausmitteln hin - allerdings nur mit sehr viel handgemachten Hausmitteln.
Manuelles Drucken der Seiten
Zunächst einmal wird das Dokument mit dem PDF-Viewer geladen. Im Drucken-Dialog gibt es eine Option Seiten pro Blatt. Hier muss "2" eingestellt werden. Dadurch werden auf eine DIN A4 Seiten zwei Buchseiten gedruckt. Gefaltet ergibt das dann ein Buch von der Größe DIN A 5.
Nun wird jede Seite jedes Blattes einzeln gedruckt. Dort wo man die zu druckenden Seiten angeben kann, müssen die Seiten nach der obigen Tabelle eingegeben werden, also beim ersten Mal Seite 16 und Seite 1 auf die Vorderseite des ersten Blattes. Dann wird das Blatt umgedreht in den Drucker eingeführt und Seite 2 und Seite 15 auf die Rückseite gedruckt. So geht das immer weiter, bis alle 100, 200, 500 - oder wie viele Seiten auch immer - gedruckt sind.
Ich habe das für ein Buch mit 370 Seiten gemacht. Es hat mich zwei Stunden meines Lebens gekostet und ganz ehrlich: Es war kein großer Spaß! Das muss doch auch einfacher gehen, oder? Und tatsächlich! Wenn man ein wenig auf Buchbinde-Seiten sucht, stößt man früher oder später auf die PostScript-Utilities, die eigentlich aus der Linux-Welt kommen, die es mittlerweile aber auch für Microsoft Windows gibt.
Automatisiertes Drucken
Die PS-Tools bestehen aus einer Reihe von Kommandozeilenprogrammen. Ich weiß: Windows-Benutzer mögen so etwas überhaupt nicht gerne - aber es steht ja jedem offen, seine Bücher auch Seite für Seite mit viel Zeit und Mühe zu drucken. All diejenigen, die darauf keine Lust haben, konvertieren ihre zu druckende PDF-Datei zunächst einmal in das Postscript-Format. Dazu gibt man in einer Shell (bzw. in der DOS-Box von Windows - ich glaube mittlerweile heißt das Ding "Eingabeaufforderung") folgendes ein:
pdf2ps mybook.pdf
Dadurch wird die Datei mit dem Namen mybook.pdf in das PS-Format umgewandelt und liegt danach als mybook.ps in dem gleichen Verzeichnis herum wie die PDF-Datei. Diese Postscript-Datei kann nun mit den mitgelieferten Tools bearbeitet werden. Im ersten Schritt bringen wir die Seiten unseres PDFs in die richtige Reihenfolge, d.h. wir konvertieren es in ein Dokument, in dem die Seitenfolge lautet: 16, 1, 2, 15, 14, 3, 4, 13, etc. Das geschieht, in dem wir auf der Kommandozeile folgendes eingeben:
psbook -s16 mybook.ps mybook1.ps
Wenn wir uns die Datei danach mit Ghostview oder einem beliebigen anderen PS-Viewer ansehen, stellen wir fest, dass die Seiten nun in der richtigen Reihenfolge sind - allerdings taugen sie immer noch nichts für den Druck, da eine Seite sich immer noch auf einem A4-Blatt befindet. Deshalb müssen wir als nächstes die Seiten so skalieren, dass sie der Größe A5 entsprechen, im 90 Grad gedreht werden und je zwei Buchseiten auf ein A4 Blatt passen:
psnup -1a4 -2 mybook1.ps mybook2.ps
Wenn wir uns nun die Datei mybook2.ps ansehen, stellen wir fest, dass das Ergebnis nun für den Buchdruck perfekt ist. Die Seiten innerhalb des Dokuments sind so angeordnet, dass man es in einem Stück ausdrucken kann und der Inhalt in Buchlagen á 16 Seiten vorliegt. Allerdings nur dann, wenn der Drucker beidseitig drucken kann - was bei den meisten Modellen, die in privaten Haushalten stehen, nicht der Fall ist. Es bleibt uns also noch eine letzte Anpassung. Aus eins mach zwei: das Dokument wird nun in zwei Dateien aufgeteilt. Die eine enthält alle ungeraden Druckseiten und die andere alle geraden:
psselect -o mybook2.ps mybook_ungerade.ps
psselect -e mybook2.ps mybook_gerade.ps
Nun haben wir zwei Dateien. Die mit den ungeraden Seiten muss zuerst ausgedruckt werden. Danach wird der Stapel bedruckten Papiers genommen, erneut in den Drucker gelegt (allerdings anders herum) und die geraden Seiten werden gedruckt. Das einzige, was nun noch getan werden muss, ist, die Postscript-Datein wieder in PDF-Dateien zu überführen, da die meisten Benutzer dieses Format wohl bevorzugen:
ps2pdf mybook_ungerade.ps
ps2pdf mybook_gerade.ps
Und Voilá: Das Dokument ist nun zum Buchdruck vorbereitet.
Bildquelle:
uwemueller - Liepnitzsee
(Liepnitzsee – für mich der schönste Ort zum Nordic Walking)
Mag.a Bernadette Maria Kaufmann
(Reisemythen)