Duisburg: Ulrich Erben - Malerei aus fünf Jahrzehnten
Duisburg, Museum Küppersmühle mit Gegenwartskunst, 28. Oktober 2011 - 29. Januar 2012 - Ulrich-Erben-Zusammenschau von vielformiger, berrückender Farbigkeit.Der Blick aufs Lebenswerk - Retrospektive und Zusammenschau von Ulrich Erben
Am 28. Oktober 2011 eröffnet im Duisburger Museum Küppersmühle für Moderne Kunst (MKM) "Ulrich Erben - Lust und Kalkül - Malerei aus fünf Jahrzehnten".
Ulrich Erben in Duisburg 2011: Eine Retrospektive und ein Fazit?
Ulrich Erben gilt als der wichtigste deutsche Vertreter der Farbfeldmalerei, einer zeitgenössischen Kunstrichtung, bei der großflächige Felder homogen farbig gefüllt werden (im Düsseldorfer Kunstpalast war 2011 die Ausstellung "Neue Farben" mit Farbfeldmalerei zu sehen, und die Kunstsammlung NRW verfügt im K20 über herausragende Farbfeldmalerei).
Nun zeigt das MKM eine umfangreiche (und den Besucher trotz aller Vielfalt doch auch etwas ermüdenden) Werkschau mit rund 100 Werken Ulrich Erbens von den 1960er Jahren bis heute. Neben Gemälden, Papierarbeiten und einem (wunderschönen!) Lichtobjekt werden zwei große Wandarbeiten im MKM gezeigt, die Erben eigens für die Ausstellung angefertigt hat und die danach wieder übermalt werden.
Der Titel "Lust und Kalkül", den der Künstler - wie auch die Zusammenstellung der Kunstwerke - selbst gewählt hat, soll verdeutlichen, dass Gefühl ebenso wie die Ratio für Erbens Kunst wesentlich sind, als lustvolle Schöpfung, als emotional geprägte Erinnerung, als mit Kalkül ausgeführte Arbeit.
Ulrich Erben im Museum Küppersmühle für Moderne Kunst, Duisburg, 27. Oktober 2011 (Bild: Vera Kriebel, 27.10.2011)
Fragen an das Sehen - Felder mit Farbe und Bilder aus Weiß
Ulrich Erben beschäftigt sich mit Farbe und Licht, Form und (umgebendem) Raum. Im Frühwerk gibt es noch Gegenständliches, angedeutete Häuser, Berge oder Bäume, die sich aber immer mehr in der Fläche auflösen: Ein "Motiv … wurde mir plötzlich lästig, auch überflüssig", so Ulrich Erben. In den 1970er Jahren entstehen weiße Bilder (siehe Fotos), die auf der documenta 6 in Kassel zu sehen sind und den Künstler international bekannt machen.
Den weißen Bildern folgen Lichtobjekte und Bildserien in intensiver Farbigkeit, die auf den ersten Blick streng linear wirken, so der großformatige Siria-Zyklus, der nach einer Reise des Künstlers durch die syrische Wüste entstanden ist. Besondere Farbzusammenstellungen lassen schnödes Braun leuchten, pastelliges Türkis wie Neon blenden...
Farben und Formen stehen im Mittelpunkt der Kompositionen, sie bilden die "magische Komponente" (Ulrich Erben).
Ulrich Erben im Museum Küppersmühle, Duisburg, 27.Oktober 2011 (Bild: Vera Kriebel, 27.10.2011)
Magie des Scheins
Und Magie ist immer auch Täuschung: Erben beschäftigt sich mit dem trügerichen Sehen, mit dem, was ist, und dem, was man wahrnimmt - was bei ihm meist nicht übereinstimmt.
Und noch in einem zweiten Sinne täuschen Ulrich Erbens Kunstwerke: Sie wirken auf den ersten Blick wie klassische Beispiele der Farbfeldmalerei, mit scharf von einander abgegrenzten, farbig gefüllten präzise ausgearbeiteten Flächen - doch dem ist nicht so.
Wichtiges Anliegen des Künstlers ist es zudem, Architektur und Umraum in seine Arbeit einzubeziehen, und so bildet die Architektur des MKM von Herzog & de Meuron, die Wände der Ausstellungssäle nicht einfach nur Umgebung und Hintergründe für Erbens Kunstwerke, sondern werden Teil der Bilder. Neben den zwei großen Malereien direkt auf den Ausstellungswänden hat Ulrich für die MKM-Ausstellung auch große Kompositionen aus losen, neben- und untereinander angehefteten Papierarbeiten erstellt - wie die Wandgemälde nur für die begrenzte Dauer der Ausstellunglaufzeit.
Zettelsammlung ist transportabler
Diese "Zettelsammlungen", die Ulrich Erben ähnlich bereits in den 1970er Jahren als Komposition angefertigt hat, erklären sich erstaunlich pragmatisch: Bei den großen Wandgemälden ergab sich naturgemäß ein Problem beim Transport, so Ulrich Erben. Die einzelnen zu einem großen wandfüllenden montierten Papiergemälde waren dafür eine geniale Lösung.
Langes Leben statt Ölgemälde
Und noch eine Frage hat eine bemerkenswert "normale" Antwort: Ende der 1980er Jahre gab Ulrich Erben die Ölmalerei auf, seit einigen Jahren gibt es aber wieder Ölgemälde von ihm. Warum? Der allzu menschliche Grund war Furcht vor dem Tod oder positiv ausgedrückt: der Wunsch nach einem langen Leben.
"Die Papiere dieser Ölarbeiten mussten auf dem Boden in meinem Atelier trocknen. Natürlich dünstete das Terpentin aus. Dass das nicht so gesund war, war mir damals schon klar. Als ich Ende der 80er Jahre beschloss, mit der Ölmalerei aufzuhören, wollte ich möglichst lange leben. Heute ist mir das nicht mehr so wichtig - deswegen habe ich wieder angefangen mit Öl zu malen."
Ulrich Erben im Museum Küppersmühle, Duisburg, 28.10.11-29.1.12: Terre (hinten), Spazio (rechts), 2011 (Bild: Vera Kriebel, 27.10.2011)
Über Ulrich Erben
Ulrich Erben, 1940 in Düsseldorf geboren, in Italien aufgewachsen, Studium an den Akademien in Hamburg (Zeichnung), Urbino (grafische Techniken), Venedig (Fresko, Malerei), München (Malerei) und Berlin (Malerei).
Erben war unter anderem Teilnehmer der documenta 6 (1977) in Kassel und hatte dort seinen - auch internationalen - Durchbruch. Von 1980 bis 2005 war Erben Professor für Malerei an der Kunstakademie Düsseldorf, Abteilung Kunsterziehung Münster (heute Kunstakademie Münster). Er lebt und arbeitet in Düsseldorf und in Bagnoregio bei Rom.
Infos "Ulrich Erben - Lust und Kalkül, Malerei aus fünf Jahrzehnten"
- Laufzeit: 28. Oktober 2011 - 29. Januar 2012
- Adresse: Museum Küppersmühle für Moderne Kunst (MKM), Philosophenweg 55, 47051 Duisburg, Tel. 0203 30 19 48 -10/-11, [email protected]
- Ungewöhnliche Öffnungszeiten: Mi 14-18 Uhr, Do-So, feiertags 11-18 Uhr.
- Führungen: Jeden Sonntag um 11 Uhr und 15 Uhr, Begleitprogramm, Angebote für Lehrer und Schulklassen, Seminare.
- Ausstellungsfolder zum kostenlosen Download. Katalog mit allen ausgestellten Werken, Einführung und Interview mit Ulrich Erben (23,- EUR).
- Ulrich Erben in Wuppertal: Fast zeitgleich mit der MKM-Aussstellung findet vom 14. Oktober 2011 bis zum 13. Januar 2012 "Kunst bei der Barmenia" in den Hauptverwaltungen der Barmenia Versicherungen (Kronprinzenallee 12-18, 42119 Wuppertal) statt. Öffnungszeiten: täglich bis 20:00 Uhr.