Altstadt Düsseldorf

Das Herz der Altbierkultur

Altbier-Safari – eine der beliebtesten Touren in Düsseldorf

Auf dieser beliebten Tour durch die Düsseldorfer Altstadt, die am Eingang des alten Schloßturms beginnt, lernt man die fünf Hausbrauereien kennen, die hier heute vertreten sind. In jeder dieser Brauereien bekommt man auf der Tour ein Glas Alt gratis und erfährt etwas Geschichte und die Tradition der Hausbrauereien.

Nirgendwo sonst auf der Welt sind auf knapp 1 km² so viele Brauereien zu finden, wie im Herzen von Düsseldorf. Einige Brauereien werden bis heute als Familienunternehmen geführt und sind stolz darauf, dass sie das Alt nach ihren alten hauseigenen Rezepturen brauen. Und so kommt es auch, dass sie alle in der Farbe und im Geschmack unterschiedlich sind. Was sie neben der obergärigen Brauart gemeinsam haben, ist ein Alkoholgehalt von 4,8 % und einen Bitterstoffanteil von über 30. Das herbste Pils in Deutschland, das Jever Pils, hat einen Bitterstoffanteil von 29.

Foto: Manfred Sielaff

Brauerei Im Füchschen – Ratinger Straße

Die größte Hausbrauerei der Düsseldorfer Altstadt ist die Brauerei Im Füchsen auf der Ratinger Straße mit über 30.000 hl pro Jahr. Wenn man das mit großen Brauereien, zum Beispiel Becks oder Krombacher vergleicht, die Millionen Hektoliter pro Jahr produzieren, dann wird klar, dass die Brauereien in der Düsseldorfer Altstadt relativ kleine Mengen von einer sehr guten Qualität herstellen.

Woher kommt eigentlich der Name Füchschen? Bevor die napoleonischen Truppen in Deutschland damit begannen, den Straßen Namen und Hausnummer zu geben, hatten die Düsseldorfer mit Alphabet und Zahlen nicht viel am Hut. Um die einzelnen Häuser zu identifizieren, hat man ihnen einfach Tiernamen gegeben. Das Haus in dem heute die Brauerei ist, hieß zu dieser Zeit einfach das Haus zum Füchschen, woraus dann im 19. Jahrhundert die Brauerei Füchschen wurde.

Auch hatte die Ratinger Straße damals noch keinen Namen. Der Legende nach ist eines Morgens ein französischer Offizier mit seinem Adjutanten durch die damalige Hauptstraße von Düsseldorf geritten und fand dort in den Morgenstunden noch zahlreiche lustige Zecher auf der Straße an. Er beschloss daraufhin, diese Straße "Rue de Martin" (Morgenstraße) zu nennen. Da die Düsseldorfer zu dieser Zeit überwiegend kein Hochdeutsch, geschweigedenn Französisch sprachen, nannten sie ihre alte Hauptstraße im rheinischen Dialekt ganz einfach "Rättematäng". Und so heißt es auch heute noch in einem alten Düsseldorfer Volkslied, das auf Düsseldorfer Platt gesungen wird, " Mir sin us de alde Stadt us de Rättematäng....."

Wenn also heute ein Düsseldorfer sagt, er war gestern Abend auf der "Rättematäng", dann heißt das nichts anderes, als dass er auf der Ratinger Straße ein Altbier getrunken hat oder auch zwei…….oder sieben…..?

Füchschen Alt hat eine leicht rötlich braune Färbung und schmeckt ausgesprochen süffig. Außerdem ist die Brauerei auch eine gute Adresse für traditionelle, gut bürgerliche Brauhausküche. Die gegrillte Schweinshaxe ist mit das Beste, was man in der Altstadt essen kann.

In jüngster Zeit hat die Traditionsbrauerei mit einem pfiffigen Werbekonzept auch zunehmend jüngeres Publikum angesprochen. Ein Hightlight zum Feiern ist unter anderem jedes Jahr Ende Oktober die Halloween-Party, die stets brechend voll und schnell ausverkauft ist.

Fotos: Manfred Sielaff

Halloween Party 2014 im Brauhaus Füchschen
Halloween Party 2014 im Brauhaus ...

Halloween Party 2014 im Brauhaus Füchschen (Bild: Manfred Sielaff)

Brauerei Kürzer – Kurze Straße

Die Brauerei Kürzer ist die jüngste unter den Hausbrauereien und mit etwas über 3000 hl pro Jahr auch die kleinste in der Altstadt. In dieser Brauerei findet auch während der Altbier Safari eine kleine Brauereiführungen statt, wo man etwas über den Brauprozeß mit all seinen Zutaten erfährt. Obwohl sie erst seit einigen Jahren gibt, fühlt man sich auch hier mit der alten Brautradition der Düsseldorfer Hausbrauereien verbunden und produziert in kleinen Mengen ein Altbier von bester Qualität.

Hier findet man auch überwiegend ein jüngeres Publikum und hier ist auch die Speisekarte etwas anders als in den anderen Hausbrauereien. Vor allen Dingen sind aber auch die Preise günstiger als in den anderen Brauhäusern.

Foto: Manfred Sielaff

Brauerei Schumacher – Bolkerstraße und Burgplatz

Brauerei Schumacher – Bolkerstraße und Burgplatz

Die Brauerei Schumacher ist die einzige Hausbrauerei, die ihr Bier nicht direkt in der Altstadt braut, sondern in ihrem Stammhaus auf der Oststraße in der Nähe des Hauptbahnhofs. Nach alter Familientradition wird die Schumacher Brauerei immer von einer Frau geführt, was man auch an den Inneneinrichtungen unschwer erkennen kann. In der Altstadt wird das Schumacher auf der Bolkerstraße im Goldenen Kessel und am Burgplatz, Ecke Kurze Straße ausgeschenkt.

Foto: Manfred Sielaff

Das Schumacher Alt wird sowohl in einer 1-Liter-Bügelverschlussflasche, als auch in Eichenholzfässern und kunststoffummantelten Edelstahlfässern mit 5, 10, 15, 20, 30 und 50 Litern angeboten.

Das 1838er ist ein fruchtiges, obergäriges Altbier, das mit speziellen Aromahopfensorten aus Australien und Kanada gebraut wird, die dem Bier eine zitrusfruchtige Note geben. Das 1838er wurde zum 175-jährigen Bestehen der Brauerei Schumacher gebraut und wie die anderen Biere in 1-Liter-Bügelverschlussflaschen verkauft.

Schumacher Zum St. Sebastian
Schumacher Zum St. Sebastian

Schumacher Zum St. Sebastian (Bild: Manfred Sielaff)

Brauerei Zum Schlüssel

Auch hier stellt sich wieder die Frage, wie die Brauerei Zum Schlüssel zu ihrem Namen kam. Als die Stadt in früheren Zeiten noch von einer Stadtmauer umgeben war, befand sich am Ende der Ratinger Straße eines der Stadttore. Wenn dieses zu später Stunde dann verschlossen wurde, musste der Torwächter den Schlüssel in der Nähe des Tores in diesem Haus hinterlegen, bevor er sich auf den Heimweg machen konnte. So sollte sichergestellt sein, dass der Schlüssel immer schnell verfügbar war, wenn man das Tor wieder aufschließen musste. Als dann im 19. Jahrhundert die Brauerei hier einzog, gab man ihr den Namen Brauerei zum Schlüssel. Dieser Tradition folgend hat man später dem Brauhaus auf der Bolkerstraße auch diesen Namen gegeben. Foto: Manfred Sielaff

Das Bier ist mit 5,0 % Alkoholgehalt auch das stärkste unter den Altbieren in der Altstadt. Vom Geschmack her hat es eine leicht süßliche Note, was es auch recht süffig macht.

Eine Besonderheit des Schlüssels ist der Biergarten, der sich im Kirchhof der gegenüber liegenden Neanderkirche befindet und bei gutem Wetter freitags und samstags geöffnet ist. Direkt neben der Hausbrauerei gibt es seit Oktober 2010 das "Schlüssel Lädchen", in dem zahlreiche Produkte mit Düsseldorf-Bezug, Bekleidung über Accessoires, Bücher und Schlüssel-Fan-Artikel verkauft werden. Alle Produkte werden direkt in Düsseldorf produziert.

Brauerei Zum Uerige - Bergerstraße

Die heutige Gaststätte "Zum Uerige" mit eigenem Brauhaus hatte über die Jahrhunderte bei wechselnden Besitzern verschiedene Namen, wie "Berliner Hof" oder "Zum Bergischen Hof" oder "Heidelberger Faß", weil dort früher Wein verkauft wurde. Der heutige Name wird auf Wilhelm Cürten zurückgeführt, der 1862 die Hausbrauerei übernahm. Da dieser ständig schlechte Laune hatte, nannten ihn die Stammgäste im besten Düsseldorfer Platt "uerig", was so viel wie "schlecht gelaunt" heißt. Foto: Manfred Sielaff

Das im Uerige hergestellte Alt ist im städtischen Vergleich eher etwas heller und im Geschmack sehr würzig und herb, denn es hat mit einem Bitterstoffgehalt von über 40, den höchsten unter den deutschen Bieren.

Besonders im Sommer, wenn man sein ein Bier auch draußen im Freien genießen kann, findet man vor dem Uerige immer ein gemütliches und schattiges Plätzchen, wo man auch bei hohen Temperaturen mit einer angenehmen Brise vom Rhein sein Altbier genießen kann. Die Kellner hier nennt man auf Düsseldorfer Platt, Köbes, was angeblich von den Namen Jakob einmal abgeleitet wurde. Von Zeit zu Zeit gehen sie immer wieder durch die Reihen der Gäste und bieten kleine Bierhappen, wie Gewürzgurken oder Frikadellen an, die man gut zwischendurch zu seinem Altbier genießen kann.

Eine Besonderheit des Uerige ist auch, dass hier nach alter Tradition grundsätzlich kein Schnaps ausgeschenkt wird. Wer dennoch gerne zwischendurch einen Kurzen trinken möchte, hat es auch nicht weit. Kaum 20 m vom Eingang des Üerige entfernt befindet sich auf der Flingerstraße das Kabüffke. Man muss das Lokal auch noch nicht einmal betreten, denn die Schnäpse werden hier durch das offene Fenster nach draußen verkauft. Hier bekommt man auch den in Düsseldorf sehr beliebten Kräuterlikör namens Killepitsch. Doch vorsichtig, der süffig süßliche Geschmack täuscht leicht darüber hinweg, dass das Getränk mit 43 % Alkoholgehalt so stark ist wie ein Whisky. Das hat schon bei so manchem, der bei einer fröhlichen Altbiertour noch ein paar davon genossen hat am nächsten Morgen zu schmerzhaften Erinnerungen geführt. Foto Manfred Sielaff

Seit dem Jahr 2000 weist eine Gedenktafel für Willy Milowitsch im Uerige darauf hin, dass dessen Vater Peter Milowitsch am 24. Januar 1880 im Stammhaus des Uerige Bieres geboren wurde. Die Mutter Käthe, geborene Planck, stammte aus Wien. Die Wurzeln des Kölner Volksschauspielers Willy Millowitsch führen somit nach Düsseldorf und Wien.

 

Brauerei Zum Uerige
Brauerei Zum Uerige

Brauerei Zum Uerige (Bild: Manfred Sielaff)

Sticke-Alt und Latzen-Bier

Es ist jedes Jahr ein besonderes Erlebnis, wenn die Hausbrauereien im Frühjahr und im Herbst ihre "Spezialtropfen" servieren. Bei Schumacher heißt es "Latzen-Bier" und bei Füchschen und anderen Brauereien "Sticke". Sie haben bis zu 6 % und mehr Alkoholgehalt und sorgen stets für gute Stimmung und reichlich Zulauf in den Lokalen.

Dieses spezielle Altbier ist eine besondere Spezialität der Hausbrauereien und enthält, wie schon erwähnt, über 6 % Alkohol. Damit ist es deutlich stärker als das Original-Alt und schmeckt würziger aufgrund seiner knapp 14 % Stammwürze. Die Tradition besagt, dass die Mönche im 19. Jahrhundert während der Fastenzeit keine feste Nahrung zu sich nehmen durften. Daher brauten sie sich heimlich (wörtliche Übersetzung: stike) selbst ein starkes Bier. Auf diese Weise konnten sich die Mönche in den Wochen der Enthaltsamkeit wenigstens an einem kräftigeren Altbier stärken und erfreuen. Foto: Manfred Sielaff

Das Latzenbier von Schumacher fällt in die gleiche Kategorie wie das Sticke der Brauereien Uerige und Brauerei zum Schlüssel und das Weihnachtsbier der Brauerei Füchschen; es ist stärker eingebraut, enthält mehr Stammwürze, Malz und auch ein knappes Prozent mehr Alkohol. Es wird am dritten Donnerstag der Monate März, September und November ausgeschenkt und ist auch nur an diesen Tagen in begrenzter Stückzahl als Flaschenbier erhältlich.

Es muß auch keine Werbung dafür gemacht werden. Die Mundpropaganda der Stammgäste sorgt dafür, daß sich die Termine für den Ausschank, wie ein Lauffeuer verbreiten. Und an diesen Tagen sind die Hausbrauereinen dann garantiert immer brechend voll.

Eine Besonderheit beim Bierausschank in Düsseldorf ist auch, dass das Alt fast immer frisch aus dem Fass gezapft wird und nicht aus der Leitung.

Wer Lust hat, diese sehr beliebte und informativeTour einmal mitzumachen, findet mehr Informationen unter:

www.altbier-safari.de

Wenn dann am 20. November 2014 der Weihnachtsmarkt in Düsseldorf eröffnet wird, lohnt sich ein Wochenendtrip, bei dem man auch noch schön shoppen kann. Zwischen Altbier-Safari, Little Tokio und Weihnachtsmarkt hat man dann buchstäblich die Qual der Wahl. Da die Düsseldorfer Innenstadt nicht so groß ist, kann man fast alles gut zu Fuß erreichen und dann ist es auch sehr praktisch, wenn man sich ein zentral gelegenes Hotel sucht und sich so die mühevolle Parkplatzsuche in der der City spart.

Willkommen und Viel Spaß in Düsseldorf!

Füchschen Alt auf der Düsseldorfer Rheinkirmes 2014
Füchschen Alt auf der Düsseldorfer ...

Füchschen Alt auf der Düsseldorfer Rheinkirmes 2014 (Bild: Manfred Sielaff)

Laden ...
Fehler!