Dysmorphophobie oder die Angst, entstellt zu sein
Der Blick in den Spiegel ist für Menschen mit Dysmorphophobie fast unmöglich. Diese Erkrankung wird auch als gestörte Selbstwahrnehmung bzw. Körperbildstörung bezeichnet.Angststörung Dysmorphophobie - Die Angst, enstellt zu sein ist eine psychische Störung
Eine weitgehend unerforschte Erkrankung ist die Dysmorphophobie. Der medizinische Begriff lässt sich aus dem Altgriechischen herleiten (phóbos "Furcht", dys "schlecht" und morphé "gestaltet") und bedeutet dann "Furcht vor einer schlechten Gestalt" oder etwas freier übersetzt "Angst, missgestaltet zu sein". Als Dysmorphophobie bezeichnet die Medizin deshalb eine gestörte Wahrnehmung des eigenen Äußeren. Das DSM-IV (Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders) führt sie als körperdysmorphe Störung (Body Dysmorphic Disorder). Die Erkrankung ist aber auch bekannt als Körperbildstörung (Body Image Disturbance), Entstellungssyndrom oder Schönheitshypochondrie.
Ursachen von Dysmorphophobie
Die Ursachen für eine Dysmorphophobie sind bis heute nicht restlos geklärt. Es gibt zwar verschiedene Erklärungsmodelle, bisher lässt sich aber lediglich sagen, dass die Ausbildung einer Körperbildstörung vermutlich im Kindes- und Jugendalter grundgelegt wird. Die Entstehung dieser psychischen Störung hängt vermutlich von 2 Faktoren ab:
Negatives Selbstwertgefühl
Die Basis für ein gesundes Selbstwertgefühl wird in den ersten 7 Lebensjahren geschaffen, da man in diesem Zeitraum Erfahrungen macht, durch die man lernt, sich anzunehmen oder auch abzulehnen. Betroffene haben als Kind in vielen Fällen die Erfahrung gemacht, nie intelligent, hübsch, brav genug zu sein und trotz größter Anstrengungen nie gut genug zu sein. Sehr oft haben die Eltern die Betroffenen mit anderen verglichen und ihnen das Gefühl gegeben, nicht mithalten zu können. So hat sich das beständige Gefühl genährt, dass man in seiner Art, in seinem Aussehen und seinem Handeln nicht mithalten kann und dass man nur Anerkennung und Liebe erhält, wenn man Leistung bringt, alles perfekt macht und die Erwartungen zu 100 Prozent erfüllt. Diese damals "injizierte" Angst bleibt und beeinflusst das Verhalten auch im Erwachsenenalter. Die Folge ist das Bestreben, alles perfekt zu machen und auch perfekt auszusehen.
Negative Erfahrungen in der Pubertät
Vor allem in der Pubertät entwickelt der Mensch ein Verhältnis zu seinem Körper und Geschlecht. Die Pubertät ist geprägt von der Suche nach Vorbildern, Orientierung und der eigenen Identität. In dieser Phase ist der Mensch besonders sensibel für äußere Einflüsse. Vor allem bei einem schwach ausgebildeten Selbstwertgefühl ist der junge Mensch unsicherer und abfällige Bemerkungen über das Aussehen rufen tiefe Verletzungen hervor. Durch solche Erfahrungen setzt sich die Überzeugung fest, dass der Wert eines Menschen vor allem von seinem Aussehen abhängt, was natürlich Auswirkungen auf das Selbstwertgefühl hat.
Negative Erfahrungen in der Kindheit und Pubertät sind also dafür verantwortlich, dass das Selbstwertgefühl vollkommen vom Äußeren abhängt und die Fixierung auf eine vermeintliche äußere Unvollkommenheit ist der Ausdruck eines verminderten Selbstwertgefühls und von Dysmorphophobie Betroffene tragen ihr tief empfundenes Gefühl der Unvollkommenheit nach außen, bis letztlich das Selbstbild entscheidet, was man im Spiegel sieht.
Symptome der Dysmorphophobie
Vom Entstellungssyndrom Betroffene nehmen ihren gesamten Körper oder auch nur einzelne Körperteile als hässlich oder gar entstellt wahr. Sehr oft ist es das Gesicht oder der Kopf, mit dem Betroffene hadern, es kann allerdings auch jeder andere Körperteil von der gestörten Wahrnehmung betroffen sein. Betroffene leiden aufgrund ihrer Wahrnehmung oft unter zwanghaften Gedanken und zeigen krankheitstypische Verhaltensweisen, die sich auf das Überprüfen und das Kaschieren des vermeintlichen Makels konzentrieren. Das für sie quälende aber zugleich notwendige Instrument ist hierbei der Spiegel. Sehr häufig ziehen sich Betroffene stark aus ihrem sozialen Umfeld zurück, wagen sich aus Furcht vor Blicken nicht mehr in die Öffentlichkeit oder versuchen mit Make-up oder Sonnenbrille ihr Äußeres zu verbergen. In extremen Fällen versuchen die Betroffenen durch Schönheitsoperationen den vermeintlichen Makel zu beheben.
Weiterführende Informationen
Weiterführende Informationen für Betroffene und Angehörige gibt es unter www.dysmorphophobie.de. Auf der Homepage existiert auch ein Forum, in dem man sich mit anderen Patienten zum Thema austauschen kann.
Quelle:
psychosoziale-gesundheit.net
Bitte beachten Sie, dass dieser Artikel generell fachlichen Rat - zum Beispiel durch einen Arzt oder Psychologen - nicht ersetzen kann.