Die Karmelitin Teresia Benedicta a Cruce - Glaubenszeugnis im Angesicht des Hakenkrezes

Eines der bekanntesten Opfer der Judenverfolgungen im Dritten Reich ist die zum Christentum konvertierte Jüdin und Karmelitin Edith Stein. Sie wurde am 12. Oktober 1891 in Breslau geboren und vermutlich am 09. August 1942 in den Gaskammern des Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau ermordet.

Kindheit und Ausbildung Edith Steins

Edith Stein wurde am 12. Oktober 1891 als jüngstes von insgesamt elf Kindern geboren. Ihre Familie gehörte dem jüdisch-orthodoxen Glauben an. Im Alter von 14 Jahren unterbrach sie ihre Schullaufbahn am Gymnasium in Breslau und verbrachte ein Jahr bei ihrer Schwester Else in Hamburg. Zur jüdisch-orthodoxen Tradition ihres Elternhauses entwickelte sich bei Edith Stein schon früh ein kritisches Verhältnis und sie bezeichnete sich zeitweilig sogar als Atheistin.

Ihre Mutter, die schon früh zur Witwe wurde, ermöglichte durch ihre Beharrlichkeit und ihren Fleiß allen Kindern eine gute Ausbildung. Edith Stein, die schon früh als begabt galt, studierte an den Universitäten Breslau, Göttingen und Freiburg im Breisgau. Vor allem Philosophie, Psychologie und Geschichte hatten es ihr angetan und man merkte ihr an, dass sie eine zutiefst Suchende war. Nach ihrer Doktorarbeit im Jahr 1916, die sie unter dem Thema "Zum Problem der Einfühlung" veröffentlichte, war sie in Freiburg zwei Jahre wissenschaftliche Assistentin des Philosophen Edmund Husserl, der auch ihr Doktorvater war. Obwohl Edith Stein ihre Promotion mit Auszeichnung abschloss, wurde ihr aufgrund ihrer jüdischen Herkunft und weil sie eine Frau war, die Habilitation verwehrt. Dennoch verfasste sie ihre Habilitationsschrift mit dem Thema "Psychische Kausalität", die sie aber im Jahre 1919 an der Universität Göttingen erfolglos vorlegte. In Freiburg und Breslau bewarb sie sich zudem vergebens mit der philosophischen Abhandlung "Potenz und Akt" um einen Lehrauftrag.

Konversion und Ordensbeitritt von Edith Stein

Den wichtigsten Wendepunkt im Leben von Edith Stein die Autobiographie der Unbeschuhten Karmelitin Theresa von Avila. Edith Stein las sie in einer einzigen Nacht. Am 1. Januar 1922 wurde Edith Stein in Bad Bergzabern durch die Taufe in die katholische Kirche aufgenommen. Im Anschluss an ihre Konversion zog Edith Stein nach Speyer, wo sie als Lehrerin an der konfessionellen Mädchenschule St. Magdalena der Dominikanerinnen lehrte. In dieser Zeit war ihr Joseph Schwind, seines Zeichens Domkapitular, ein väterlicher Berater und Seelenführer.

Von 1927 bis 1933 pflegte Edith Stein intensiven Kontakt zur Erzabtei Beuron. Insgesamt 15 Besuche machte sie nachweislich. Der damalige Beuroner Erzabt Raphael Walzer konnte sie einige Jahre von ihrem Vorhaben abhalten, dem Orden der Unbeschuhten Karmelitinnen beizutreten, und bat sie stattdessen, durch Publikationen in der Öffentlichkeit zu wirken. Aus diesem Grund wechselte Edith Stein im Jahre 1932 an das katholische Institut für wissenschaftliche Pädagogik in Münster. Dort setzte sie sich intensiv mit den Schriften des heiligen Thomas von Aquin auseinander. In dieser Zeit lernte sie auch den Philosophen Peter Wust kennen. In Münster hielt Edith Stein unter anderem Vorträge zur Frauenfrage ihrer Zeit und zu Problemen und daraus resultierenden Herausforderungen der Mädchenbildung.

Edith Stein und der Karmel

Irgendwann war Edith Stein bewusst, dass der Karmel der richtige Weg für sie ist. Als Konsequenz trat sie am 14. Oktober 1933, am Beginn des Hochfestes ihrer gewählten Namenspatronin Teresa von Ávila, im Alter von bereits 42 Jahren in den Kölner Karmel Maria vom Frieden ein. Zu ihrer Einkleidung ein halbes Jahr später wählte sie den Ordensnamen Teresia Benedicta a Cruce (die vom Kreuz Gesegnete) an. Im Jahre 1936 ließ sich auch Ediths ältere Schwester Rosa taufen und lebte bis zum Übersiedelung der beiden in den Karmel von Echt als sogenannte Außenschwester an der Pforte des Karmels in Köln.

Flucht, Deportation und Ermordung

Auf Druck der Nazis erhielt Edith Stein als gebürtige Jüdin 1933 Lehrverbot und musste ihre Stelle in Münster aufgeben. Kurz zuvor, im Frühjahr 1933, hatte das Naziregime zum Boykott jüdischer Geschäfte aufgerufen und heizte die antijüdische Stimmung an. Unmittelbar danach richtete Edith Stein durch einen persönlichen Brief an den damaligen Papst Pius XI. die dringende Bitte, die Judenverfolgung öffentlich zu kritisieren. Trotz Konversion wurde auch für Edith Stein die Situation in Deutschland zunehmend gefährlicher.

Um den Karmel in Köln vor Repressalien durch die Nazis zu schützen, entschloss sich Edith Stein im Jahre 1938, gemeinsam mit ihrer Schwester Rosa in den Karmel im niederländischen Echt überzusiedeln. Als während der deutschen Besetzung der Niederlande auch dort mit der Deportation von Juden begonnen wurde, baten die Vertreter der großen Kirchen den damaligen Reichskommissar Arthur Seyß-Inquart, diese zu beenden und vor allem getaufte Juden zu verschonen. Seyß-Inquart entsprach der Bitte mit der Auflage, dies nicht öffentlich zu machen. Als allerdings der katholische Erzbischof von Utrecht, Johannes de Jong, am 26. Juli 1942 einen Hirtenbrief gegen das Vorgehen der Deutschen veröffentlichte, wurden als Reaktion darauf insgesamt 244 konvertierte ehemalige Juden, darunter auch Edith und Rosa Stein, am 2. August 1942 von der Gestapo verhaftet und zunächst in das Konzentrationslager Westerbork deportiert.

Von dort aus wurden Edith und Rosa Stein am 7. August in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau gebracht und dort vermutlich am 9. August 1942 in einer der Gaskammern ermordet.

Selig- und Heiligsprechung

Edith Stein wurde nach ihrer Ermordung zu einem leuchtenden Beispiel für die Suche nach der Wahrheit und gilt als eine Brückenbauerin zwischen Judentum und Christentum. Ihre Publikationen und die erhaltene Korrespondenz zeigen sie als eine zutiefst religiöse und spirituelle Frau. Schwester Teresia Benedicta a Cruce (Edith Stein) wurde durch Papst Johannes Paul II. am 01. Mai 1987 selig- und am 11. Oktober 1998 heiliggesprochen. Am 01. Oktober 1999 wurde sie zudem zur Mitpatronin Europas erhoben.

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