eHealth und Telemedizin: Was bedeutet das?

Der Begriff eHealth beschreibt im eigentlichen Sinne die Anwendung elektronischer Geräte in der Patientenversorgung. Inzwischen wird eHealth häufiger synonym für Telemedizin gebraucht. Auch Begriffe wie Cybermedizin oder Internetgesundheit werden neuerdings in diesem Zusammenhang verwendet.

Telemedizin ist die eigentlich korrekte Bezeichnung für Diagnostik und Therapie unter Überbrückung räumlicher und zeitlicher Distanzen zwischen Arzt, Therapeut, Apotheker und Patienten (Quelle: Wikipedia).

Telemedizinische Betreuung im Fontane-Projekt

Neuentwicklungen und etablierte Telemedizin

Die Etablierung erster telemedizinischer Maßnahmen in Deutschland begann bereits in den 1980er Jahren. Seither hat sich vor allem im technischen Bereich viel getan. Tragbare EKG-Geräte, sogenannte Point-of-Care Blutzucker-Messgeräte oder implantierte Insulinpumpen für Diabetiker gehören längst zum medizinischen Standard-Repertoir.

Die optimale Vernetzung und Kommunikation stellt eine große Herausforderung bei der Etablierung der Telemedizin dar. Das sogenannte Fontane-Projekt beschäftigt sich intensiv mit der Verbesserung der Betreuungsqualität von Herz-Kreislauf-Patienten in ländlichen Gebieten Ostdeutschlands. Hier werden in unterschiedlichen Studien telemedizinische Maßnahmen erprobt, die die teilweise große Distanz zwischen Patient und Arzt überwinden sollen. 

Mittlerweile gibt es aber auch über 100.000 medizinische Apps für Smartphones und Tablet PCs, die beispielsweise Blutdruck- und Blutzucker-Messwerte der Patienten dokumentieren und diese bei Bedarf direkt an den behandelnden Arzt senden können.

Ganz neu sind verschiedene Hardware-Plugins für Smartphones. Damit gehen die Entwickler einen Schritt weiter. Nun werden nicht mehr nur die Blutzuckerdaten aufgezeichnet, sondern gleich mit dem Smartphone ermittelt. Der Aufsatz wird auf das Smartphone gesteckt, ein Blutstropfen wird aufgebracht und die Messung startet. 

Ähnliches entwickelte das Schweizer Spin-Off Unternehmen Qloudlab: ein Plugin für das iPhone, mit dem ein Patient seine Gerinnungswerte selbst bestimmen kann. 

Zu guter Letzt stellte Apple kürzlich sein neues Healthkit für das iPhone vor, das nach eigenen Angaben die Art und Weise, wie die Gesundheitsindustrie mit Menschen interagiert, revolutionieren wird." (Zitat von Dr. John Noseworthy, CEO der Mayo Clinic).

Die Kritiker und ihre Argumente

Nicht erst seit den Veröffentlichen von Edward Snowden argumentieren viele Skeptiker gegen die Ausweitung telemedizinischer Anwendungen. Vor allem Datenschützer sehen Gefahren in der mobilen Verwaltung und elektronischen Kommunikation empfindlicher, personenbezogener Daten. Der Missbrauch von Patienteninformationen wäre fatal für die Betroffenen. Noch schwerwiegender könnten die Folgen sein, wenn Hacker in das System einbrechen oder Computerviren die Kontrolle über Apps übernehmen, die medizinische Anwendungen wie das künstliche Pancreas steuern. 

Neben dem Datenschutz besteht jedoch auch weitreichend Sorge um die Qualität der ermittelten Daten. Der Patient als Laie soll Tests durchführen, die über eine Behandlung entscheiden. Für die Blutzuckermessung hat sich dies bereits erfolgreich etabliert. Aber für die Gerinnung? Oder andere Gebiete? Zusätzlich sind viele der frei verfügbaren Medizin-Apps nicht als Medizinprodukt zugelassen. Das Medizinproduktegesetz reguliert den Einsatz implantierbarer medizinischer Geräte und In-vitro-Diagnostika. Die meisten Smartphone- und Tablet-Apps sind jedoch ungeprüft im Markt erhältlich. Dies kann ein Qualitätsrisiko darstellen, je nachdem, welche Funktion der entsprechenden App zugedacht wird.

Zukunftsaussichten

eHealth und Telemedizin stellen einen stark wachsenden Markt dar. Gerade in ländlichen Regionen mit hohem Ärztemangel können telemedizinische Anwendung eine Verbesserung der Betreuungsqualität für die Patienten bedeuten. Ebenso werden medizinische Apps nicht nur durch das Apple Healthkit zunehmend an Bedeutung gewinnen.

Derzeit gibt es bereits Online-Ärzte wie den Anbieter Euroclinix, die eine Ferndiagnose per Fragebogen oder Chat stellen und dem Patienten das verordnete Medikament per Post zuschicken. Auch diese Form der Telemedizin wird sich sicherlich weiter entwickeln.

Gerade findet in Hamburg eine eHealth-Konferenz statt. Dort werden unter anderem die Themen Vernetzung und Qualitätsprüfung intensiv beleuchtet. Diese Form der Patientenversorgung ist noch sehr jung, wird aber mittelfristig sicher einen merklichen Anteil an der Arzt-Patienten-Interaktion gewinnen.

Weitere Informationen zu Innovationen und Projekten finden Sie unter:

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Akane, am 17.06.2014
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