Ausgangssituation. Idee, Wille und Background

Eigentlich waren die Leser/innen schuld. Beziehungsweise die Besucher meiner Lesungen des Buches "Mein andalusischer Gärtner". Dessen Inhalt ich ohne Schüchternheit nicht nur vorlas, sondern eher vorführte. Und so hörte ich anschließend immer wieder die Frage: "Wann gibt es Ihre Stories auf CD?"im Onda-Cero-Studio

Nurn muss man wissen, dass ich meine erste Journalistenausbildung im Bayerischen Rundfunk  erhielt mit Einführung des Sprechens vor Mikrofon. Später frischte ich das auch mal wieder vier Wochen lang zwischen zwei Festanstellungen beim dortigen Ausbilder Walther von La Roche auf. Nach dem Umzug nach Andalusien arbeitete ich beim Radio Onda Cero Internacional in Marbella, sowohl unterwegs als Chefreporterin mit dem Aufnahmegerät wie im Studio als Moderatorin. Der Leiterin, Pia Bruuns vedankte ich übrigens immer wieder gute Praxistipps, zum Beispiel: "Runter mit der Stimme!" Darauf müssen wir weibliche Sprecher vor allem aufpassen, dass wir in der Aufregung nicht zu schrill wirken.

So war aber schon einmal klar, dass ich die CD selbst besprechen würde.

Der Kontakt zum Produzenten

Der Zufall wollte es, dass wir im Nachbarort den Musiker und Liedermacher Udo Lenze aus dem damaligen 80er Jahre Münchner Kleinkunstdunstkreis um Fredl Fesl, Willi Michl und den anderen alten Kämpen kennenlernten. Ich hatte ihn zunächst als Interviewpartner vor dem Mikrofon im Radio. Im StudioSo erfuhr ich, dass er sich ein professionelles Studio zuhause eingerichtet hatte und eigene CDs produzierte, auch frühere Alben wieder auflegte.

Zunächst aber traten wir erst einmal gemeinsam auf bei Veranstaltungen in Buchhandlungen und deutschen Clubs, was harmonisch funktionierte. So war es nur ein kleiner Schritt zum Projekt: Ich nehme meine CD in seinem Studio auf.

Foto: Christine Göbel

Inhalt und Vorbereitung

Klar war für mich: Es wird nicht das nachgesprochene Buch vom andalusischen Gärtner geben, nein, ich wollte neue Stories und Anekdoten aus meiner inzwischen seit 2007 laufenden Zeitungskolumne "Neues von der Finca" damit veröffentlichen. Ich nannte es "Spanien für Fortgeschrittene" und legte es als kleines ABC an. Klar war auch, dass es keinen Textbrei allein geben dürfe, sondern wie im Radio eine Abwechslung zwischen Text und Musik. Dies, um die einzelnen Kapitel voneinander abzusetzen und auch, um das Hören zu erleichtern. Denn immer noch ist dieses Medium vom Verständnis und der Aufmerksamkeit her am schwierigsten zu verfolgen für den Rezipienten. Er hat keine visuelle Unterstützung wie bei Video und Film und kann auch nicht wie beim Buch das Lesetempo bestimmen. Folge:

  • Die geschriebenen Stories aus meiner Printkolumne habe ich zunächst umgearbeitet zu einem Hör-Manuskript. Hier werden bei vielen Laien die meisten Fehler begangen: Man kann nicht 1:1 Inhalte eines Medium ins andere transportieren, jedes verlangt seinen eigenen Umgang mit den Wörtern.

  • Das heißt, ich verkürzte Sätze, fügte Füllwörter für Atempausen und Wiederholungen zur Verstärkung ein.

  • Satzzeichen stellte ich wie im Spanischen gleich an den Anfang, damit ich sofort wusste, ob ich mit der Stimme am Schluss hoch oder runter zu gehen hatte.

  • Die Texte wurden in größerer Schrift und mit breiterem Zeilenabstand geschrieben, damit ich nicht in den Zeilen verrutschte beim Lesen.

Aufnahme und Produktion

Im wunderbaren Studio von Udo Lenze in Estepona nahmen wir meine Texte an zwei Nachmittagen zu je drei Stunden auf. Udo war ein gestrenger Produzent, der mich Sätze und vor allem meine eigenen kleinen Gesangseinlagen wiederholen ließ, bis er zufrieden war. Einfach Band so mitlaufen lassen war nicht. Interview

Ohne Udo Lenze wäre dieses Hörbuch nicht zustande gekommen und nicht das astreine Ergebnis, das es ist. Ich kann ihn nur weiter empfehlen! Er suchte die genau jeweils vier Takte oder überhaupt Latino-Musikstücke aus, die Gema- und damit honorarfrei waren. Und besonders beeindruckend ist sein Profiprogramm zur Aufnahme und zum digitalen Schneiden der insgesamt 45 Minuten. Wir hatten auch viel Spaß dabei und er machte mir noch einen Freundschaftspreis.

Außerdem wusste er genau aufgrund seiner Erfahrung, wie und wo  man die CD offiziell registrieren läßt mit einer ID-Nummer, das ist das Pendant zur ISBN-Nummer eines Buches. Dann übergab er mir feierlich die Master-CD, die Urquelle für die Kopien.

Kopien ziehen

Nachdem wir einen CD-Brenner erwarben, der so um die 80 Euro kostete, wies mich Göttergatte in das langwierige Einzelkopieren der vorher gekaufen Rohlinge ein. Für meinen Premierenauftritt bei einer Buchhandlungseröffnung zusammen mit Udo Lenze und seiner ebenfalls neuen Meditations-CD machte ich mich also zunächst an die ersten 100 Stück. Mit all dem Ausschuss, weil zu früh eingelegt, zu schief eingelegt undsoweiter.

Es sollte außerdem ein ordentliches Etikett auf die Scheibe, und ein vierseitiges Booklet bildete ich mir auch noch ein. Heute meine ich, ein zweiseitiges hätte es auch getan. Und weil mich das alles nervte, das Drumherum, der Zeitaufwand und das vor Weihnachten, verglich ich von Deutschland bis Andalusien verschiedene Kopieranstalten und bestellte schließlich in Sevilla

  • gleich 1.000 Stück mitsamt von mir entworfenem und dort gleich aufgeklebtem Etikett inklusive ordentlicher Plastikbox zu 795,24 Euro inklusive Transportkosten und Mehrwertsteuer,
  • sowie auch 1.000 Stück des vierseitigen passenden Booklets bei unserer Stammdruckerei ums Eck auf edlem chamoisfarbenen Kunstdruckpapier zu 200 Euro.

Wenn schon denn schon, das sollte ja nicht selbst gebastelt aussehen! 1.000 Stück natürlich, weil dann das einzelne Hörbuch viel billiger kommt als bei 500 Exemplaren.

 

2 Seiten des Booklet

2 Seiten des Booklet (Bild: Gabriele Hefele)

Fazit

Das war mit knapp 2.000 Euro die teuerste Eigenproduktion meines Lebens! Zum Glück sah mein Mann hier die Möglichkeit eines sinnvollen Weihnachtsgeschenkes für mich durch Sponsoring dieses Abenteuers. Finde ich allemal schöner als so ein Winz-Schmuckstück, das man so schnell verlieren kann. Meine vier Riesenkartons mit den restlichen CDs kann man nicht so schnell übersehen und verlegen.

Ich sitze nämlich immer noch auf 830 CDs. Trotz durchgehend positiver Reaktionen und Rezensionen. Erst später sagte mir jemand, dass eigentlich 3.000 verkaufte Hörbücher schon zu den großen Bestsellern zählen. Für die bisher unter die Leute gebrachten Hörbücher hätte meine private Nudelei mit dem CD-Brenner also vollends genügt, eigene Farbkopien des Booklets auch, ehrlich gesagt. Bei meinen Lesungen kommt auf drei verkaufte Bücher höchstens eine CD. Inzwischen gebe ich sie anstelle für 7,95 für 5 Euro ab oder bei drei gekauften Büchern von mir obendrein als Gratis-Zugabe.

Immer noch höre ich von älteren Leuten: "Ich habe doch kein Gerät dafür". Die sind dann sehr erstaunt, wenn ich Ihnen erzähle, sie können sie auch im Computer abspielen oder in ihrem Auto! An den spanischen Tourismusverband kann ich sie auch nicht loswerden für deren Auftritt auf der Internationalen Tourismusbörse in Berlin, weil da die böse Story "K wie Korruption" darauf ist und die Spanier überhaupt keine Kritik vertragen, auch keine Ironie, musste ich feststellen.

So bleibt mir nur eines: Das Hörbuch, auf dessen Qualität ich nach wie vor stolz bin, eignet sich als Mitbringsel bei Einladungen und natürlich als Weihnachtsgeschenk und wird mit entsprechendem Aufkleber jetzt ungeniert und großzügig als Werbe-Weihnachtsgabe an die Kunden unserer Firma "Equideas"  verteilt.

 

Hörbuchpremiere

- zum beginnenden Weihnachtsgeschäft 2008 (Bild: Christine Göbel)

Arlequina, am 25.10.2012
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Bildquelle:
W. Zeckai (Wie macht man eine Lesung erfolgreich?)

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