Video-Überwachung hat viele Seiten:

Natürlich gibt es auch die legitimen Interessen von Firmen oder Grundbesitzern, diese vor fremden Zugriff zu sichern. Hier können Videokameras aktiv und passiv unterstützen.:

Aktiv, wenn sie entsprechend jemanden alarmieren können und passiv, um nach einer Tat den Täter zu identifizieren. Auch darf man die abschreckende Wirkung vor allem bei Gelegenheitstätern nicht unterschätzen.

Diese Einsatzmöglichkeiten definieren aber auch entsprechend unterschiedliche Anforderungen an die Kamerasysteme. Nicht jede Kamera ist für jeden Einsatz gleich gut geeignet. Um die Extreme zu benennen, bräuchte man zur Abschreckung nur eine gut gemachte Attrappe für 20-30€ während einen automatisch arbeitendes Videosystem, dass verhältnismäßig sicher Fehlalarme ausschließen kann und auch bei schlechter Beleuchtung noch auswertbare Bilder liefert, durchaus mehrere hundert bis mehrere tausend Euro kosten kann.

Wikipedia zu Videoüberwachung:

Videoüberwachung ist die Beobachtung von Orten durch optisch-elektronische Einrichtungen, optischen Raumüberwachungsanlagen. Häufig steht diese Form der Überwachung in Verbindung mit der Aufzeichnung und Analyse der gewonnenen... (mehr auf Wikipedia)

Checkliste zum Kauf einer Video-Überwachungskamera bzw. Anlage

Folgende Fragen müssen Sie vorher für sich beantworten:

  1. Wie viele Kameras benötige ich für mein Projekt?
  2. Wie viele Kameras davon werden draußen eingesetzt?
  3. Möchte ich aktiv überwachen oder passiv Beweise sichern?
  4. Benötige ich einen Fernzugang, z.B. per Smartphone über das Internet?
  5. Habe ich an den Kamera-Standorten eine Spannungsversorgung und/oder Netzwerkzugang liegen?
  6. Benötige ich Aufzeichnungsmöglichkeiten und für welchen Zeitraum?
  7. Habe ich einen PC als Aufzeichnungsserver zur Verfügung?

Zu 1: Anzahl der Kameras

Die Anzahl der Kameras, die im Projekt eingesetzt werden sollen, bestimmt in gewisser Weise die Grundtechnologie, die eingesetzt werden kann. Für eine CCTV-Kamera-Lösung benötigt man für jede Kamera einen Video-Eingang am entsprechenden Aufzeichnungs- bzw. Wiedergabegerät. Mit jedem Port steigt hier die Komplexität und letztlich auch der Preis.

Bei einer IP-TV-Lösung mit netzwerkbasierten Kameras hingegen benötigt man am Aufzeichnungsgerät theoretisch nur einen Netzwerk-Port unabhängig von der Anzahl der eingesetzten Kameras. Das stimmt jedoch nur in einem gewissen Grad, da jede Kamera eine gewisse Bandbreite belegt. Sobald die verfügbare Bandbreite auf dem Netzwerkanschluß überschritten wirt, beginnen hier die Probleme. Das Problem hier setzt sogar oft früher ein, wenn nicht die Bandbreite, sondern die Latenz zu groß wird. Dies kann bereits bei einer deutlich geringeren Anzahl an Kameras auftreten und ist stark von der zu Grunde liegenden Netzwerktechnik abhängig. Sollte man diese Grenzen erreichen, muss das Netzwerk in zwei oder mehr Segmente aufgeteilt werden, was die Komlexität deutlich erhöht.

Für die meisten Anwendungen zwischen einer bis etwa 16 Kameras sind aber beide Technologien gut nutzbar ohne solche Probleme zu erreichen. Auch eine Kombination der Technologien ist gut machbar.

Zu 2: Außeneinsatz der Kameras

Kameras, die ausserhalb eines Gebäudes eingesetzt werden, müssen entweder selbst wasserdicht sein oder notfalls in einem wasserdichten Gehäuse untergebracht werden.  Auch sollte die Kamera in einem breiten Temperaturbereich einsetzbar sein. Der Einsatz in einem zusätzlichem Gehäuse ist jedoch nicht empfehlenswert, da hier regelmäßig die Sichtscheibe gereinigt werden muss.

Bei dem Einsatz von Kameras innen und außen sollte erwogen werden, ob man nicht ausschließlich wetterfeste Kameras einsetzt, um einen Mischbetrieb von unterschiedlichen Geräten zu vermeiden. Alternativ bieten einige Hersteller auch gleiche Kameratechnologien in verschiedenen Gehäusen ein, so daß ein Mischbetrieb völlig problemlos ist.

Bei Netzwerkkameras muss bedacht werden, dass der Netzwerkanschluss entweder vom restlichen Netzwerk getrennt ist oder manipulationssicher verlegt ist.

Videoüberwachung: Sicherheitssteigerung oder Sicherheitswahn?

Zu 3: Aktiv oder Passiv

Die Frage, ob man aktiv von einer Bewegungserkennung oder Audioerkennung des Überwachungssystems alarmiert werden möchte, oder ob man nur die Aufzeichnungen hinterher als Beweismittel einsetzen möchte, definiert ebenfalls unterschiedliche Anforderungen.

Bei der aktiven Überwachung muss die Kamera oder der zentrale Videoserver in der Lage sein Bewegungen durch Bildänderungen zu erkennen, ohne dabei von Sonnenuntergang oder auch ggf. sich im Wind bewegenden Blättern abgelenkt zu werden. Entsprechendes gilt für Audio. Ebenfalls benötigt das System einen Kommunikationsweg zur Alarmierung. Diese können sehr unterschiedlich ausfallen und gehen vom Schalten eines Alarmkontaktes einer Alarmanlage über Versand einer Email oder SMS bis zum Anruf bei einem Sicherheitsdienst. Je nach Einsatz muss entsprechend schnell reagiert werden.

Bei aktiver Überwachung lohnt sich ggf. auch eine Pan-Tilt-Kamera, die per Fernsteuerung die Blickrichtung verändern kann.

Bei einer passiven Überwachung sind andere Schwerpunkte zu setzen. Hier muss sicher gestellt werden, dass das Bildmaterial für eine Auswertung gut genug ist. Also ist ggf. eine hochauflösende Kamera vorzuziehen. Ebenso ist eine Ausleuchtung, etwa durch den Einsatz von Infrarot-Scheinwerfern, einzuplanen. Zusätzlich sollte hier das Aufzeichnungsgerät besonders gegen die Wegnahme oder Manipulation eines Eindringlings geschützt werden.

Oft findet man aber besonders im hochpreisigen Segment Kameras und Systeme, die beide Anforderungen erfüllen.

Für den Einsatz als Babyphon wird man aber auf aktive Überwachungstechnik setzen wollen. Wenn man ein Haustier "überführen" möchte und die Frage nach "Wer von euch hat da..." beantwortet wissen möchte, der wird wohl mit einer passiven Überwachung auskommen. Hier gibt es bereits einfache Kamerasysteme, die auf eine SD-Karte aufzeichnen und nur eine Spannungsversorgung benötigen. Ein Beispiel für eine solche Kamera wäre diese hier:

Zu 4: Internet-Zugang

Um von Unterwegs nach dem Rechten zu sehen oder einer Sicherheitszentrale den Zugang zum Kamerasystem zu gewähren, benötigt man eine Möglichkeit mit der man sich per ISDN-Einwahl oder - heute eher verbreitet - per Internet mittels VPN auf das Videosystem aufschalten kann. So kann man etwa auch per Smartphone die Kamerabilder einsehen. Naturgemäß muss man aber hier mit Einbußen in der Bildqualität leben, da besonders Mobiltelefone ihrerseits mit nur schmaler bandbreite an das Internet angebunden sind. Um zu sehen, dass aktuell alles in Ordnung ist oder eine Person sich unerlaubt aufhält, reicht aber sogar diese Fernüberwachung per Mobiltelefon aus. Um eine einzelne Kamera abzurufen, reicht eine Internetanbindung eines mittleren ADSL-Anschlusses am überwachten Objekt bereits aus. Für hochauflösende Bilder oder Streaming mehrerer Kameras muss man aber auf eine hohe Upstream-Bandbreite achten. Je nach Einsatzzweck muss hier ggf. auf eine SDSL-Lösung umgestiegen werden.

Weiterführende Links:

Sicherheitstechnik und Videoüberwachung
Das Sicherheitstechnik-Blog liefert Grundlagenartikel, Begriffserklärungen und Produkttests aus der Community zu aktuell angebotenen Artikeln der Videoüberwachung und Sicherheitstechnik.

Zu 5: Anschlüsse

Bei einer IP-Kamera kann dies sehr einfach sein. Das Zauberwort heißt hier "POE" und steht für "Power over Ethernet". Mit diesem Verfahren können viele IP-Kameras über das Netzwerkkabel mit Versorgungsspannung versorgt werden. Die maximale Leitung nach Norm ist hier 15,4 Watt pro Anschluss. Zur Einspeisung der typischerweise 48V Spannungsversorgung nutzt man entweder sogenannte POE-Injektoren oder einen Switch, der diese Funktion direkt mit erfüllt. POE-Injektoren gibt es ganz simpel, diese haben zwei RJ-45-Netzwerkdosen und einen Anschluss für 240 V~, was wohl niemanden bei der Installation überfordert. Sie werden einfach in die Verbindung zwischen Netzwerk und Kamera eingeschliffen. Alternativ kann man, wenn man an der Kameraposition nur eine Sannungsversorgung hat, auf eine WiFi / WLAN-Kamera setzen. Diese lassen sich per Funknetzwerk in das Netz integrieren und benötigen so nur eine Steckdose zur Spannungsversorgung. Für kurze Einsatzzeiträume gibt es sogar akkugestützte Kameras. Bei den CCTV-Systemen steht man prinzipiell vor dem gleichen Problem. Man benötigt grundsätzlich sowohl eine Spannungsversorgung als auch eine Anbindung an das TV-Kabelnetz. Für letztere gibt es auch Funklösungen, die aber unserer Erfahrung nach entweder sehr teuer oder unzuverlässig sind oder nur wenige Meter überbrücken. Ebenfalls findet sich hier ein System, mit dem man das TV-Koaxialkabel sowohl zur Signalisierung als auch zur Spannungsversorgung nutzen kann. Diese Systeme sind auch recht preiswert.

Zu 6: Aufzeichnung

Für die Aufzeichnung der Videoströme gibt es viele Möglichkeiten. Man kann bei IPTV-Kameras auf deren oft integrierte Logik setzen. Viele dieser Netzwerkkameras benötigen nur eine Windowsfreigabe, um ihren Videostream zu speichern. Hier legen sie ihn dann als MPEG-Datei oder AVI-Datei ab, die mit den meisten Programmen direkt abzuspielen sind. Diese Art der Archivierung ist die preiswerteste, aber auch die unübersichtlichste. Außerdem muss hier oft der Administrator selbst dafür sorgen, dass alte Videodateien entfernt werden. Dies kann man auch per Script zeitgesteuert erledigen, erfordert aber etwas Aufwand. Eine weitere Möglichkeit ist der Einsatz einer Überwachungssoftware, die selbstständig die Streams abholt und zusammenführt. So kann man anhand einer Zeitleiste alle Aufzeichnungen parallel abrufen und hat nur eine Verwaltungsstelle. Eine solche Überwachungssoftware wird bei hochwertigeren Kameras oft mitgeliefert und ist einen Blick wert. Für professionellen Einsatz lohnt sich jedoch oft der Kauf einer entsprechenden Lösung. Einen Schritt weiter gehen sogenannte digitale Videorecorder oder Aufzeichnungsserver. Diese Geräte können von der Bauform einem normalen HiFi-Gerät entsprechen und bis hin zur Montage in 19-Zoll-Schränken anwachsen. Hier kommt oft auf H.264 bzw. MPEG-4 optimierte Hardware zum Einsatz. Für CCTV-Systeme empfiehlt sich dieser Weg. Für PC-Systeme gibt es zwar auch die Möglichkeit, CCTV-Anschlüsse per Steckkarte nachzurüsten. Allerdings überdauern die Videoüberwachungsanlagen oft mehrere Generationen von Betriebssystemen, was dann früher oder später ein Treiberproblem nach sich zieht.

Zu 7: Aufzeichnungsserver per PC

Wenn ich einen PC zur Verfügung habe, kann ich mit diesem bereits bei kleinen Systemen mit IPTV-kameras die Aufzeichnung wie in Punkt 6 beschrieben übernehmen. Hat man diesen PC jedoch nicht bereits zur Verfügung, will abgewogen werden, ob sich die Beschaffung eines Server-PC-Systems rentiert oder ob man nicht auf eine dedizierte Spezialhardware in Form eines digitalen Videorecorders für Überwachungskameras setzt. Bei CCTV bietet sich praktisch nur diese Lösung an. Der Vorteil der PC-Hardware liegt in der größeren Flexibilität der Hardware begründet. Hier kann ich einfach bei Bedarf eine weitere Netzwerkschnittstelle oder mehr Speicher nachrüsten. Bei einer dedizierten Hardware habe ich den Vorteil der stimmigeren Umsetzung des Gesammtpaketes.

Über den Autor dieses Artikels: Peter Dreuw

profkm, am 06.11.2011
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