Einmaliges Schiffsmuseum an der Nordseeküste
Das Sielhafenmuseum in Carolinensiel in Ostfriesland ist einmalig und bietet viel SchiffsromantikCarolinensiel, Ostfriesland, Hafen (Bild: Reinhard Hefele)
Lebendige Museumsführung
Vor allem das 18. und 19. Jahrhundert war die große Zeit von Carolinensiel und vielen anderen kleinen Häfen an der Nordseeküste, als Frachtensegler bis nach Asien und Südamerika fuhren. Carolinensiels goldene Zeit dauerte ungefähr 250 Jahre bis in die 20er Jahre des 20. Jahrhunderts. 38 Seeschiffe waren dort beheimatet, es gab drei Werften und acht Häcker, das sind Schiffsausrüstungsläden.
Dies lernt unter anderem der wissbegierige Urlauber bei einer Museumsführung im Sielhafenmuseum in Carolinensiel in Ostfriesland. Sechs ungewöhnliche fast metergroße, naturgetreue Schiffsmodelle kann man dazu bewundern. Diese wertvollen Nachbildungen von Ostindienfahrern und Heringsloggern sind heute eine der Attraktionen des Museums. Und dennoch stehen diese Modelle, die das Herz eines jeden Seebären höher schlagen lassen, im Schatten der echten alten Segelschiffe und Nachbauten vor der Tür des Gebäudes im Hafen.
Naturgetreue Schiffsmodelle
Das ist einer der Schwerpunkte des Sielhaafenmuseums: Es sind die großen Windjammer á la Gorch Fock, die hier das Bild bestimmen, sondern kleinere traditionelle Schiffstypen wie Tjalken, Mutten und KUffen, die zu den so genannten Plattbodenschiffen zählen, die nicht so einen Tiefgang mit hohem Kiel haben - wegen des Wattenmeeres, damit sie nicht stecken blieben im Schlick auch bei Niedrigwasser. Damit wurden in vergangenen Zeiten die Waren entlang der Küste transportiert wie etwa Fliesen nach Holland, Steinkohle aus England aber auch Möbel der Auswanderer nach Amerika und zurück Holz aus Südamerika nach Helgoland.
Pfingstregatta von Carolinensiel nach Wangerooge (Bild: Reinhard Hefele)
Nachbau alter Kapitänszimmer und Seemannskneipen
Eine Museumsführung sollte man unbedingt buchen. Da erfährt man so manche Anekdote um die Exponate, die zum großen Teil aus Kapitänsnachlässen stammen. So ist ein Kaufmannsladen von vor 100 Jahren nachgebaut, ebenso eine Seemannskneipe mit mechanischem Klavier.
Am beeindruckendsten aber bei diesen Darstellungen des Hafenlebens ist das Kapitänszimmer mit zartem chinesischem Teeservice, mit den berühmten friesischen Fliesenmustern und jeder Menge Andenken aus China und Japan, die die Seefahrer ihren Familien mitbrachten. Die waren die meiste Zeit des Jahres alleine zuhause und so hatten die Frauen, die den Alltag meistern und die Familie versorgen mussten, damals einen Standard an Emanzipation, wie sie sich ihn erst später wieder nach der spießigen Biedermeierzeit erobern mussten!
Wer kennt schon 1800 Seemannsknoten?
Ein weiterer großer Schwerpunkt ist das Handwerk rund um den Hafen. Eine komplette Schiffsschmiede, eine Werft und eine Segelmacherei runden die Darstellung des Sielhafenlebens ab. Das Museum ist alles andere als ein "normales" Heimatmuseum, das wird in der dahinter steckenden Museumsdidaktik klar, wie sie der Direktor Manfred Sell erläutert: "Besonders für Kinder und Jugendliche bieten wir unsere MItmachstationen an, einschließlich einer technischen Navigationsstation. Dort lernt man die einfachsten Peilmessungen, die aber notwendig zum Überleben auf See sind."
Besonders begehrt bei den Besuchern ist aber das Seilknüpfen: die sechs wichtigsten Seemannsknoten lernt man dort, 1.800 sind aber ausgestellt. Und dennoch reicht es noch nicht zum Eintrag in das Guiness-Buch der Rekorde, denn "Aschley's Buch der Knoten in England verzeichnet 3.000 Knoten aus dem Erfahrungsschatz der Seeleute! Aber auch so ist das Sielhafenmuseum in Carolinensiel einen Besuch und einen Umweg wert!
Informationen
Sielhafenmuseum der niedersächsischen Nordseeküste in Carolinensiel, Pumphusen 3 26409 Wittmund-Carolinensiel, Telefon: 04464/ 85930
Öffnungszeiten: Von Mitte März bis Anfang November und in den Weihnachtsferien täglich von 10 - 18 Uhr
Eintrittspreise: Erwachsene 7 Euro, Kinder bis 16 Jahren Eintritt frei, Familien: 10 Euro, mit Kurkarte jeweils um 0,50 Euro billiger.
Führungen (unbedingt empfehlenswert): ab 2,50 Euro/Person
Veranstaltungen: Das Carolinersieler Hafenfest im August, ein Höhepunkt der Saison, dazu werden um die 70 alte Segelschiffe, auch aus den Niederlanden zu Besuch erwartet, ein Korso der Fischkutter findet statt, und die Dorfgemeinschaft sorgt für Essen und Trinken.
Trauungen sind im Sielhafenmuseum jederzeit möglich, auch außerhalb der Saison.
Bildquelle:
Ferdi Nolzen
(Familienurlaub an der Nordsee hinterm Deich)