Elisabeth Kübler-Ross - Ein Leben für Sterbende
Die Ärztin und Sterbeforscherin Dr. Elisabeth Kübler-Ross hat entscheidend zur Enttabuisierung von Sterben und Tod beigetragen. Ihr Leben und Werk.Die Sterbeforscherin Elisabeth Kübler-Ross - Phasen des Sterbens
Wer sich heute mit dem Thema Sterben und Tod auseinandersetzt oder mit Sterbenden zu tun hat, der wird irgendwann zwangsläufig über diesen Namen stolpern. Dr. Elisabeth Kübler-Ross gilt vielen als die Begründerin der Sterbeforschung.
Dr. Elisabeth Kübler-Ross wurde Ärztin gegen den Willen der Familie
Am 08. Juli 1926 in Zürich geboren, wollte Elisabeth Kübler-Ross schon früh Ärztin werden. Gegen den Willen ihrer Familie machte sie heimlich das Abitur, studierte an der Universität Zürich Medizin und schloss das Studium 1957 mit der Promotion ab. In dieser Zeit lernte sie ihren späteren Mann Emanuel Ross kennen. Nach der Heirat wanderte sie mit ihrem Mann Emanuel 1958 in die USA aus und arbeitete an verschiedenen großen Kliniken in Denver und New York als Psychiaterin. 1965 ging sie nach Chicago und übernahm an der dortigen Universitätsklinik, dem Billings-Hospital, eine Professur. Im Jahre 1985 wiederum übernahm sie eine Professur an der Universität von Virginia. Bereits während ihrer Tätigkeit in Chicago legte sie ihren Schwerpunkt auf die Erforschung des Sterbens bzw. die damit zusammenhängenden Phasen. Dabei bezog sie die Sterbenden selbst ganz bewusst in ihre Arbeit mit ein. Für sie waren diese Menschen die eigentlichen Lehrer, von denen sie lernen wollte.
Der eigentliche Zielpunkt ihrer Forschung war es, von sterbenden Menschen zu erfahren, was im Umgang mit Sterbenden notwendig ist und was vom Tod Bedrohte von denen, die sie umgeben, erwarten. Elisabeth Kübler-Ross scheute sich nicht, mit Sterbenden ins Gespräch zu kommen und sie offen auf ihre Gefühls- und Gedankenwelt anzusprechen.
Die Veröffentlichungen der Ärztin und Sterbeforscherin
Die Ergebnisse dieser Interviews veröffentlichte sie im Jahre 1969 in dem Buch "On Death and Dying", das in Deutschland unter dem Titel "Interviews mit Sterbenden" bekannt wurde. Die in diesem Werk festgehaltenen Gespräche und die von den Patienten offen gelegten Gefühle und Gedanken werden von vielen als richtungsweisend für einen verantwortungsvollen und angemessenen Umgang unserer Gesellschaft mit dem Themenbereich Sterben und Tod angesehen. In den folgenden Jahren und Jahrzehnten schrieb Elisabeth Kübler-Ross weitere 13 Bücher, die sich mit dem Sterben des Menschen befassen. Dabei scheute sie sich auch nicht, so schwierige Themen wie AIDS oder das Sterben von Kindern zu bearbeiten.
Die fünf Phasen des Sterbens
Aus den unzähligen Gesprächen, die Elisabeth Kübler-Ross mit Betroffenen führte, erwuchs ihre Erkenntnis, dass sich der Prozess des Sterbens in verschiedenen Sterbephasen vollzieht. Insgesamt fünf verschiedene Phasen wurden von ihr herausgearbeitet:
- Nichtwahrhabenwollen und Isolierung (Denial)
- Zorn (Anger)
- Verhandlung (Bargaining)
- Depression (Depression)
- Zustimmung (Acceptence)
Diese verschiedenen, nicht an eine bestimmte Reihenfolge oder Intensität gebundenen Phasen, so Elisabeth Kübler-Ross, werden von jedem Sterbenden durchlaufen, wobei viele Patienten in der Phase der Depression besonders lange verweilen. Sie beschreibt diese Phasen als unbewusste Strategie zur Bewältigung extremer Situationen bzw. als eine geistige Verarbeitung des bevorstehenden, unausweichlichen Verlustes. Interessanterweise bemerkte Elisabeth Kübler-Ross diese Phasen nicht nur beim Sterbenden selbst, sondern auch bei nahen Angehörigen.
Auszeichnungen für und Kritik an Dr. Elisabeth Kübler-Ross
Durch ihr Engagement hat sich Elisabeth Kübler-Ross in der Welt der Medizin einen Namen gemacht. Das ist unter anderem an den 23 Ehrendoktorwürden, die ihr von verschiedenen Universitäten verliehen wurden, abzulesen. Außerdem wurde sie mit insgesamt 70 internationalen Preisen ausgezeichnet. 1999 wurde sie vom Time-Magazin zu den 100 bedeutendsten Wissenschaftlern und Denkern des 20. Jahrhunderts gezählt. Ihr ist es auch zu verdanken, dass die USA heute über eine Vielzahl von Hospizen verfügt, in denen Menschen würdevoll und vor allem nicht einsam sterben können.
Dennoch, es gab auch Kritiker ihrer Arbeit. Vor allem in späteren Werken soll sie sich verstärkt der Esoterik genähert haben. Ihre Veröffentlichungen über Nahtoderfahrungen, sowie ihre Äußerungen, dass Reinkarnation und ein Leben nach dem Tod bewiesen werden könnten, sahen viele als eine leichtfertige Verharmlosung des Todes an. Selbst spiritistische Sitzungen wurde ihr nachgesagt.
Dr. Elisabeth Kübler selbst starb so, wie sie es für andere nicht wollte
Nach mehreren Schlaganfällen im Jahr 1995, die sie an den Rollstuhl fesselten, lebte Elisabeth Kübler-Ross bis zu ihrem Tod am 24. August 2004 nicht in einem Hospiz, sondern sehr zurückgezogen auf ihrem Anwesen in Arizona. Für sich selbst lehnte sie eine Begleitung, wie sie sie anderen Menschen zuteil werden ließ, ab. Ihr Leben für Sterbende hat sie wohl auf das eigene Sterben vorbereitet.
Bildquelle:
Droemer-Verlag
("Wunder muss man selber machen" von Sina Trinkwalder - mehr als ein...)