Entzündungen und Entzündungsreaktionen
Entzündliche Prozesse zählen zu den häufigsten Krankheitsbildern. Erstaunlicherweise ist kaum bekannt, welche Mechanismen den unterschiedlichen Entzündungsreaktionen zu Grunde liegen.Entzündliche Hautveränderungen durch intensive Sonneneinstrahlung (Bild: Dorothea Jacob / pixelio.de)
Halsentzündungen zählen zu den häufigsten inflammatorischen Krankheitsbildern (Bild: Beßler/Havlena / pixelio.de)
Symptome örtlich begrenzter und allgemeiner Entzündungen
Bei lokalen Entzündungsprozessen werden bestimmte Zell- oder Gewebetypen geschädigt. Sichtbar werden diese Entzündungsreaktionen stets durch Rötungen und Schwellungen der Haut, Hitze- und Schmerzempfinden sowie durch Funktionsstörungen (zum Beispiel eingeschränkte Beweglichkeit bei Gelenkentzündungen).
Wesentlich unangenehmer sind allgemeine Entzündungsreaktionen, die den ganzen Organismus betreffen. In diesem Fall reagiert das Immunsystem wie die Feuerwehr bei einem Großbrand: es werden alle verfügbaren Kräfte für die Bekämpfung mobilisiert. Da eine Immunreaktion viel Energie verbraucht, fährt der Organismus seinen Stoffwechsel hoch. Die dabei produzierte "Verbrennungswärme" wird als Fieber wahrgenommen. Gleichzeitig fühlt sich der Patient matt und krank.
Verlauf einer allgemeinen Entzündungsreaktion
Im Gegensatz zur lokalen Entzündung verlaufen allgemeine Entzündungsreaktionen in unterschiedlicher Weise:
- Zu einer Anschwellung kommt es, wenn die vom Immunsystem gebildeten Proteine und Immunzellen zusammen mit Flüssigkeit aus den Blutgefäßen in das entzündete Gewebe austreten (exsudative Entzündung)
- knötchenartige Entzündungsherde entstehen, wenn die Zellen begrenzte Ansammlungen bilden (granulierende Entzündung)
- Vermehren sich die Zellen einer granulierenden Entzündung weiter, bilden sie gewebeartige Wucherungen oder Abszesse (proliferative Entzündung)
- Je nach Art des auslösenden Reizes kann die Entzündung vollständig abklingen oder mehrmals auftreten (chronische Entzündung)
Das Immunabwehrsystem des Körpers
Unser Körper ist eine mehrfach gesicherte Festung, die sich ununterbrochen den Attacken schädlicher Umwelteinflüsse (Mikroorganismen, Allergene, Gifte, Strahlung) erwehren muss. Hierfür benötigt er einen tief gestaffelten Sperrgürtel sowie ein funktionstüchtiges Abwehrsystem:
- Der äußerste Vorposten, das "Vorwerk", ist unsere Haut. Sie stellt eine durch einen Säureschutzmantel verstärkte mechanische Barriere dar, die das Eindringen von Keimen erschwert
- Die Schleimhäute stellen als "Wassergräben" die zweite Verteidigungslinie dar. Schleim, Speichel und Tränenflüssigkeit enthalten antibakteriell wirksame Substanzen. Die zahllosen, synchron schlagenden Härchen des Flimmerepithels wirken wie ein Besen, der den eingedrungenen Unrat hinausbefördert
- Während die mit der Nahrung aufgenommenen Erreger im Magen durch Salzsäure zersetzt werden, wehrt sich die Scheide durch ein alkalisches Milieu gegen unerwünschte Eindringlinge.
- In die Harnröhre - also gewissermaßen durch die "Kanalisation" - eingedrungene Bakterien werden durch den Urin hinaus gespült
Dennoch kann es einigen Mikroorganismen gelingen, sich in das Innere des Körpers zu stehlen, wo sie ein wahres Schlaraffenland aus Wärme, Feuchtigkeit und Nahrung vorfinden. Dann tritt das innere Verteidigungssystem in Aktion.
Das Immunsystem und seine Komponenten
Das Immunsystem ist ein kompliziertes Netzwerk aus verschiedenen Organen und Geweben. Zu ihnen zählen Thymus, Milz, Lymphknoten, Mandeln und Knochenmark. Sie können allein oder gemeinsam aktiv werden. Eine besondere Aufgabe kommt den weißen Blutkörperchen (Leukozyten) zu. Sie sind in Wahrheit Blutzellen, die keinen roten Farbstoff enthalten. Sie bilden eine umfangreiche Familie und besitzen erstaunliche Fähigkeiten:
- Monozyten sind die Vorläufer der großen Fresszellen (Makrophagen)
- Makrophagen bewegen sich wie Amöben fort, machen Jagd auf fremde Mikroorganismen ("Antigene") und fressen diese auf
- Antigenpräsentierende Zellen zeigen die Art der Antigene an und setzen die Immunantwort in Gang
- Drei Typen von Granulozyten sind zuständig für die Parasitenabwehr; sie fressen ebenfalls Bakterien, Pilze und Viren
- Plasmazellen produzieren Antikörper; sie entstehen aus den B-Lymphozyten; B-Gedächtniszellen erkennen ein Antigen selbst nach längerer Zeit wieder; dies verkürzt die Reaktionskette bei einer erneuten Infektion
- T-Zellen aktivieren unter anderem Plasma- und Killerzellen, erkennen Antigene auf den antigenpräsentierenden Zellen, vernichten Viren und Tumorzellen und besitzen ebenfalls ein "Antigengedächtnis"
- Killerzellen attackieren von Viren infizierte Zellen und Krebszellen und schalten diese aus
Primäre und sekundäre lymphatische Organe
Sämtliche Immunzellen sind Abkömmlinge von Stammzellen, die im Knochenmark lokalisiert sind. Einige von ihnen reifen dort zu B-Zellen heran. Die Reifung von T-Zellen findet hingegen im Thymus statt. Knochenmark und Thymus bezeichnet man deshalb als primäre lymphatische Organe. In den sekundären lymphatischen Organen wie Lymphknoten, Mandeln und Milz werden die reifen Immunzellen aktiviert.
Spezifische und unspezifische Immunabwehr
Für die Immunabwehr stehen unterschiedliche Strategien zur Verfügung:
die angeborene, unspezifische Immunabwehr richtet sich wahllos gegen alle körperfremden Eindringlinge. Gelingt es ihr nicht, alle Erreger auszuschalten, wird die spezifische Abwehrstrategie aktiviert. Sie ist nicht angeboren, sondern muss erst durch den Kontakt mit bestimmten Antigenen erworben werden. Diese können im Fall einer zweiten Infektion wiedererkannt werden. Diesen Mechanismus macht man sich bei der Schutzimpfung zu Nutze.
- Die spezifische humorale Abwehrstrategie sieht die massenhafte Produktion von Antikörpern durch die B-Lymphozyten vor. Im Fall einer Infektion werden die aktivierten B-Lymphozyten aus dem Blutkreislauf ausgeschleust. Kommen sie mit dem Antigen in Kontakt, wandeln sie sich in Plasmazellen um, die sich rasch durch Zellteilung vermehren und große Mengen Antikörper produzieren. Einige von ihnen bleiben später als "Wachposten" (B-Gedächtniszellen) zurück.
- Die spezifische zelluläre Abwehr wird von den T-Lymphozyten getragen. Sie stellen die letzte Reserve dar, wenn es auch die humorale Abwehr nicht schafft, der Erreger Herr zu werden. Kommen die T-Lymphozyten in einem komplizierten Prozess mit antigenpräsentierenden Zellen in Kontakt, vermehren sie sich schnell und bilden unterschiedliche Typen von T-Zellen, die spezielle Abwehraufgaben erfüllen.
Immunschwäche
Bei massiven Antigenangriffen muss das Abwehrsystem medikamentös unterstützt werden. Bei AIDS-Patienten ist das Immunsystem so sehr geschwächt, dass selbst harmlose Infektionen zum Tode führen.
Bitte beachten Sie, dass dieser Artikel generell fachlichen Rat - zum Beispiel durch einen Arzt - nicht ersetzen kann.
Entzündung am Auge (Gerstenkorn) (Bild: public domain)
Flächige Entzündungsreaktionen der Haut bei Schuppenflechte (Bild: public domain)