Erfahrungen mit Help Exchange (HelpX)
Help Exchange (Austausch von Hilfe) ist eine internationale Online-Community, die Helfern und Gastgebern im Idealfall weiter hilft.Wie funktioniert HelpX?
Interessierte Mitarbeiter (Helpers) lassen sich auf www.helpX.net registrieren, genauso wie interessierte Gastgeber (Hosts). Die Mitarbeit funktioniert ohne Geldaustausch, denn der zugrunde liegende Gedanke ist es, geeignete Helfer zu akzeptieren, die im Austausch für 4 Stunden tägliche Mitarbeit (bei einem freien Tag pro Woche) freie Unterkunft und freie Mahlzeiten bekommen. Die Gastgeber beschreiben genau, wofür sie Mithilfe benötigen und die potentiellen Helfer suchen sich für sie interessante Angebote aus und kontaktieren den Gastgeber per email. Der wiederum kann sich das im Internet hinterlegte Profil des Helfers anschauen, entweder mit einer Selbstbeschreibung versehen oder mit Bewertungen von anderen, bisherigen Mitarbeiterstellen. Umgekehrt können Helfer übrigens Bewertungen über die Gastgeber abgegeben. Am Profil und an den Bewertungen können sich beide Seiten orientieren und entscheiden, ob eine Mitarbeitersituation passend erscheint. Sowohl Helfer als auch Gastgeber müssen sich bei www.helpX.net registrieren und einloggen um die eingetragenen Profile lesen zu können. Die Gastgeber können ihren account updaten, werden daraufhin in der Reihenfolge der Mithilfe-Angebote nach oben geschoben und erhalten so mehr Mithelfer-Bewerbungen. Jemand, der dringend Mitarbeiter sucht, kann nach Einloggen in das Portal einsehen, welche Helfer sich gerade in seinem Land befinden oder beabsichtigen in Kürze dorthin zu reisen und kann einen potentiellen Mitarbeiter persönlich kontaktieren. Die Helfer bezahlen eine kleine Gebühr für die Online-Registrierung, für die Gastgeber entstehen keine Kosten.
Auszug aus der Website von HelpX:
HelpX ist eine weltweite Online-Auflistung von Hosts (Gastgebern) mit biologischen oder nicht biologischen Bauernhöfen, Häusern, Frühstückspensionen, Lodges, Hostels und sogar Segelbooten, die freiwillige Helfer einladen für kürzere Aufenthalte mitzuhelfen im Austausch für kostenlose Mahlzeiten und freie Unterkunft. Dafür sollen grundlegend 4 Arbeitsstunden täglich verabredet werden. Diese Absprache kann variieren. An manchen Orten kann es beispielsweise sein, dass lediglich 2 tägliche Stunden Mitarbeit verlangt werden und nur freie Unterkunft angeboten wird ohne kostenlose Mahlzeiten. Oder es wird mehr Mitarbeit eingefordert und dafür ein ganzer Tag freigegeben. Helfer leben oft mit der Gastgeberfamilie zusammen und es wird erwartet, dass sie bei alltäglichen Arbeiten unaufgefordert zu Hand gehen.
Unsere Erfahrung als Gastgeber (Hosts) von HelpX
Auf unserer kleinen Farm im Algarve mit einer mediterranen Freiland-Baumschule lassen wir seit einigen Jahren wochenweise HelpXer mithelfen. Die grundlegende Regel heißt: stundenweise Mitarbeit gegen Kost und Logis, bis zu vier Stunden Mitarbeit täglich. Wie dieser vorgegebene Rahmen ausgefüllt wird, ist unterschiedlich. Sowohl die Helfer, als auch die Gastgeber werden im Laufe der Zeit sicherlich unterschiedliche Erfahrungen machen. Uns erscheint es fair, eine tägliche Mitarbeit von drei bis vier Stunden einzufordern, vorzugsweise zwischen Frühstück und Mittagessen, damit der Nachmittag für den Helfer Freizeit ist. Erledigt wird alles, was ansteht, von Pflanzen pflegen bis Hühner füttern oder mit den Hunden Gassi gehen oder Bäume fällen und verarbeiten. Anfangs gingen wir davon aus, dass sich nur Helfer bewerben, die sich für unseren Ort und die von uns im Profil beschriebene Arbeit als geeignet empfinden. Das muss aber nicht so sein und manch ein Helfer dreht seine Informationen so, dass sie passend erscheinen. Im Laufe der Zeit und mit etwas Erfahrung haben wir ein Gespür dafür entwickelt, welcher Helfer gut passen könnte und geben beim Erstkontakt per email genau an, wie wir uns ein zeitweises Zusammenleben vorstellen können. Positiv für Gastgeber ist bei HelpX, dass man neue Menschen und Kulturen kennenlernen und Erfahrungen austauschen kann und im besten Fall begeisterungsfähige Mitarbeiter hat. Man sollte sich dafür aber nur interessieren, wenn man sich mit anderen Menschen auseinandersetzen will, flexibel bleibt kann und nicht erwartet, jedesmal den perfekten Mithelfer zu finden. Positiv für freiwillige Helfer ist die Möglichkeit, die Welt zu bereisen ohne viel Geld ausgeben zu müssen, Einblicke in fremde Lebensweisen vor Ort zu bekommen, neue Freunde zu finden und sich erweiterte Kenntnisse in verschiedenen Arbeitsbereichen anzueignen.
Praktische Tipps für HelpX-Gastgeber (Hosts)
Ist ein Helfer Vegetarier oder Veganer, ist es selbstverständlich nicht gut, nur einen Braten ohne Beilagen zum Mittagessen zu servieren. Diese Info sollte man aus einem Profil vorab entnehmen können, um die Wahl zu haben sich für oder gegen einen vegetarisch/veganen Helfer zu entscheiden. Wir persönlich bieten Kurzzeit-Aufenthalte an mit Verlängerungsmöglichkeit, wenn alles gut passt. Das ist einerseits anstrengend, weil neue Helfer erst eingelernt werden müssen, lässt aber die Möglichkeit offen, sich im Zweifelsfall bald wieder zu verabschieden.
Ein guter Host sollte eine genaue Vorstellung davon haben, welche Arbeit und wie viel davon er erledigt haben möchte. Diese Vorstellung sollte so detailliert sein, dass er sich nicht vom Gegenteil überzeugen lässt. Manche Helfer ihrerseits haben nämlich auch eine konkrete Vorstellung davon, wie eine Arbeit besser gemacht werden sollte. Also klare Ansagen und Durchsetzungsvermögen sind nützlich. Manchmal auch gute Nerven und die Fähigkeit, Menschen so zu nehmen, wie sie sind und mit ihnen freundlich umzugehen, ohne beleidigt zu sein, wenn ein Mithelfer nichts von der eigenen Lebensweise nachvollziehen kann (obwohl er sich ja eigentlich gerade deswegen für diesen Ort beworben hat). Im besten Fall läuft alles zur vollkommenen Zufriedenheit beider Parteien, Gastgeber und Helfer sind sich sympathisch, werden sogar Freunde, verbringen gern Zeit miteinander (und nicht nur Arbeitszeit) und die Helfer fühlen sich wohl an dem Ort, den sie sich ausgesucht haben. Oder der Helfer ist offen für neue Eindrücke und Lernerfahrungen, arbeitet gern seine abgesprochenen Stunden mit, vielleicht auch gern allein, hält sich aber an Anweisungen und Absprachen und ist ansonsten selbstständig in seiner Freizeit, z.B. mit einem Fahrrad des Hauses unterwegs. Dann ist auch das eine Win-Win-Situation, sowohl für Gastgeber als auch für Mithelfer. Schwieriger wird es, wenn der Helfer sich als ungeeignet herausstellt, aber bemüht und freundlich ist und gern längere Zeit bleiben will, weil er sich selbst als sehr nützlich einschätzt. Hier ist Diplomatie gefragt, entweder um seine Arbeitseinstellung zu ändern oder ihn zur vorzeitigen Abreise zu bewegen. Leichter ist das, wenn der Helfer von vornherein so gut wie keine Motivation zur Mithilfe zeigt oder sich nicht an Absprachen hält. Dann sollte ein Machtwort gesprochen und der Helfer weitergeschickt werden zu einem anderen Standort.
Ein Interview mit zwei Helfern: HelpX aus der Sicht von Helfern
Jasmin, 27 Jahre und Eyal, 29 Jahre sind ein junges amerikanisch/israelisches Ehepaar und helfen aktuell auf unserer Farm und in unserer Baumschule mit. Sie sind bereit ihre Erfahrungen mit HelpX zu teilen.
Warum habt Ihr Euch für HelpX entschieden?
Wir wollten eine lange Reise durch Europa unternehmen ohne viele Geld auszugeben (nur die jeweilige Anreise muss selbst bezahlt werden) und dabei mehr regionale Einblicke in das Leben und den Lebensstil von Bewohnern der jeweiligen Länder gewinnen, als das für einen Touristen normalerweise möglich ist. Außerdem wollen wir Ideen sammeln für unser eigenes zukünftiges Leben und die Art, wie wir leben wollen. Dadurch, dass wir an verschiedenen Orten und verschiedenen Lebensmodellen mithelfen mit unterschiedlichen Arbeitsaufgaben, können wir auch unsere eigenen Kenntnisse verbessern, beispielsweise im Gartenanbau oder bei der Instandhaltung von Häusern. Und wir mögen es, eine Reise mit Arbeit zu verbinden, denn als Tourist beschäftigt man sich doch mehr mit Sightseeing und privaten Unterhaltungen. Als Helfer einige Zeit an einem Ort mitzuarbeiten, bietet viel mehr die Möglichkeit, ein tieferes Verständnis für das alltägliche Leben in einem fremden Land zu bekommen.
Was findet Ihr gut an HelpX?
HelpX ist für Helfer preiswert, es ist nur eine einmalige, geringe Gebühr zu bezahlen, um sich aus der Vielzahl von Angeboten passende herauszusuchen-im Gegensatz zu Woofing (www.wwoof.net), dort muss eine Gebühr bezahlt werden für jedes neue Land, in dem man Angebote heraussuchen möchte. Und ich im Gegensatz zu Woofing ist HelpX nicht auf organischen Landwirtschaftsanbau beschränkt. Bei HelpX gibt es ein breites Angebot von verschiedenen Mithilfemöglichkeiten: in Privathäusern, auf Farmen, auf Booten, in Hostels, um nur einige davon zu nennen.
Welche Erfahrungen habt Ihr in diesem ersten Jahr mit HelpX gemacht?
Wir haben positive und weniger positive Erfahrungen gemacht. Anfangs mussten wir zu viele Stunden täglich mitarbeiten und hatten noch keine Ahnung, wie viel Stunden tägliche Mitarbeit angebracht sein sollten. Toll finden wir es, wenn die Hosts selbst mitarbeiten und uns praktische Kenntnisse über die Arbeit vermitteln. Wir wurden auf verschiedene Weise untergebracht, von Caravan bis zu einem Appartement. Mahlzeiten wurden bis jetzt immer gemeinsam mit den Gastgebern und anderen Helfern, die manchmal auch noch vor Ort waren, eingenommen und wir sind bis jetzt immer satt geworden. Oft bekamen wir die Gelegenheit selbst Gerichte aus unserer Heimat zu kochen, was uns immer viel Spaß macht. Und wir haben viele interessante Menschen getroffen, von denen viele unsere Freunde wurden. Unglaublicherweise haben wir sogar andere Helfer getroffen, die bereits 70 Jahre alt sind und immer noch flexibel und neugierig genug sind, um mit HelpX auf Reisen zu gehen.
Was würdet Ihr anderen Helfern raten?
Jeder Helfer sollte sich im Klaren darüber sein, an welchen Ort und mit welcher Arbeit er mithelfen möchte. Manche Helferangebote befinden sich mitten in einer Stadt und andere sehr isoliert gelegen in den Bergen eines Landes. Es ist also ein Unterschied, ob jemand mitten im Trubel oder in der Einsamkeit leben möchte, zusammen mit vielen anderen Menschen oder nur mit ein oder zwei. Danach sollten die Profile der Helferangebote ausgewählt werden. Gute Profile bieten relevante Informationen über die Art der Arbeit, darüber, was erwartet wird und persönliche Aussagen über die Leute, die das Helferangebot machen, am besten noch mit Fotos. Wichtig sind auch die Bewertungen von vorherigen Helfern für den jeweiligen Standort. Wenn man selbst eine Anfrage stellt, sollte auch diese individuell gehalten sein mit relevanten Informationen über einen selbst. Im Zweifelsfall fragen, was genau erwartet wird und wie viel Stunden Mitarbeit täglich. Und noch ein Tipp: die Reise flexibel gestalten, so ist es möglich, an schönen Orten länger zu bleiben oder vorzeitig abzureisen, wenn der Ort nicht so passt und vor allen Dingen den Mut haben im Zweifelsfall vorzeitig abzubrechen, wenn ein klärendes Gespräch nichts hilft oder die Umstände einem einfach nicht zusagen. Es ist wichtig, sich auf sein eigenes Gefühl zu verlassen und zu spüren, ob die zwischenmenschliche Energie stimmt.
Das Buch zu unserer Farm |
Bildquelle:
Sabine Kranich
(Original russisches Rezept für Borschtsch vegetarisch)