Was hat das Dschungelbuch mit Kindern und ihrem erfolgreichen Start ins Leben zu tun?

Der Inhalt des Dschungelbuchs:

Erzählt wird die Geschichte des Findelkindes Mogli aus der Sicht des Panthers Baghira, der das "Menschenjunge" im Dschungel findet und bei einer Wolfsfamilie unterbringt. Nachdem Mogli zehn Jahre glücklich im Dschungel aufgewachsen ist, droht ihm durch den Tiger Shir Khan Gefahr. Anstatt die Gefahren des Dschungels zu umgehen, handelt Mogli lösungsorientiert und trifft den gemütlichen, unbekümmerten und naiven Bären Balu. Dieser "adoptiert" den sorglosen Mogli und wird sein Lehrer im Fach Gemütlichkeit.

Balu & Du deutschlandweit

Das Gesamtkonzept

Professor Dr. Armin Falk, Verhaltensökonom und Professor für Volkswirtschaftslehre an der Universität Bonn, macht darauf aufmerksam, dass unsere Persönlichkeitsentwicklung auf Erfahrungen in der Jugend basiert. In dem Projekt Balu & Du sieht er einen gesellschaftspolitischen Ansatzpunkt zur Förderung durch die Bereitstellung sozialer Vorbilder. Balu & Du mit seinem in Deutschland etablierten Mentoring-Programm sieht er als idealen Kooperationspartner zum Gemeinwohl und zum Abbau von Ungleichheiten bei Kindern an. Durch die Unterstützung von Programmen wie Balu & Du werde mit einem vergleichsweise geringen Aufwand ein grundlegender Beitrag zum Gemeinwohl geleistet.

…und in Mönchengladbach

 Im Projekt Balu & Du der Stadt Mönchengladbach und des Mentoringprogramms kooperieren die Gesamtschule Espenstraße mit den Familiengrundschulzentren GGS Erich Kästner und GGS Waisenhausstraße. Jugendliche der Gesamtschule Espenstraße übernehmen für ein Jahr eine Art Patenschaft für Kinder der Familiengrundschulzentren Erich-Kästner und Waisenhausstraße. Das Ziel ist es, Kindern im Alltag zu helfen, besser zurechtzukommen und dadurch bessere Chancen auf ein erfolgreiches Leben zu haben. Idealerweise können die Betroffenen dies bei gemeinsamen Aktivitäten mit ihrem Tandempartner erreichen. Im Projekt begleiten die helfenden Jugendlichen, Balus genannt, ein Jahr lang ein Grundschulkind, ein sogenanntes Mogli, auf seinem Lebensweg.

Wie wird man zum Balu?

Damit das Projekt Balu & Du auf stabilen Beinen stehen kann, werden Jugendliche der Oberstufe an der Espenstraße, die teilweise ehemals Schüler:innen der GGS Waisenhausstraße sind, auf ihre Rolle als Paten für Kinder der beiden Grundschulen vorbereitet.

Balu & du Team in MönchengladbachEnde Dezember 2024 trafen sich die Eltern der zukünftigen Mogli-Kinder und Jugendliche, die 10 Schüler:innen-Tandems gebildet hatten, unter der Anleitung von Rebecca Meuter (Gesamtschule Espenstraße), Claudia Kirsch (Koordinatorin am Familiengrundschulzentrum Waisenhausstraße) und Lucia Bäumer (Koordinatorin am Familiengrundschulzentrum Erich-Kästner), erstmals auf dem städtischen Abenteuerspielplatz in Bonnenbroich.

(Copyright: Foto: Stadt Mönchengladbach)

Erfahrungen mit Balu & Du nach 20 Jahren

Wie das bundesweite Netzwerk nach mehr als 20 Jahren Erfahrung wissenschaftlich nachweisen kann, entwickeln sich im Jahr der intensiven Zusammenarbeit sowohl die Moglis als auch die Balus beim Projekt als Paten weiter. Birgit Vogt, Oberstufenleiterin der Gesamtschule Espenstraße, ist vom Erfolg des Programms überzeugt: "Für unsere Schülerschaft ist Balu & Du ein tolles Projekt, das mit großer Begeisterung und Ernsthaftigkeit angenommen wird. Viele unserer Schüler:innen hatten es am Anfang ihrer Schullaufbahn nicht leicht. Für sie ist es eine großartige Erfahrung, Kinder mit ähnlichen Herausforderungen zu unterstützen und Vorbild für sie zu sein." Lisa Radtke begleitet seitens des Kölner Mentoringvereins diese Patenschaft. Während des Jahres als "Balu" gibt es eine engmaschige Betreuung der Jugendlichen mit wöchentlichen Kurstreffen und einem monatlich stattfindenden Mogli-Talk.

Das Projekt Balu & du stellt sich vor

Was sagen ehemalige Schüler:innen?

Einige Erwachsene, die ehemals die evangelischen und katholischen Volksschulen an der Dohlerstraße besuchten, begrüßen das Projekt von Herzen. Sie erinnern sich unliebsam an Zeiten, in denen schon der Schulweg für viele zum Martyrium wurde. Teilweise wurden Kinder wegen ihrer Herkunft, körperlicher Einschränkungen ihrer Eltern, ihrer scheinbar anderen Hautfarbe, der Religionszugehörigkeit, der Ungewöhnlichkeit ihres Namens, einer eigenen körperlichen Einschränkung, ihrer Bildung, ihrer ungewöhnlichen Geburtszeit, als Werkzeug ihrer Eltern oder einfach nur so bis zur Körperverletzung drangsaliert. Diese Erlebnisse wurden, nach Erkenntnis der Autorin, öffentlich weder anerkannt noch in Zusammenarbeit der Betroffenen geheilt. Die Ehemaligen begrüßen die Vorsorge für jetzige Kinder, besonders aus Bonnenbroich und Geneicken, die wenig über das frühere Leben der Schüler:innen in ihren Stadtteilen wissen.

Beispielsweise wurden im Jahr 1956 über 40 Kinder in der evangelischen Volksschule an der Dohlerstraße in einer Klasse eingeschult. Vermutlich war die Anzahl der katholischen Schüler, ein Stück Richtung der damaligen Stadtgrenze zum Hardterbroich, noch einmal so hoch. Bedauerlicherweise wurde in den Jahren nach 1956 wenig Wert auf eine Zusammenarbeit von Eltern, Lehrern, Kindern und Schulbehörden gelegt, um Missstände aufzuzeigen und zu beseitigen. Die damalige Kindererziehung berücksichtigte die Befindlichkeiten von Kindern, einige Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg, wenig. Ihnen wurde selten geglaubt und ihre Eltern standen den Behörden gegenüber zeitweise hilflos da. Von den späteren Erwachsenen wurde bei privaten Zusammenkünften und Klassentreffen eine ungenügende Kommunikation und Information damals angemahnt. Wie viele Ehemalige feststellten, wussten sie bis zum Erwachsenenalter nicht, wo einige ihrer Schulkameraden nach dem ersten oder bis zum vierten Schuljahr verschwunden waren. Oder wer kann sich erinnern, wer Gloria oder Marlies waren? Wo blieb der ehemalige Schulrektor? Warum wurde das von Lehrer Jacobs eingeführte Programm der Entspannung im Unterricht durch Gymnastik nicht weiter verfolgt?

Die Aufarbeitung dieser Befindlichkeiten und die Schlussfolgerung, dass man Kindern einen bestmöglichen Start ins Leben geben sollte, führte offensichtlich zum Projekt Balu & Du. Danke dafür.

Autor seit 12 Jahren
318 Seiten
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