Die Betrugskriminalität steigt stetig an

In Hamburg stieg die Zahl der angezeigten Taten 2019 gegenüber dem Vorjahr um 1.000 auf 3.278 Fälle, in Schleswig-Holstein um fast 1.000 auf 2.476 Fälle und in der großen Fläche Niedersachsens registrierte das zuständige Landeskriminalamt (LKA) bis Ende des Jahres 2019 nahezu 7.000 Fälle – rund 3.000 Fälle mehr als im Jahr 2018.

Im Durchschnitt erbeuteten die Täter rund 35.000 Euro pro Opfer. Aber es geht auch um viel höhere Beträge. Im Raum Lüneburg verlor vor wenigen Wochen eine Frau Gold und Bargeld im Wert eines sechsstelligen Euro-Betrages. In der Nähe Hannovers übergab ein älteres Ehepaar Goldbarren im Wert von weit mehr als 100.000 Euro.

Geldabholung hat geklappt; jetzt das Gold

Den größten finanziellen Schaden hatte im Januar 2020 ein Rentner aus Hessen. Ihn hatten Betrüger durch einen falschen Polizisten glauben lassen, die Polizei habe eine Diebesbande festgenommen, aber drei Täter seien noch auf freiem Fuß. Bei einem der Festgenommenen habe die Polizei ein Notizbuch mit seinen persönlichen Gefunden. Das deute darauf hin, dass man es nun auf den Rentner abgesehen habe. Der Rentner glaubte diese erfundene Geschichte, weil er ein "gebranntes Kind" war und vor Jahren schon einmal Opfer einer Betrügerei gewesen war. Um es abzukürzen: Der Rentner deponierte entsprechend der telefonischen Anweisungen all sein Geld und seinen Schmuck vor seiner Haustür. Weil die Abholung so gut geklappt hat, verfuhr er entsprechend neuer Anweisungen eine Woche später mit seinem bei seiner Hausbank deponierten Gold genauso. Gesamtschaden: Etwa 700.000 Euro.

 

Die Dunkelziffer ist sehr hoch

Die Polizei geht von einer hohen Dunkelziffer aus. Eine Studie des LKA Niedersachsen von 2017 habe erbracht, dass nur knapp jedes vierte Betrugsdelikt angezeigt werde, sagte die Kriminalpolizei. Bei Straftaten gegen ältere Menschen sei sogar von einer noch geringeren Quote der Meldung von Betrug oder von Betrugsversuchen auszugehen, weil die Geschädigten aus Scham oder Angst vor den Reaktionen ihrer Angehörigen häufig schwiegen.

Die fiesen Tricks der falschen Polizisten

Ihre Betrugsmaschen haben die Kriminellen immer weiter verfeinert und professionalisiert.

So werden den potentiellen Opfern während des Anrufs im Hintergrund die Geräusche einer Polizeidienststelle vom Tonband abgespielt. Gut zu hören ist oft im Hintergrund das Geräusch eine Martinshorns. Oft werden die Opfer von "Kommissar" zu "Kommissar" und sogar mit dem vermeintlich zuständigen Staatsanwalt verbunden.

Mit ihrer eigenen, speziellen Software können die Täter den Anruf so steuern, dass auf dem Telefon des Opfers die Nummer 110 erscheint.

In einigen Fällen lassen sich die Täter auch "zurückrufen", um ihre Echtheit zu belegen: Dabei sollen die Opfer die 110 wählen, ohne vorher aufgelegt zu haben, weil sie ja schon mit der Polizei verbunden seien. So bleiben die Betrüger in der Leitung und gaukeln ihren Opfern vor, dass sie jetzt mit der Notrufzentrale verbunden seien.

Die falschen Polizisten haben es vor allem auf ältere Menschen abgesehen. Diese Personengruppe hat oftmals großen Respekt vor der Polizei. Systematisch durchsuchen deshalb die Trickbetrüger Telefonbücher nach alt klingenden Vornamen und rufen die älteren Menschen gezielt an. Dabei arbeiten sie oft systematisch Orte und einzelne Straßenzüge ab. Das ermöglicht auch die täterseitige Logistik. Denn dann können die Täter die Beuten geschlossen abtransportieren und sich schnell aus dem Staub machen.

Schutz vor falschen Polizisten: Trickbetrüger erkennen

Die Abteilung Aufklärung beim Landeskriminalamt Hamburg hat inzwischen aufgrund ihrer jüngsten Erfahrungen einige Tipps zusammengestellt, woran man falsche Polizisten erkennen kann.

  • Die Polizei ruft niemals an, um Personen nach Vermögenswerten oder den Verstecken von Wertsachen und Geld zu befragen. Außerdem erfragen Polizisten keine Bankdaten wie Kontonummer, Kontostand oder den Inhalt von Schließfächern.
  • Bei Anrufen der Polizei erscheint die Nummer 110 nicht im Telefon-Display.
  • Die Polizei setzt niemanden unter dem Vorwand unter Druck, Ermittlungsbehörden unterstützen zu müssen.
  • Wer seinen Vornamen im Telefonbuch abkürzt, reduziert die Gefahr, von Trickbetrügern als potenzielles Opfer ausgewählt zu werden. Abgesehen haben es die falsche Polizisten vor allem auf ältere Menschen. Oft sind sie über die Vornamen als Ältere einzuschätzen
  • Die potenziellen Opfer werden zunächst aus dem Ausland angerufen. Die Anrufer geben sich dann als Polizisten aus. Mit Lügengeschichten versuchen sie ihre Opfer dazu zu bewegen, Geld, Gold und Schmuck angeblichen Polizisten zu übergeben. Die Wertgegenstände, so tischen es die Anrufer ihren Opfern auf, würden sonst Einbrechern oder vermeintlich betrügerischen Bankmitarbeitern in die Hände fallen. Fällt jemand auf die Masche herein, werden Abholer geschickt. Diese geben sich ebenfalls als Polizeibeamte aus und nehmen die Beute mit.
  • Im Zweifel einfach das Telefonat beenden. Ein gesundes Misstrauen ist keine Unhöflichkeit.
  • An der Haustür schrecken die falschen Polizisten nicht davor zurück, gefälschte Dienstausweise vorzuzeigen. So wollen sie sich Zutritt in die Wohnung oder das Haus ihrer Opfer zu verschaffen, um Schmuck und Bargeld zu stehlen.
  • Per Post oder E-Mail fordern die Betrüger ihre Opfer zur Zahlung höherer Geldsummen auf: Sie verschicken beispielsweise Haftbefehle mit der Aufforderung, die im Schreiben genannte Geldstrafe zu bezahlen, ansonsten drohe die Inhaftierung.
  • Anrufer mit ungewöhnlichen Ziffern oder unbekannten Vorwahlnummern sollte man nicht zurückrufen.
  • Bei der Weitergabe der persönlichen Daten ist äußerste Vorsicht geboten. Sie gehen Fremde nichts an.
  • Wer von mutmaßlich falschen Polizisten kontaktiert wurde, sollte sich unabhängig von deren erteilten Anweisungen umgehend mit einer Vertrauensperson in Verbindung setzen.

 

Weitere allgemein gültige Tipps der Polizei

Lassen Sie grundsätzlich keine Unbekannten in Ihre Wohnung

Fordern Sie von angeblichen Amtspersonen, zum Beispiel Polizisten, den Dienstausweis und prüfen Sie ihn genau.

Rufen Sie beim geringsten Zweifel bei der Behörde an, von der die angebliche Amtsperson kommt

Die Polizei bittet niemals am Telefon um Geldbeträge.

Geben Sie am Telefon keine Details zu Ihren finanziellen Verhältnissen preis

Lassen Sie sich am Telefon nicht unter Druck setzen. Legen Sie einfach auf.

Übergeben Sie niemals Geld an unbekannte Personen

Die "echte" Polizei ruft niemals unter der Telefonnummer 110 an. Sie ist ausschließlich eine Notrufnummer und nur für Notfälle wie Unfälle vorgehalten.

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