Dabei erstaunt im Hinblick auf die Mars-Erforschung, dass der vermeintlich seit Jahrzehnten erforschte Rote Planet immer noch geheimnisumwittert ist. Noch bis die Raumsonde Mariner 4 1965 erste Aufnahmen vom Mars zur Erde sendete, hielten selbst viele Astronomen die Existenz primitiver Lebensformen wie Flechten für möglich. Wurde der Mars bis dahin als aussichtsreichster Kandidat für Leben außerhalb der Erde erachtet, galt er ab Mitte der 1960er Jahre als lebensfeindliche Wüste. Ein Paradigma, das sich aber immer wieder drastisch sollte. Doch auch wenn die NASA für den 28. September 2015 eine bedeutende wissenschaftliche Entdeckung verspricht, dürfte sich der Sensationswert in Grenzen halten.

Flüssiges Wasser auf dem Mars?

Spekulationen konzentrieren sich derweil auf die Zusammensetzung der Teilnehmer dieser Pressekonferenz. Mit Lujendra Ojha und Alfred McEwen befinden sich zwei für ihre Forschungen über Abflussrinnen auf dem Mars bekannte Wissenschaftler. Folglich könnte es sich bei der bedeutenden Entdeckung um Hinweise auf flüssiges Wasser auf dem Mars handeln. Was wenig aufregend klingt, wäre dennoch bemerkenswert, da bislang auf keinem Planeten flüssiges Wasser gefunden wurde. Allerdings kann hierbei keine Rede von Ozeanen auf der Planetenoberfläche, sondern eher von unterirdischen Flüssen sein. Natürlich würde dies die faszinierende Frage aufwerfen, ob primitive Lebensformen auf dem Mars existieren, wird flüssiges Wasser doch per se mit Leben assoziiert.

Mars-Rover (Illustation)

Mars-Rover (Illustation) (Bild: https://pixabay.com/)

Die Verlautbarung unterirdischer Flusssysteme auf dem Mars entbehrte nicht einer gewissen Ironie: Ende des 19. Jahrhunderts wollte der berühmte Astronom Percival Lowell Marskanäle beobachtet haben, was er später sogar in einem Buch festhielt. Diese, so seine Spekulation, seien Relikte einer untergegangenen Marszivilisation. Auch wenn sich die vermeintlichen Marskanäle als optische Täuschungen entpuppten, könnte das Vorhandensein flüssigen Wassers auf dem Roten Planeten der Suche nach außerirdischem Leben neue Impulse verleihen, nachdem es bereits mehrfach angeblich entdeckt worden war.

Besuch vom Mars? Der Marsmeteorit

1996 etwa hatte der damalige NASA-Administrator Daniel S. Goldin die Weltöffentlichkeit mit der Aussage erstaunt, dass es Hinweise auf ehemals existierende Mars-Mikroben gebe. Selbst US-Präsident Bill Clinton hatte sich zu dieser Verlautbarung geäußert und eine Aufstockung der NASA-Mittel versprochen. Auslöser für die Sensationsmeldung waren Spuren fossiler Bakterien im bereits 1984 in der Antarktis entdeckten, vom Mars stammenden Meteoriten ALH 84001 gewesen. Sofort regten sich jedoch Zweifel, ob die Bakterien nicht durch Kontamination auf der Erde selbst in dem Meteoriteneingeschlossen geworden waren und somit nicht vom Mars stammten. Bis heute hält der Disput um den Marsmeteoriten ALH 84001 an. Ebenso wie jener um die Ergebnisse der von den Viking-Sonden durchgeführten Suche nach Marsleben.

Wiesen die Viking-Sonden Leben auf dem Mars nach?

Die 1976 auf dem Mars gelandeten Sonden Viking 1 und Viking 2 hatten jeweils winzige Bodenproben entnommen und diese biologischen Experimenten unterzogen, die klären sollten, ob organisches Leben auf dem Mars existiert. Obwohl die Ergebnisse keine eindeutigen Resultate erzielten – so entwich etwa der mit Nährlösung versetzten Probe Gas, was für einen biologischen Prozess spricht -, gelten die Viking-Experimente als Indizien gegen Leben auf dem Mars. Gilbert Levin, der zu den damaligen Entwicklern der Experimente zählt, hält die Ergebnisse allerdings für Hinweise für organisches Marsleben, womit er jedoch zu einer Minderheit unter den Marsforschern zählt.

Vernichtete ein Nuklearschlag marsianische Hochkultur?

Tiefer ins popkulturelle Bewusstsein drang jedoch eine andere Entdeckung der Viking-Sonden ein: Das berühmte "Marsgesicht". die im Juli 1976 in der Cydonia-Region fotografierte Anomalie ähnelt zwar tatsächlich einem riesigen menschlichen Gesicht, doch weitere Aufnahmen enthüllten, dass es sich lediglich um eine optische Täuschung, entstanden durch das Zusammenspiel von Licht und Schatten, handelte. Für US-Autor Richard C. Hoagland steht dennoch fest, dass eine außerirdische Hochzivilisation vor Äonen ähnlich den Pyramiden ein Denkmal ihrer Baukunst fertigte. Allzu ernst kann man Hoagland, der unter anderem behauptet, dass der Mond in Wahrheit ein außerirdisches Raumschiff sei, nicht nehmen.

Nicht weniger abenteuerlich klingt die Theorie des US-Physikers Dr. John Brandenburg, laut der eine auf dem Mars existierende Hochkultur durch einen aus dem All geführten Atomschlag ausgelöscht wurde. Im Gegensatz zu Hoaglands bizarren Phantasien stützt sich Brandenburgs Theorie jedoch auf die Wissenschaft. Demnach spräche etwa das Vorhandensein nuklearer Isotope in der Mars-Atmosphäre sowie von Uran und Thorium auf der Marsoberfläche für nukleare Angriffe, die vor etwa 180 Millionen Jahren den blühenden Mars in eine lebensfeindliche Wüste verwandelt hätte.

Das berüchtigte "Mars-Gesicht"

Das berüchtigte "Mars-Gesicht" (Bild: https://pixabay.com/)

Mit derlei sensationellen Enthüllungen ist auf der NASA-Pressekonferenz nicht zu rechnen. Bereits der Fund flüssiger Wassers auf dem Mars würde für Aufsehen sorgen, nachdem auf einer NASA-Pressekonferenz vier Jahre zuvor die "Arsen- Mikroben" (Mikroben, die in ihrer DNS Phosphat angeblich durch Arsen ersetzten – eine inzwischen widerlegte Theorie) für reichlich ernüchterte Reaktionen gesorgt hatten. Die Hoffnungen auf eine tatsächlich revolutionäre Entdeckung sollten deshalb nach unten geschraubt werden.

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