Was kann man unter Umständen aus den Fingerhaus-Erfahrungsberichten im Internet negatives herauslesen?

Für technisch notwendige Änderungen sollte vor der Bemusterung eine Reserve von 10 % der Gesamtsumme einkalkuliert werden, damit das Haus nur aus technischer Sicht gebaut werden kann. Das ist aber wohl nicht so ungewöhnlich, in einer allgemeinen Information über Fertighäuser habe ich gelesen, dass man bei auch Fertighäusern immer einen gewissen Puffer einplanen sollte und der im Katalog abgedruckte Preis fast nie der Endpreis ist.

 

Möglicherweise ist Fingerhaus in einigen Punkten etwas langsam gewesen – bei der Übersendung des Angebots und bei der Aufstellung des Hauses.

Einige bemängeln, dass es einige Mängel gegeben habe (ob die schwerwiegend sind sehen die Leute teilweise auch unterschiedlich), und bei wenigen scheint die Mangelbeseitigung nicht zu deren Zufriedenheit geklappt zu haben bzw. hat lange auf sich warten lassen.

 

Einer klagte nachvollziehbar wütend darüber, dass sie bei dem "Bemusterungstermin" nicht betreut wurden. Alle anderen, die sie sahen, wurden betreut – es gab offenbar ein Terminabspracheproblem – für den Bauherrn wegen der weiten Anreise nachvollziehbar sehr ärgerlich, aber so etwas kann mal vorkommen.

Was sollte man sich nach den im Internet veröffentlichten Erfahrungen bei Fingerhaus u.a. selber vor Vertragsabschluss ansehen?

Hilfreich scheint es zu sein, sich die "Bemusterungsmöglichkeiten" genau anzusehen, also die Auswahl an Bodenbelägen, Badausstattungen, Türen und Fenstern einschließlich Haustechnik.

 

Jedenfalls, wenn einem die Qualität und Farbe etc. der Ausstattung wichtig ist und man Extrakosten vermeiden möchte. In einem Erfahrungsbericht ärgerten sich die Bauherren beispielsweise sehr darüber, dass sie die Ausführung für ein exklusives Haus genommen hatten und dennoch nur 6 helle Laminatsorten zur Auswahl standen.

Sind die Erfahrungsberichte über Fertighaus-Anbieter wie Fingerhaus im Internet repräsentativ?

Normalerweise kann man im Internet über alles Mögliche an Erfahrungsberichten lesen. Es gibt Positive, negative und gemischte. Darin erfährt man schon einmal alle möglichen interessanten Aspekte, auf die man sonst vielleicht nicht gekommen wäre. Dann bleibt allerdings noch die Aufgabe, die Berichte zu werten – was ist so positiv, dass es gekauft sein könnte, welche Richtung überwiegt, berichten tun eher Leute mit negativen Erfahrungen. Das funktioniert bei technischen Geräten, Reisen etc.

 

Als ich anfing über Fingerhaus zu recherchieren, gab es ein paar negative Berichte (die ich unten noch weiter schildere), aber das meiste war ziemlich positiv oder sogar überschwänglich. Das hat mich schon etwas irritiert. Zwar kann es ja durchaus sein (was ich auch immer noch gut für möglich halte) das Fingerhaus ein gutes Unternehmen ist, an dem es nicht viel auszusetzen gibt. Aber bei einem Hausbau läuft doch immer einiges nicht rund, und die Deutschen sind mäkelig, da hätte ich erwartet, dass es mehr kritische Berichte gibt.

Des Rätsels Lösung: Für Fingerhaus - und wahrscheinlich auch allen anderen Fertighausanbieter! - arbeiten aktive Rechtsanwälte. Sie durchforsten regelmäßig das Internet und drohen bei negativen Berichten häufig mit Klagen. Und die Hausbauer löschen dann lieber ihre Beiträge, als neben den Belastungen für das neue Haus noch Klagen zu riskieren. Erst wurde dieser Sachverhalt in Foren von einigen Berichten angedeutet. Dann habe ich es noch ein bisschen offizieller auf einer SEite des Hausbauforums gefunden: Das Forum "Konkretes Firmenfeedback" ist nur noch gegen Bezahlung zugänglich, weil die Anbieter und deren Rechtsanwälte so einen Druck auf das Hausbauforum ausgeübt haben, und die Benutzer oft nicht bereit waren, die von ihnen veröffentlichten Aussagen eidesstattlich zu bestätigen.

Update: Ein Leser hat sich gemeldet und berichtet, dass sie Geld dafür angeboten bekommen haben, dass sie ihre teilweise negativen Bericht löschen. So ein Angebot wird sicher vielfach angenommen - wer ist nach einem Bau nicht knapp bei Kasse.

(Die Hersteller von Wasserkochern z.B. treiben diesen Aufwand nicht, wahrscheinlich, weil die Kunden sich dabei nicht so intensiv vorab informieren und es nicht wichtig ist, wenn ein paar weniger verkauft werden. Häuser dagegen sind so teuer, dass sich die Kunden vorher lange informieren und die Anbieter einen großen Aufwand treiben, um keine potenziellen Kunden zu verlieren.)

 

Eine Möglichkeit zur Erlangung von ehrlichen negativen Informationen ist also die "Prime" Anmeldung beim Hausbauforum, was jeder für zurzeit knapp 10 Euro tun kann. Allerdings könnte ich mir vorstellen, dass viele Leute auch dort nicht so viel Negatives berichten, weil sie weiterhin mit Schwierigkeiten durch die Anbieter-Rechtsanwälte rechnen, die sich auch dort anmelden und alle Äußerungen verfolgen werden.

Wie kommt man dann an ausgewogene Erfahrungsberichte?

Eine Möglichkeit, an ehrliche Erfahrungsberichte zu kommen ist vielleicht sich in Foren zu melden, dort seine E-Mail-Adresse anzugeben und um Infos zu bitten.

 

Eine noch bessere, Leute zu suchen, die in der eigenen Umgebung mit Fingerhaus ein Haus gebaut haben und diese um ihre Einschätzung zu bitten. Denn die Erfahrungen der Leute in der eigenen Umgebung, genauer in der Umgebung, in der man das Haus bauen möchte, sind am relevantesten, da dort eher die gleichen Leute eingesetzt werden als am anderen Ende Deutschlands. Und es kann entscheidend sein, wer der Bauleiter etc. ist (immerhin das konnte ich aus den Erfahrungsberichten herauslesen).

 

Wie erfährt man von Fingerhaus-Bauherren? Im Bekanntenkreis umhören, auf typische Optik von Fingerhaus-Häusern achten, oder sogar direkt bei Fingerhaus nachfragen – wahrscheinlich werden einem stolz ein paar Gegenden gesagt, wo schon Häuser von ihnen stehen.

 

Wie spricht man die Bauherren an? Bekommt man die Information aus dem Bekanntenkreis, können die Bekannten vielleicht die Telefonnummer nennen. Wenn man das Haus nur von außen sieht, kann man im Sommer vielleicht die Leute mal im Garten ansprechen oder sogar klingeln und fragen. Das kostet sicher einige Überwindung, aber es ist für die Angesprochenen ja nicht so ein Aufwand, ein paar Sätze zur Bauphase zu sagen, vielleicht berichten sie sogar gerne darüber. Ich habe z.B. einmal als Studentin in Wohnheimen geklingelt, um sie mir zeigen zu lassen, und war sehr überrascht, wie viele mir sofort freundlich ihre Zimmer gezeigt haben.

Autor seit 12 Jahren
213 Seiten
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