Die Trauer im Christentum

Aus der Sicht des christlichen Glaubens, ist Trauer, eine besondere Form der Nächstenliebe. Das Totengebet, wie die Einsargungen, Einäscherungen, Gedenktage, Reliquienverehrung und Trauerfeiern werden als eine traditionelle Gebetsform für Verstorbene gesehen.

Moderne Trauersitten im deutschsprachigen Raum

Aufwändige Zeremonien, auch Grabsteine, die an den Verstorbenen erinnern, entfallen bei modernen Bestattungsformen oftmals. An die Stelle eines Priesters tritt heute bei Bestattungen oft ein professioneller und nicht konfessionell gebundener Trauerredner. Moderne Trauerrituale sind ebenfalls das Pflanzen eines Erinnerungsbaumes oder das Aufstellen von Holzkreuzen oder Blumensträußen am Straßenrand nach einem tödlichen Unfall. Kreativ war seit den 80er Jahren insbesondere die Gemeinschaft der Angehörigen von AIDS-Kranken, die an ihre Verstorbenen durch gemeinschaftlich handgenähte Quits (AIDS Memorial Quilt) erinnert.

Schutzsymbol -Erzengel

Schutzengel (Bild: bernswaelz / Pixabay)

So kann der Tod bekannt gemacht werden

Ist in der Familie jemand gestorben, wird sein Tod der Umwelt in der Zeitung in Form einer Familienanzeige oder eines persönlich oder mit der Post zugestellten Trauerbrief, der einen schwarzen Rand hat, mitgeteilt. Sein Beileid drücken die Trauernden den Hinterbliebenen durch mündliche Beileidsbekundungen, Beileidskarten, Einträge in Kondolenzbüchern und über Blumen- und Kranzspenden aus. Auf Letztere wird heutzutage oft, auf Bitte der Angehörigen, zugunsten von Geldspenden an gemeinnützige Einrichtungen, verzichtet. Es gibt auch Kondolenzeinträge auf virtuellen Friedhöfen. Für die empfangene Beileidsbekundung bedanken sich die Hinterbliebenen, höflicherweise, in einer Dankanzeige in der Zeitung oder gedruckten Karten oder Briefe. Sterben Politiker oder prominente Personen, wird eine Trauerbeflaggung an allen öffentlichen Gebäuden im Land, der Stadt oder dem Landkreis, angebracht. Mit Trauerzetteln oder der Anzeige in Zeitungen wird der Ort und Zeitpunkt eines öffentlichen Trauerzuges bekannt gegeben.

Welche Trauerkleidung ist üblich?

Menschen, die einen geliebten Angehörigen verloren haben zeigten in früheren Zeiten, in Deutschland ihre Trauer durch das Tragen von schwarzer Kleidung für mindestens ein Jahr. Frauen, meist in ländlicher Gegend, trugen auch nach diesem Jahr, nur noch dunkle Kleidung, die sie als Witwe kennzeichneten.

Hinterbliebene, die einem Bekannten oder Freund die letzte Ehre am Grab erweisen möchten, ziehen auch heutzutage zu diesem Zweck dunkle Kleidung an. Nach der Trauerfeier ist es nur, je nach Wunsch des Verstorbenen, für enge Familienangehörige üblich, sich für längere Zeit in Trauerkleidung zu zeigen. Freunde und Bekannte zeigen ihre Anteilnahme durch eine dunkle Kleidung oder Männer und Jungen, durch einen Trauerflor, der als Armbinde getragen wird. Frauen tragen oft über ihrem Hut einen Trauerschleier. Trauerkleidung, die traditionell oft während der gesamten Trauerzeit getragen wurde, ist heute meist nur noch am Tage der Bestattung gebräuchlich.

Hinterbliebene brauchen einen Ort zum trauern

Professor Dr. Thomas KlieDie Trauerkultur und damit auch die Friedhöfe sind einem starken gesellschaftlichen Wandel unterworfen. Professor Thomas Klie, der Universität Rostock, ist der Überzeugung, dass Deutschlands Friedhöfe verwaisen werden. Er befürchtet, dass in der Zukunft Friedhöfe nur noch grüne Wiesen, ohne eine individuelle Gestaltung sein werden. Vorzeichen dieser Entwicklung seien Urnengemeinschaftsanlagen, die, nach seiner Befürchtung, die Urnenreihengräber ablösen könnten.

Er ist überzeugt davon, dass, wenn die Trauer keinen Ort mehr hat, der Tote zweimal stirbt. Einmal biologisch und dann noch einmal in der Erinnerung seiner Angehörigen. Er sieht diese Entwicklung wie eine Spirale, denn zusätzlich verändern sich die Bestattungsriten und in der Folge, die Erinnerungskultur. Naturliebhaber wollen dieser Tendenz, mit einer Bestattung im Wald oder landschaftlich schön gelegenen Stellen, entgegenwirken.

In Baden-Württemberg erfüllen Wegkreuze, die von Betroffenen, Angehörigen oder Freunden, als Dank für göttliche Hilfe, aber auch als Trauerkreuze für Unfallopfer oder Erinnerungskreuze aufgestellt werde, diese Funktion.

Das Kreuz, und seine unmittelbare Umgebung, wird etwa ein Jahr mit Blumen, Kränzen und auch persönlichen Erinnerungsstücken geschmückt. Die Tradition der Unfallkreuze geht auf ältere Gedenkkreuze, zum Beispiel die Mahnkreuze und Mordkreuze zurück.

Ein Friedhof in einer Kirche?

Professor Klie ist der Meinung, dass die Kirche, da sie meist Trägerin der Friedhöfe sei, um dem entgegenzusteuern "angemessen kulturelle Zeichen setzen müsse. Es gehe auch darum zu überlegen, unter welchen Bedingungen Trauerstätten, in derzeit in nicht mehr rein gottesdienstlich genutzten Kirchen, eingerichtet werden könnten. "Das bislang überzeugendste Beispiel sei die Grabeskirche St. Josef in Aachen." Er kann sich vorstellen, dass auch die Rostocker Unikirche, in einem Teilbereich, ebenfalls als Grabeskirche dienen könne. "Jetzt 30-Jährige werden sich zu einem hohen Prozentsatz für die anonyme Form der Urnenbeisetzung entscheiden", sagt Klie. "Aber wie entscheiden sich jetzt 80-Jährige für ihre Beerdigung?" Diese Fragestellung wird an der theologischen Fakultät der Uni Rostock erforscht.

Trauer -auch im Internet

Nach einem US-amerikanischen Vorbild bieten Medieninformatiker aus Bremen seit Januar 2009 im Internet den Cyber-Friedhof Unsereliebsten.de an. Dort können selbst Hinterbliebene, die an verschiedenen Orten der Welt leben, an erstellten virtuelle Grabstätten trauern und das Andenken an die Verstorbenen mit anderen teilen. Der Vorteil: Diese Familiengräber sind pflegeleicht und ersetzen Stein und Blumen. Es wird am PC ein Kondolenzbuch, welches Bilder und Filme enthalten kann, inklusive eines Live-Chats angeboten. Es sind monatliche Buchungen und solche für 30 Jahre erhältlich.

Trauer im Internet

Professor bezweifelt die Behauptung, dass der Tod verdrängt werde

Die Theologische Fakultät Rostock will, zusammen mit der Theologischen Fakultät Kiel, das Thema "Lebenskunst-Sterbekunst" zu einem Forschungsprojekt machen. Für Professor Klie steht fest, dass Trauernde heute keinen Status mehr haben. Wenn sich heute jemand schwarz kleide, werde in ihm eher ein Punk vermutet. Mit der Bedeutung und Gestaltung der Friedhöfe habe sich auch die Trauerkultur verändert. Man sehe einem Menschen äußerlich kaum mehr an, dass er um einen Verstorbenen trauert.

Moderne Trauerrituale in anderen Ländern

Unfallkreuze, die am Ort des Geschehens aufgestellt werden, sind in der gesamten westlichen Welt und in den USA, Australien, Lateinamerika aber auch in Japan, bekannt. In den Vereinigten Staaten ist es üblich, an den Verstorbenen mit einem Aufkleber am Auto zu erinnern.

Eine Trauerbegleitung durch Psychologen, Seelsorger und Notfallseelsorger

Trauerbegleitung wird heute nicht nur von Angehörigen, Freunden, Bekannten und Seelsorgern, sondern auch von Psychotherapeuten, Selbsthilfegruppen, Trauernetzwerken und von Bestattern geleistet.

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