Welche Auswirkungen hat der Wintertermin?

Der Saisonablauf in allen Ligen muss weltweit neu überdacht und neu ausgeschrieben werden. Für beispielsweise die Bundesliga, die Primera Division oder die Premier League in England mit dem lukrativen Boxingday am zweiten Weihnachtstag und Internationale Wettkämpfe wie Champions League und Europa League mit den entscheidenden Spielen der Gruppenphase müssen völlig neue Zeitfenster geschaffen werden. Denn die Vereine müssen in dieser Zeit ihre namhaftesten Spieler für zirka zwei bis drei Monate je nach der geplanten Vorbereitungszeit auf das WM Turnier an ihren nationalen Verband abstellen. Das kostet Geld, viel Geld. Für Kompensationszahlungen kommt nur die FIFA in Frage.

Und was passiert mit den Spielern, die nicht in ihren Nationalmannschaften tätig sind? Haben sie drei Monate Training ohne jegliche Wettkampfpraxis? Selbst im eigenen Garten finden sie während der Monate Oktober bis Dezember kaum noch ausreichende Beschäftigung. Wird die Bundesliga 2022 ohne Sommerpause von März bis Anfang Oktober durchspielen und dann ihren Meister küren? Oder wird es eine zwei- bis dreimonatige Winterpause geben? Schließlich will auch der Wintersport nicht auf seine TV-Übertragungen, Einschaltquoten und lukrativen Werbeeinnahmen verzichten.

In der Annahme, die WM in Katar werde wie ausgeschrieben im Juni/Juli stattfinden, hat der US-Sender Fox die Vermarktungsrechte an der WM erworben.. Wie groß ist sein Interesse, eine Übertragung der Spiele zu 100 Prozent zu gewährleisten, wenn zur selben Zeit der amerikanische TV-Spitzensport Football vor dem Super Bowl in seine entscheidende Phase geht?

Gerüchten zufolge soll Fox "für weniger als ein Butterbrot" von der FIFA bereits die Vergaberechte für die WM 2026 zum Ausgleich für den schlechten Termin 2022 erhalten haben.

Was bleibt den Zuschauern?

Nur zwei Erkenntnisse:

Nr.1: Ein Sommermärchen bei Grillwetter wird es nicht geben. Entweder Public Viewing unter Heizpilzen auf den Weihnachtsmärkten mit Punsch und Glühwein, Schals und Handschuhen oder Parties im beheizten Wohnzimmer heißt die Alternative. Oder anders ausgedrückt: Zwischen den Weihnachtseinkäufen kann Fußball in der Wüste geschaut werden – wenn es nicht "Bindfäden regnet", wie so oft im Dezember in Katar, wo die trockene Erde oft das Regenwasser gar nicht aufnehmen kann.

Nr.2: Im Fußball geht es um Macht und Geld, nicht um die Zuschauer und schon gar nicht ihre Interessen.

und eine Hoffnung für die treuen Fans, die eine Reise nach Katar wagen:

Vielleicht finden sie ja nach der Abreise auch eine wertvolle Schweizer Uhr im Wert von 25.000 Euro in ihrem Gepäck und können sich gar nicht erklären, wie die da wohl hingekommen ist.

Katar - ein Wüstenstaat auf dem Weg in die sportliche Spitze?

Katar versucht, die sportliche Herausforderung zu nutzen

Einige informationen über die Stadien der Fußball WM 2022 sind bereits über die Website der Botschaft von Katar einzusehen. Aber nicht nur der Staat bereitet sich akribsch vor, auch die Mannschaft soll mindestens das Achtelfinale erreichen.

Erinnern Sie sich noch an die Handball WM im Januar 2015 in Katar? Mit dem Zuschlag für die WM 2015 begann in Katar das Casting international erfolgreicher Handballspieler. Das war möglich, weil die Statuten der Internationalen Handball Föderation IHF vorsehen, daß eine dreijährige Pause bei Länderspielen reicht, um bei großen Turnieren für eine neue Nation zu spielen. Katar lockte mit viel Geld internationale Top-Stars ins Land, um eine sportlich schlagkräftige Truppe auf die Beine zu stellen. Ein Katarer stand nicht in der Mannschaft. Der Erfolg gab ihnen Recht, denn Katar wurde hinter Weltmeister Frankreich Zweiter und räumte auf dem Weg ins Finale Mannschaften wie Polen und Deutschland aus dem Weg.

Diese Drei-Jahres-Frist gibt es im Fußball nicht. Deshalb hat Katar den belgischen Verein KAS Eupen gekauft und betreibt diesen Verein quasi als Ausbildungsteam mit vielen jungen Afrikanern ohne Einsatz in ihren jeweiligen Nationalteams. Die besten Spieler aus Eupen könnten 2022 für Katar auflaufen und Katars Staatsangehörigkeit besitzen. Bis dahin soll Eupen mit Hilfe des Geldes aus Katar in die erste belgische Liga aufsteigen, um weiter Erfahrung im höherklassigen Fußball zu sammeln. Bei der WM im eigenen Lande soll die für Katar spielende Mannschaft mindestens das Viertelfinale erreichen. Die Petrodollars werden es schon richten.

Blatter einziger ernsthafter Kandidat

Nach der merkwürdigen Entscheidung für Katar und gegen den Sport, die Gesundheit der Akteure mit den dubiosen Diskussionen um den richtigen Termin wird das höchste Gremium der FIFA, der Kongress, am 29. Mai die nächste höchst diskussionswürdige Entscheidung fällen und den 78-jährigen Präsidenten Joseph S. Blatter in seine nunmehr fünfte Amtsperiode schicken und weiterhin mit einem Jahresgehalt von einer Million US-Dollar ausstatten. Die Aufforderung der UEFA an Blatter, nicht wieder zu kandidieren, bezeichnete dieser als "größte Respektlosigkeit".

Blatters Wahl wird unangefochten sein, denn die Kontinentalverbände Südamerikas, Afrikas, Asiens und Ozeaniens haben Blatter bereits geschlossen ihre Unterstützung zugesagt. Die Wahl der Gegenkandidaten FIFA-Vize Prinz Ali bin al-Hussein, Portugals Ex-Weltfußballer Luis Figo und der niederländische Verbandschef Michael van Praag erscheint aussichtslos, denn sie entstammen allein der UEFA, dem europäischen Fußballverband.

Immer wieder Bestechungsvorwürfe und Schmiergeldspekulationen

Gegen die FIFA und die handelnden Personen werden seit Jahren immer wieder zum Teil unbewiesene oder strafrechtlich nicht durchgestandene Vorwürfe laut. Sie müssen an dieser Stelle nicht noch einmal wiederholt werden.

Fakt ist allerdings, daß in den letzten fünf Jahren acht Mitglieder des 25-köpfigen Exekutivkomitees, des höchsten und durch den Kongress eingesetzten Entscheidungsgremiums der FIFA, wegen Korruptionsvorwürfen zurücktraten. Fakt ist auch, dass der Bericht der Ethikkommission über die Modalitäten der Vergabe der WM an Katar der Öffentlichkeit nicht vorliegt. Hier scheinen Macht wie bei der Vergabe der WM 2018 an Russland und Geld wie bei der Vergabe der WM 2022 an Katar ethische Probleme spielend leicht an den Rand drängen zu können.

Dubiose Vergabe der Fußball WM

Natürlich wurden im Zusammenhang mit der Vergabe der WM an Katar Korruptionsvorwürfe laut, die nicht bewiesen worden sind. Menschenrechtsverletzungen beim Bau von Stadien und der Infrastruktur des WM-Turniers werden beklagt und polarisieren die Lager. Der Internationale Gewerkschaftsbund ITUC spricht wegen der erbarmungslosen Hitze von mindestens 4.000 verstorbenen Gastarbeitern bis Turnierbeginn.

Ein Ausschuss des Europarates hatte im Januar 2015 die FIFA aufgefordert, dem Emirat Katar wegen der offensichtlichen Korruptionsaffäre die Austragung der Weltmeisterschaft zu entziehen, "weil der Vergabeprozess an das Emirat sei zutiefst illegal gewesen sei": Ohne feststellbare Reaktion der FIFA. Stattdessen stellte FIFA-Generalsekretär Jérôme Valcke nach einer FIFA-Sitzung lapidar fest, es habe nach all den Diskussionen nur die Lösung November und Dezember 2022 gegeben. Sicherheitshalber lehnte Valcke Forderungen nach Kompensationszahlungen an die Vereine erst einmal ab und verwies auf die Abstellgebühren, die die Fifa an die Vereine zahle. Das seien bei der WM 2014 erkleckliche 70 Millionen US-Dollar gewesen.

Deutschland bezahlte für das Sommermärchen der Fußball WM 2006 in Deutschland ungefähr acht Milliarden Euro. Das Turnier in Katar 2022 soll neun Mal so teuer werden und 73 Milliarden Euro kosten.

Die FIFA-Geldmaschine WM ist angelaufen und nicht mehr anzuhalten.

Die FIFA Präsidenten

Acht Präsidenten standen seit der Gründung des Weltfußballverbandes im Jahr 1904 an der Spitze der FIFA. Der Franzose Robert Guérin fand 2004 weitere sechs Nationen und konnte somit die FIFA gründen. Er amtierte zwei Jahre lang und nahm in seiner Amtszeit weitere acht Nationen auf, darunter auch den Erfinder des Fußballs England.

Ihm folgte für 12 Jahre bis 1918 der Engländer Daniel Burley Woolfall. Ihm ist die internationale Vereinheitlichung der Regeln zu verdanken. In seine Amtszeit fällt die Aufnahme der ersten nichteuropäischen Mitglieder Südafrika, Argentinien, Chile und USA.

Dritter Präsident war Jules Rimet aus Frankreich, der von 1921 bis 1954 amtierte. Er fühte 1930 erstmals eine WM durch und überreichte letztmals den Jules-Rimet-Pokal, die Trophäe für den Weltmeister, im Jahr 1954 an Spielführer Fritz Walter für Weltmeister Deutschland unter seinem Trainer Sepp Herberger. Deutschland hatte sich in der Qualifikation unter anderem gegen das damals autonome Saarland durchsetzen müssen, das von 1950 bis 1956 eigenständiges Mitglied der FIFA war. Deutschland gewann gegen das Saarland mit 3:0 und 3:1, qualifizierte sich und wurde Weltmeister mit einem 3:2 im Finale gegen den haushohen Favoriten Ungarn. Unter Rimet wuchs die Zahl der Mitglieder von 20 auf 85.

Nach der kurzen Präsidentschaft de Belgiers Rodolphe William Seeldrayers über nur wenige Monate übernahm der Engländer Arthur Drewry von 1955 bis 1961 das Ruder der FIFA. Sein Verdienst war die Reintegration der britischen Fußballverbände in die FIFA.

Von 1961 bis 1974 stand Stanley Rous aus England der FIFA vor. Unter seiner Ägide entwickelte sich die WM zum internationalen TV-Großereignis "live und in Farbe".

Ihm folgte für 24 Jahre bis 1998 João Havelange aus Brasilien. Er sorgte für die Ausweitung der Wettbewerbe (mehr Startplätze für die Nationen aus Afrika, Asien, Amerika und Ozeanien, WM für U17- und U-19 Mannschaften, Fußball WM der Frauen) und deren weltweite geldträchtige Vermarktung.

Seit 1998 residiert der ehremalige FIFA-Generalsekretät Joseph Blatter als Prädident in den heiligen Hallen des Fußball in der FIFA-Zentrale in Zürich. Dort arbeiten für insgesamt 204 Nationen als Mitglieder der FIFA rund 310 Mitarbeiter unter Leitung des Generalsekretärs.

Erstmals 2009 erzielte die FIFA mehr als eine Milliarde US-Dollar Umsatz bei einem Gewinn von knapp 20 Prozent. Die FIFA ist steuerbegünstigt und zahlt nach schweizerischem Steuerrecht keine Steuern auf ihre Gewinne.

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