Schweine als pfiffige Familientiere
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Genetiker erforschen seit einiger Zeit, ob sich auch der Fuchs, bekanntermaßen ein Raub- und Wildtier, als Gefährte des Menschen eignet. Immerhin breitet sich der Fuchs in Westeuropa als Folge der schwindenden natürlichen Lebensräume immer mehr auch in Stadtgebieten aus, z.B. in Frankfurt am Main wo sie durch Kleintiere und den Müll des Menschen auch eine gedeckte Speisetafel vorfinden.

Bereits seit 1959 beobachten Mitarbeiter des Instituts für Zytologie und Genetik Nowosibirsk Silberfüchse – eine genetische Farbvariante des mitteleuropäischen Rotfuchses – ursprünglich, um die Evolution des Wolfes zum Hund nachzuvollziehen. Ursprünglich 130 Füchse, die von Pelzfarmen stammten, wurden untereinander über mehrere Generationen gekreuzt, wobei bei jedem neuen Wurf die Reaktionen der Welpen auf den menschlichen Kontakt getestet wurden. Unter Leitung von Dmitri Beljajew gelang es so, mehrere tausend Jahre Domestikation auf einige Jahrzehnte zu reduzieren, indem stets nur die zutraulichsten Jungtiere für die weitere Zucht verwendet wurden. Schon nach wenigen Generationen konnten die Forscher beobachten, dass die Füchse nicht mehr nur keine Angst vor dem Menschen hatten, sondern sogar ihre Nähe suchten. Bei diesen Tieren setzten sich im Laufe der Zeit überraschenderweise auch hundeähnliche Merkmale in Verhalten und Erscheinungsbild durch, z.B. das für den wilden Fuchs untypische Winseln, Schwanzwedeln, kürzere Schwänze und Blessen auf der Stirn.

Das Verblüffende: Diese Veränderungen deuten daraufhin, dass es einen regelrechten Domestikations-Phänotyp geben könnte, also die Zahmheit von Tieren artenübergreifend (deshalb z.B. auch beim Hund) von einer Gengruppe gesteuert wird. Auch an anderen Stellen auf der Welt untersuchen Forscher mittlerweile die Unterschiede im Erbgut von Nutztieren und ihren wilden Vorfahren. Wenn sich feststellen ließe, wie sich Zähmung und Gewöhnung an den Menschen anhand der Gene äußert, dann könnte man vielleicht auch weitere Tierarten domestizieren – denn wohlgemerkt: Domestikation hat nichts mit andressierten Eigenschaften zu tun, wenn die wilden Instinkte durch Zucht über mehrere Generationen immer weiter verloren gehen, handelt es sich um eine neue Rasse. Vergleichsstudien gab es in Nowosibirsk bereits mit Ratten, Fischottern und Nerzen – und dem Gegenüber der zahmen Füchse: Aus den jeweils aggressivsten Fuchswelpen eines Jahrgangs wurde über Generationen hinweg eine Vergleichsgruppe gebildet – diese fletscht heute die Zähne oder schnappt nach den Gitterstäben wie ein Kampfhund, wenn sich Menschen nähern.

Die Forscher erhoffen sich, dass das Experiment langfristig auch über den Entwicklungsprozess des Menschen Aufschluss geben wird – ist unser heutiges Sozialverhalten vielleicht auch ein Ergebnis von "Domestikation"?

In Nowosibirsk sind die Forschungen inzwischen soweit fortgeschritten, dass die zahmen Silberfüchse als Haustiere angeboten werden. Auf der Internetseite des Instituts für Zytologie und Genetik Nowosibirsk kann man die zahmen Tiere kaufen – für stattliche 8000 Euro. Die Erlöse werden dazu verwendet, das Forschungsinstitut weiterzufinanzieren – denn seit dem Ende der Sowjetunionfehlen fehlen die Forschungsmittel.

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