"Fußgänger-Highways" in Wien?
Wiens neue Fußgängerbeauftragte plant unter anderem "Fußgänger-Highways" und "Info-Leitsysteme" für die offenbar retardierte Bevölkerung.Und wann kommt das "Ministry of Silly Walks"?
Immer, wenn man denkt, der Zenit an absurder Aufblähung der Bürokratie - eingedenk der fürs Steuervieh unangenehmen Flatulenzen - sei bereits erreicht, überrascht einen der Ein- und Reinfallsreichtum der Behörden. Die Stadt Wien nennt nach dem Radverkehrsbeauftragten nun auch eine Fußgängerbeauftragte ihr eigen.
Angesichts dessen scheint es nur noch eine Frage der Zeit zu sein, bis Monty Python's legendärer Sketch "Ministry of Silly Walks" in Bürokratien, pardon: Österreich, in Steuergeld verschlingende Realität umgesetzt werden könnte. Der Kreativität beim Ersinnen neuer Steuern bzw. Schaffung von Posten, die in einem Freien Markt niemals entstünden, da kein Mensch ihre "Dienste" beanspruchte, sind bekanntlich keine staatlichen Grenzen gesetzt. Selbst die in Witzen oft als Synonym für absurde Abgaben verwendete "Luftsteuer" ist in Österreich gang und gäbe, wenngleich sie von den Behörden als "Gebrauchsgebühr" tituliert wird.
Unerlässlich: Gender Mainstreaming für FußgängerInnen
In der trotz unzähliger Abgaben hoch verschuldeten einstigen Weltstadt Wien scheint jedes Mittel recht, um neue Posten zu schaffen bzw. alte zu erhalten. Wachsender Beliebtheit erfreuen sich seit Jahren "Gender Mainstreaming"-Projekte, meist leicht daran zu erkennen, dass völlig nichtssagender, hirnschwurbeliger und realitätsferner Nonsense in wichtigtuerische Worte gegossen und als ernsthafte Studie verkauft wird. Hierzu lese der geneigte Leser - nüchterner Magen wird ausdrücklich empfohlen - die Studie "Gender Mainstreaming Pilotbezirk Mariahilf" (PDF-Dokument). Ganz wichtig bei solchen Studien sind natürlich Anglizismen:
"Neben einer europaweiten Best-Practice-Recherche zu Gender Mainstreaming in der
Planung beauftragte die Leitstelle Alltags- und Frauengerechtes Planen und Bauen
eine Studie zur Umlegung der Qualitätsansprüche des Masterplans Verkehr auf den
Gender Mainstreaming Pilotbezirk Mariahilf."
Unerlässlich ist die Selbstbeweihräucherung im Resümee solcher Studien und Projekte, bei gleichzeitigem Dreschen unverbindlicher Allgemeinplätze:
"Insgesamt ist es gelungen, durch den Gender –Mainstreaming Pilotbezirk Mariahilf
den FußgängerInneninteressen einen höheren Stellenwert im Bewusstsein sowohl
der PlanerInnen als auch der politisch Verantwortlichen einzuräumen und auch
außerhalb des sechsten Bezirks das Interesse für die neue Planungsstrategie
Gender Mainstreaming zu wecken. Es wurde damit gezeigt, dass die systematische
Berücksichtigung zielgruppenspezifischer Interessen Voraussetzung für die
Aufwertung des öffentlichen Raums ist."
Tatsächlich werden "zielgruppenspezifische Interessen" dort gewahrt, wo sie berücksichtigt werden. Beispielsweise, indem Autobahnen für den Autoverkehr und nicht für Schienenfahrzeuge konstruiert werden, oder indem Kinderspielplätze nicht auf Rollbahnen von Flughäfen errichtet werden. Derlei Banalitäten und Selbstverständlichkeiten müssen als verblüffend scharfe Beobachtungen mit anschließender "Problemlösung" verkauft werden, wie:
"Auch der "Qualität im Detail" wurde besonderes Augenmerk geschenkt. Als Beispiel sei hier die Verlängerung der Handläufe bei den großen Stiegenanlagen im Bezirk angeführt."
Denn es ist ja gewiss ausgeschlossen, dass Menschen ohne ihren Übervater Staat und seiner Helferlein in Form eines viele tausend Köpfe zählenden Beamtenheeres ihr Leben auf die Reihe brächten. Ein Stein, über den jeder Passant stolperte, bliebe somit für alle Zeiten dort liegen, ohne dass ihn jemand einfach wegräumte.
Die schwierigen Aufgaben einer Fußgängerbeauftragten
So gesehen war es nur eine Frage der Zeit, bis auch wir Fußgänger eine Anlaufstelle erhielten. Die erste Wiener Fußgängerbeauftragte - wenig überraschend aus den Reihen der GrünInnen stammend - weist zweifellos die hierfür nötigen Qualifikationen auf. Laut virtueller Visitenkarte war sie "politisch aktiv" bei "diversen Baustellenbesetzungen" und eines ihrer größten Anliegen ist, dass "der motorisierte Individualverkehr unattraktiver wird". Nun, für die Erreichung dieses Zieles gibt es wohl keine passendere Partei als die GrünInnen, deren Parteivorsitzende zwar selbst ganz gerne mit dem Auto fährt, anstatt brav zu radeln oder zu Fuß zu gehen, wie es sich für den steuerzahlenden Pöbel geziemte.
Welche Aufgaben und Visionen hat die neue Fußgängerbeauftragte eigentlich? Hierzu möge ein Interview Aufschluss geben.
"Als ein Ziel nannte Jens auch die Entwicklung eines Hauptroutennetzes - sogenannte Fußgänger-"Highways".
Das Konzept von Gehwegen ist ja auch so was von total retro, antik und out! Außerdem klingt "Highway" einfach cooler.
"Außerdem sollte es entlang dieser Routen Spielmöglichkeiten für Kinder und Orte zum Ausrasten und Verschnaufen geben."
Nun: Es gibt Spielplätze und so genannte "Parkbänke". Aber auch dies wäre schlichtweg zu einfach gedacht.
"Ein "leicht verständliches" Info-Leitsystem für Personen, die per pedes unterwegs sind, schwebt der 36-jährigen Chef-Fußgängerin der Stadt ebenfalls vor. Generell sei es ihr Anliegen, "dass seitens der Verwaltung und der Stadtplanung Fußgängern der rote Teppich ausgerollt wird"."
Hier ist ein ganz verrückter Gedanke meinerseits: Wird Fußgängern nicht überall dort der rote Teppich ausgerollt, wo keine Straße ist? Beispielsweise auf Gehwegen, Parks, Wohnstraßen, Grünflächen, etc.?
Oh, und mit vorweihnachtlicher Spannung freue ich mich auf das leicht verständliche Info-Leitsystem! Wie darf man sich das vorstellen? Etwa so?
Und:
Was täten wir nur ohne Übervater Staat!
Offenbar haben wir das Konzept des Zufußgehens tausende Jahre lang völlig missverstanden. Einen Fuß nach dem nächsten zu setzen, Hindernissen auszuweichen und sich nicht vom Viehkarren oder der Straßenbahn überrollen zu lassen, war wohl eine evolutionäre Sackgasse. GöttIn sei Dank haben wir den Übervater Staat, der uns zumindest in Wien künftig Gehwege und überlebensnotwendige Informationen zum Gehen und Orientieren beschert. Denn es hat schon seinen Grund, warum die Sumerer ausgestorben sind: Sie waren einfach zu dumm, sich zu Fuß fortzubewegen. Mit einem Fußgängerbeauftragten im Rücken hätten sie vielleicht die Welt erobert.
Erfreulich jedenfalls - und hier spricht natürlich der grünInne Neid aus dem Artikelautor - ist es, blank jeglicher Sorgen seinem neu geschaffenen Beruf samt Berufung nachgehen zu können:
"Wie viel Budget ihr zur Verfügung stehen wird, könne sie noch nicht sagen, versicherte sie."
Welche Rolle spielen finanzielle Überlegungen schon, wenn man Zugriff auf das Vermögen seiner Mitmenschen und somit völlig "legal" Diebstahl zum Geschäftsmodell erheben kann?
"Die Fußgängerbeauftragte besitzt übrigens kein Auto, fährt Rad und geht eben hauptsächlich zu Fuß."
Was vermutlich relativ einfach ist, wenn man in einer Stadt mit zahlreichen öffentlichen Verkehrsmitteln wohnt und nicht auf ein Auto angewiesen ist, um zur Arbeit zu fahren, die Kinder in die Schule zu bringen oder Einkäufe zu erledigen. All jenen, die fernab der mit Steuergeld gemästeten Verkehrsbetriebe wohnen sei ins Stammbuch geschrieben: Hättet ihr Baustellen besetzt und Nutztierethologie studiert, wärt ihr vielleicht Fußgängerbeauftragter geworden und würdet euren sozialen Dienst an der Gesellschaft versehen, anstatt ein Rädchen im bösen kapitalistischen System zu sein, das ärgerlicherweise notwendig ist, um den Staat überhaupt am Laufen zu halten und es ihm zu ermöglichen, realitätsferne Posten zu erschaffen.
Andere auf ihre Kosten "erziehen"
Das Erstaunlichste am Staat ist meiner unbescheidenen Meinung nach ohnedies seine Chuzpe, "seine" Bürger auf deren Kosten nach Gutdünken zu erziehen und dabei frech zu behaupten, zu ihrem Wohle zu handeln. Warum beim Fußgängerbeauftragten halten? Immer noch gehen die Untertanen durchs Leben, ohne über die Gefahren des Ein- und Ausatmens aufgeklärt zu werden! Ganz zu schweigen von unmenschlichen Akten der Diskriminierung, wie etwa dem Entsagen der romantischen Werbung um die Gunst eines potenziellen Lebenspartners. Die psychischen Folgeschäden einer solchen Ablehnung dürfen nicht länger den armen Gedemütigten überlassen werden! Wo bleibt der Verkuppelungsbeauftragte, der geschlechtsreife Männer und Frauen nach sozialen, multikulturellen und anti-rassistischen Gesichtspunkten zwangsweise vermählt? Warum sollte eine hübsche junge Frau einen hässlichen alten Säufer ohne Angabe triftiger Gründe ablehnen dürfen? Wo bleibt da die Gerechtigkeit? Ah, diese eiskalte, neo-liberale Ellenbogengesellschaft!
Man sieht: Es gibt noch viel zu tun bis zum Endsieg des Feelgood-Sozialismus Packen wir's an! Es kann ja nicht angehen, dass Leute ihr Leben selbst planen möchten, wenn doch der Staat viel besser weiß, was gut für uns ist.