Des Gärtners Schrecken

Lassen wir mal die Kaninchen beiseite, die ich mit dem Blumenkohlverbiss im Verdacht hatte - bis ich eines Frühmorgens die Raupen bei der Arbeit sah! Da sie aber eines Tages zu so herrlichen Schmetterlingen mutieren, habe ich sie einzeln mitsamt dem Blatt, an dem sie sich gütlich taten, abgepflückt, ihnen eine andere Stelle im wilden Gras zugewiesen.

Frisches BLinks: Wie ein frisch angelegtes Beet vor ungebetenen Gästen schützen wie den Pilgerraupen unten.

Raupen

 

 

 

 

 

 

A wie Ameisen

Dieses Jahr habe ich ein Hügelbeet angelegt, ordentlich Pferdemist dazu gefügt, die Mondphasen beim Ansäen von Radieschen, Petersilie, Feldsalat, Mohrrüben ebenso berücksichtigt wie die ideale Pflanzennachbarschaft. Doch es tat sich auch nach zwei Wochen noch nichts auf diesen Beeten, obwohl wir doch hier in einer überaus begünstigten Pflanzgegend lebten! Bis ich mich eines sehr, sehr frühen Morgens anschlich und Riesenameisen fleißig bei ihrer Arbeit sah. Es gibt jedes Frühjahr Versuche dieser Tierart, meinen Garten zu erobern, aber was dieses Jahr geschieht, schlägt alles!

Der Nachbar erklärt mir gönnerhaft, dass ich nach dem Aussäen den Boden immer gut unter Wasser halten solle, das mögen die Ameisen überhaupt nicht. Aber dabei kriege ich immer ein schlechtes Gewissen, denn andererseits gelten Ameisen ja auch als nützlich und sind doch beeindruckend intelligent: Sie bilden angeblich ein einziges Volk von Istanbul bis Gibraltar, kein Wunder, dass sie da auch bei mir vorbei kommen. Außerdem werden sie uns sowieso alle überleben, sagen Szenarios über weltweite Atom- oder Meteoriteneinschläge. Da sollte man es sich wohl mit dieser Spezies nicht verderben.

Seine Frau rät: Backpulver ausstreuen, da drehen die Ameisen um. Doch Backpulver im Garten? Die Nachbarin von der anderen Seite hingegen weiß, als echte abergläubische Einheimische, dass viele Ameisen Geld bedeuten sollen! Und das jetzt in wirtschaftlich schwierigen Zeiten, also:

Her mit den Ameisen!Titel Gärtner

 

 

Profi-Gärtner wie Miguel aus dem Buch "Mein andalusischer Gärtner" - von Gabriele Hefele, 144 Seiten, 10 Euro - raten dazu, immer gut wässern im Gemüsegarten bei neuer Saat, das schrecke die wasserscheuen Ameisen ab.

Gastabeiter in Lappland - Spanische Wegschnecken

Regen bringt sie besonders unübersehbar an den Tag, die Nacktschnecken, der Grauen eines jeden Gärtners! Lautlos kriechen sie wieder, jede Nacht, ziehen ihre hässlichen Schleimspuren, hinterlassen nur noch Gerippe der neuen eingesetzten Salatpflänzchen. Diese Weichtiere waren meine Intimfeinde von Anbeginn meiner Gartenkarriere, ich erkläre ihnen den Krieg – biologisches Gleichgewicht und Verständnis für die Tierwelt hin oder her!

Mit einer Unverfrorenheit, die ihresgleichen sucht, widmen sie sich nicht nur meiner neuen Anpflanzung, so dass von meinen neuen zehn Mangoldpflänzchen bisher nur vier überlebten, vom Salat nur eines, gestern fand ich eine im Fressnapf von Hündin Samba auf der gefliesten Terrasse! Damit nicht genug: Zwei von ihnen suhlten sich schon auf dem Fensterbrett, wo ich Zierblumen zur Verschönerung herunterhängen lasse, und waren wohl gerade dabei, sich sexuell zu stimulieren, um als Ergebnis mehrere hundert Eier zu hinterlassen!

 Viele Ratschläge, Ökofallen oder die falschen Pflanzen?

Was habe ich nicht schon alles ausprobiert: Als erstes natürlich die berühmten Ökofallen in Form von Gefäßen mit Bier: Irgendwie war am nächsten Tag überall das Bier ratzeputz weg, aber keine Schnecken in den Schüsseln, doch Samba taumelte etwas bei der morgendlichen Katzenjagd. Ich hatte aber auch mein listiges Pferd Raro im Verdacht, der ja gelernt hat, sich sein eigenes Bier zu brauen, indem er in der Tränke Gerstenkörner liegen lässt und der des öfteren in den Gemüsegarten einbricht.

Buch Schnecken

Zu meiner umfangreichen Bibliothek gehört ja auch eine ganze Gartenbuchabteilung mit einem Werk "Tipps gegen Schnecken". Die versteigen sich darin unter anderem zu dem Ratschlag, die Schnecken abzusammeln, natürlich mit Gummihandschuhen, aber das vorzugsweise dreimal des Nachts mit der Taschenlampe in der Hand, um die Erfolgsrate zu erhöhen. Da ich glücklicherweise über einen gesunden durchgängigen Schlaf verfüge, verwarf ich diese Idee sofort.

Ich war schon so verzeifelt, dass ich schon beinahe zu Gift gegriffen hätte. Aber nur beinahe, denn da schrie etwas in mir innerlich auf, schließlich heissen wir nicht umsonst BioRanch. Naturforscher raten sowieso ab von Gewalttätigkeiten im Garten, die die Athmosphäre vergiften. Aber komme mir keiner mit der Weisheit der stark durftenden Kräuter und Pflanzen, die den Schnecken den rastlosen Appetit vergällen würden, so da seien: Thymian, Oregano, Pfefferminze. Die neueste Forschung zeigt nämlich: Es handelt sich ja bei der bei uns tätigen Art um die der braunen Spanischen Wegschnecke, die ja diese Aromen gewohnt ist und die inzwischen zur Plage in ganz Europa geworden sein soll: Spanien ist ja sonst nicht gerade als Exportland bekannt, aber dieses Ungeheuer wurde sogar schon in Südlappland bei der Arbeit gesehen! Das Ende vom Lied:

 

 Ich habe mich mit ihnen resigniert zu einem Nebeneinan­derherleben arrangiert.



Bildnachweis: Gabriele Hefele, Andaluz Property, BLV-Verlag

Arlequina, am 03.04.2012
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